Manipulationssoftware

VW-Chef Winterkorn soll abgelöst werden

22.09.2015

Jetzt werden für notwendige Maßnahmen 6,5 Milliarden Euro zurückgestellt.

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Angesichts der schweren Vertrauenskrise bei Europas größtem Autobauer ist das Präsidium des Volkswagen-Aufsichtsrats am Dienstagabend zu einer Sitzung zusammengekommen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen. Nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" tagte das Gremium in Gegenwart von Topmanagern des Konzerns.

Nach dem Ende der Sitzung wurde zunächst nichts bekannt über mögliche Beschlüsse. Das Treffen sollte am Mittwoch fortgesetzt werden.

Winterkorn will bleiben
Volkswagen -Chef Martin Winterkorn tritt wegen der Vorwürfe um Abgas-Manipulationen in den USA nicht zurück. Es wäre falsch, wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger, die ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerät, sagte Winterkorn in einem Video-Statement, das auf der Webseite des Konzerns veröffentlicht wurde.

 "Deshalb bitte ich um ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg."

Entschuldigung
Im Diesel-Skandal bei VW hat Vorstandschef Martin Winterkorn öffentlich um Entschuldigung gebeten. In einem Video-Auftritt versprach er am Dienstag rasche und transparente Aufklärung und Wiedergutmachung. Er meinte: "Die Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Antworten auf alle Fragen."

   Der 68-Jährige betonte: "Es tut mir unendlich leid, dass wir dieses Vertrauen enttäuscht haben. Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten."

Gerüchte um Ablösung

Der Volkswagen-Konzern hat laut einem Zeitungsbericht die Krisensitzung seines Aufsichtsratspräsidiums vorgezogen. Das Gremium komme nicht erst am Mittwoch zusammen, sondern tage bereits am Dienstagabend am Flughafen Braunschweig, berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" vorab.

Unter Berufung auf Kreise des Aufsichtsrats hieß es, VW-Chef Martin Winterkorn habe wegen der Abgas-Affäre das Vertrauen großer Aktionäre verloren. Er stehe deshalb offenbar unmittelbar vor der Ablösung.

Bei Volkswagen war am Abend niemand für eine Stellungnahme zu dem erreichbar.
 

Manipulation
Die Software zur Manipulation der Abgaswerte ist nach Angaben des Volkswagen -Konzerns auch in weiteren Dieselfahrzeugen eingebaut. Weltweit seien elf Millionen Fahrzeuge betroffen, teilte VW am Dienstag in Wolfsburg mit. Die beanstandete Software beeinflusse aber weder Fahrverhalten, Verbrauch noch Emissionen.

Für "notwendige Servicemaßnahmen" und weitere Anstrengungen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, wolle Volkswagen im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 6,5 Milliarden Euro zurückstellen. Die Ergebnisziele für das Jahr 2015 würden "dementsprechend angepasst".

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Gewinnwarnung
Im dritten Quartal wird VW nun aller Voraussicht nach wegen einer milliardenschweren Rückstellung in die roten Zahlen rutschen. Von Bloomberg befragte Experten hatten vor Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgastests mit einem Gewinn von knapp 3 Milliarden Euro gerechnet.

Die US-Umweltbehörde EPA hatte am Freitag bekannt gegeben, dass der Autobaue eine Software entwickelt hat, mit der Vorgaben zur Luftreinhaltung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb der Dieselautos erfüllt wurden. Die Dieselfahrzeuge stießen folglich im regulären Straßenverkehr mehr gesundheitsschädliche Stickoxide aus als erlaubt.

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"Typ EA 189"-Motor betroffen
"Auffällig" seien Motoren vom Typ EA 189, teilte Volkswagen mit. Sie seien in rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eingebaut. Bei diesem Motortyp seien eine "auffällige Abweichung zwischen Prüfstandswerten und realem Fahrbetrieb" festgestellt worden. Volkswagen arbeite daran, diese Abweichungen "mit technischen Maßnahmen" zu beseitigen.

Volkswagen betonte am Dienstag, der Konzern treibe die Aufklärung von Unregelmäßigkeiten "mit Hochdruck" voran. Volkswagen dulde keinerlei Gesetzesverstöße.

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