Offiziell im Amt

DIESES Land machte jetzt eine KI zur Ministerin

22.09.2025

In Albanien sorgt derzeit ein politisches Experiment für Gesprächsstoff. 

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Die Regierung des Ministerpräsidenten Edi Rama setzt erstmals auf eine Künstliche Intelligenz, die offiziell als Teil der Regierung vorgestellt wurde. Der Name der digitalen Figur lautet „Diella“ – übersetzt bedeutet das „Sonne“.

„Diella“ im Einsatz

Die Entscheidung fiel nach einer Abstimmung im Parlament in Tirana. Trotz Kritik der Opposition stimmte die sozialistische Mehrheit dem neuen Kabinett zu. Damit wurde auch der Einsatz von „Diella“ als digitale Unterstützerin beschlossen. Auf der offiziellen Kabinettsliste ist sie zwar nicht als Ministerin eingetragen. Allerdings steht dort, dass Premier Rama selbst für die Einrichtung und Funktionsweise des sogenannten „virtuellen Ministers für Künstliche Intelligenz“ verantwortlich ist. „Diella“ war bislang als einfacher Chatbot auf staatlichen Internetseiten aktiv. In der neuen Rolle soll sie künftig bei Verwaltungsakten eingesetzt werden – unter anderem, um Korruption bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen einzudämmen.

So sieht „Diella“ aus

Die digitale Figur erscheint als Frau in traditioneller Tracht. Ihr Gesicht basiert auf der Schauspielerin Anila Bisha, wie Medien aus Albanien berichten. In einer Rede vor dem Parlament ließ Rama sogar „Diella“ per Video sprechen. Dort stellte sich die Künstliche Intelligenz mit den Worten vor: „Hallo, ich bin Diella. Dank meiner Arbeit als Assistentin wurde ich zur Staatsministerin für Künstliche Intelligenz gewählt. Meine Mission ist es, die Arbeit der Regierung jeden Tag zu erleichtern.“

 

Zustimmung und Kritik

Während die Regierung das Projekt als Modernisierung darstellt, gibt es auch deutliche Skepsis. Fachleute warnen davor, einer Künstlichen Intelligenz zu viel Verantwortung zu übertragen. Der IT-Experte Erjon Curraj schrieb in der Online-Zeitschrift „Balkan Insight“, dass Entscheidungen über öffentliche Aufträge zwar unterstützt werden könnten, die letzte Verantwortung aber bei Menschen liegen müsse.

 

Auch die Opposition übte scharfe Kritik. Der Fraktionschef der konservativen Demokratischen Partei, Gazment Bardhi, nannte „Diella“ eine „Propaganda-Fantasie“. Er warf Premier Rama vor, mit einer „virtuellen Fassade“ von Missständen ablenken zu wollen. Ramas Sozialistische Partei hatte im Mai erneut die Wahl gewonnen und verfügt über die absolute Mehrheit. Der Premier ist zudem als bildender Künstler bekannt und fällt immer wieder durch ungewöhnliche politische Inszenierungen auf. 

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