Auch nachts
US Start-Up lässt uns bald Sonnenlicht per App bestellen
24.04.2025Die Stromgewinnung aus Sonnenenergie ist von einer einfachen Tatsache begrenzt: Nachts scheint keine Sonne. Ein Unternehmen aus Kalifornien (USA) will dieses Problem nun technisch umgehen – mit Hilfe eines Spiegels im Weltall.
Die Idee: Sonnenlicht soll reflektiert und auf bestimmte Orte auf der Erde gelenkt werden. Damit könnte man künftig auf Wunsch auch in der Nacht Sonnenlicht erhalten.
Sonnenlicht auf Abruf: Idee aus Kalifornien
Das Start-up „Reflect Orbital“ mit Sitz in Kalifornien (USA) entwickelt eine Technologie, mit der Sonnenstrahlen gezielt auf die Erde reflektiert werden sollen – selbst nach Sonnenuntergang. Herzstück des Projekts ist ein großer Spiegel, der sich im All befinden und Sonnenlicht auf ausgewählte Orte lenken soll. Die Idee ist simpel erklärt: Nutzerinnen und Nutzer können sich online registrieren, ihre GPS-Koordinaten angeben und so gezielt Licht anfordern.
Ben Nowack, der Gründer des Unternehmens, meint dazu in einem Video: „Aus irgendeinem Grund nehmen Menschen es einfach hin, dass es am Abend dunkel wird.“ Er sieht in seinem Projekt eine Möglichkeit, dieses „Problem“ zu lösen.
So funktioniert das System
Auf der Website von Reflect Orbital kann man gezielt Sonnenlicht „buchen“. Für jeweils vier Minuten kann ein Gebiet mit einem Radius von fünf Kilometern bestrahlt werden. Die Lieferung des Lichts soll laut Unternehmen ab dem vierten Quartal 2025 starten.
Zur Steuerung des Lichts wird eine Handy-App eingesetzt. In einem auf der Plattform X (früher Twitter) veröffentlichten Video zeigt Nowack, wie Nutzerinnen und Nutzer ihren Standort angeben und dann Licht aus dem All erhalten. Wie genau das gezeigte Video produziert wurde, ist nicht klar. Es besteht der Verdacht, dass dabei eine Drohne oder ein anderes fliegendes Gerät zum Einsatz kam. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits mit Drohnen und sogar einem Heißluftballon experimentiert, um die Technologie zu testen.
Langfristig plant Reflect Orbital, eine ganze Gruppe von Satelliten mit Spiegeln ins All zu bringen. Damit soll es möglich werden, große Flächen mit reflektiertem Licht zu versorgen – nicht nur für private Zwecke, sondern auch für Energiegewinnung oder andere Anwendungen.
Frühere Versuche aus Russland
Die Idee, Sonnenlicht aus dem Weltall zu reflektieren, ist nicht völlig neu. Bereits in den 1990er-Jahren gab es in Russland ein ähnliches Projekt namens Znamya (russisch für „Banner“). Im Jahr 1993 wurde von der Raumstation Mir ein Spiegel ausgebracht, der einen Lichtkegel mit einem Durchmesser von etwa fünf Kilometern erzeugte. Dieser war über Teilen Europas sichtbar. Ein größerer Test im Jahr 1999, bei dem ein sieben Kilometer großer Lichtkegel erzeugt werden sollte, scheiterte jedoch. Danach wurde das russische Projekt eingestellt.