"Erschreckende Wurschtigkeit"

IT-Sicherheitsbericht für Österreich

05.03.2013

Viele User gehen bei Updates und Co. extrem "schleißig" vor.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Einen Überblick über die aktuelle IT-Sicherheitslage in Österreich hat heute, Dienstag, Robert Schischka, Leiter des Computer Emergency Response Team (CERT), gezogen und heimischen Unternehmen eine teilweise "erschreckende Wurschtigkeit" konstatiert. "Wir haben Stammkunden, die alle paar Wochen kommen, weil sie immer wieder das Backup mit der Schwachstelle einspielen", bedauerte er bei einer Pressekonferenz in Wien.

Vermittlerrolle
Dabei wird CERT, das sich als eine Art Internet-Feuerwehr versteht, nicht selbst aktiv, sondern vermittelt die "Patienten" an Profis, die sich um die eigentliche Problemlösung kümmern. Und "Krankheiten" kann man sich im WWW mehr als genug einfangen: "Phishing feiert noch immer fröhliche Urstände", meinte Schischka. Ein hoher Prozentsatz ist hier nach wie vor mail-basiert und hat dennoch eine hohe Erfolgsquote.

Die Kriminellen werden immer professioneller, gehen nicht unbedingt gleich auf die Zugangsdaten von Finanzdienstleistungen los, sondern wählen den Umweg über Social Media. Die Opfer hätten dann mehr Vertrauen, wenn sie von Facebook-"Freunden" angeschrieben werden. "Der Informationsstand der Angreifer ist Dank dieser Möglichkeit zur Hintergrundrecherche ein ganz anderer als noch vor einigen Jahren", betonte der CERT-Leiter.

Hacker werden immer professioneller
Bei Malware wiederum werden die Täter zunehmend professioneller - und bei Opfern, bei denen es sich lohnt, wird auch mal telefonisch kontaktiert. So hat ein vermeintlicher Microsoft-Supportmitarbeiter bei Klein- und Mittelunternehmen angerufen, vor einem vermeintlichen Virenbefall berichtet und zur Installation eines Antivirenprogramms überredet, die in Wirklichkeit Schadsoftware war. "Unser Rat ist: Legen Sie eine gesunde Portion Skepsis an den Tag", sagte Schischka.

Update-Bewusstsein unzureichend
Beim Schließen von Sicherheitslücken, etwa bei Java, seien viele unglaublich schleißig. Und auch der Polizei- bzw. Bundeskriminalamt-Trojaner, egal ob in der primitiven Form oder bei jener, die etwa die Vorwürfe (Urheberrechtsverletzungen, Kinderpornografie, etc.) nach dem Surfverhalten des Opfers richtet, ist immer noch erfolgreich. Allerdings kennen die Experten kaum jemanden, dessen Festplatte nach Bezahlung des verlangten "Lösegeldes" wieder decodiert wurde. Manche sind gar nicht verschlüsselt - andere hingegen nicht mehr zu retten. "Das einzige, das hilft, sind regelmäßige Backups", empfiehlt Schischka. Und auch Daten im Netz seien nicht unbedingt sicher. "Angriffe auf die Cloud sind der nächste logische Schritt."

Meldepflicht
Roland Ledinger, Leiter des Government Computer Emergency Response Team (GovCERT.gv.at), das für den Behördenbereich zuständig ist, wünscht sich - wie die EU-Kommission - eine Meldepflicht für IT-Angriffe gegen wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Wasser und Energie, aber auch für den Finanzsektor. "So haben wir eine Chance, ein Lagebild zu bekommen und andere zu warnen." Allerdings sei es mit einer reinen Verpflichtung nicht getan: Vielmehr müsse man bei den Unternehmen Vertrauen schaffen, sie vor Bloßstellungen schützen und davon überzeugen, dass sie von einem derartigen schnellen Informationsaustausch und Frühwarnsystem letztendlich auch profitieren würden.


 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel