Neue Restriktionen

Meta macht Ernst: Instagram verschärft Jugendschutz

14.10.2025

Instagram will Jugendliche künftig besser vor unangemessenen Inhalten schützen. Meta, zu dem auch Facebook und WhatsApp gehören, führt dafür weltweit ein neues System ein, das an die amerikanische Altersfreigabe PG-13 erinnert – also eine Art Jugendschutzstufe für User unter 18 Jahren. 

Zur Vollversion des Artikels
© getty
Zur Vollversion des Artikels

Die Plattform reagiert damit auf anhaltende Kritik von Regierungen, Elternverbänden und Wissenschaftlern, die soziale Medien immer wieder für psychische Belastungen, gefährliche Trends und den ungehinderten Zugang zu sensiblen Inhalten verantwortlich machen. Der Schritt ist Teil einer breiten Bewegung: Digitale Plattformen sollen künftig ähnlich wie Filme oder Spiele eingestuft werden, um Jugendlichen mehr Schutz zu bieten.

Strengere Filter und automatische Einschränkungen

Teenager-Konten sollen künftig automatisch in einen geschützten Modus umgestellt werden. Das betrifft weltweit alle Nutzerinnen und Nutzer unter 18 Jahren – und damit auch österreichische Jugendliche, sobald das System in der EU aktiv ist.

In diesem Modus wird Instagram deutlich restriktiver: Beiträge mit vulgärer Sprache, Drogen, gefährlichen Stunts, sexualisierten Inhalten oder Gewalt werden weder empfohlen noch in den Feeds der Jugendlichen angezeigt. Selbst Suchanfragen nach Begriffen wie „Alkohol“ oder „Gore“ werden blockiert, auch wenn Nutzer sie absichtlich falsch schreiben. Darüber hinaus schränkt Instagram den Zugriff auf Konten ein, die regelmäßig „Erwachsenen-Inhalte“ posten – etwa durch Links zu Plattformen wie OnlyFans oder durch anstößige Profilbeschreibungen. Wenn Jugendliche solchen Konten bereits folgen, werden deren Inhalte und Nachrichten automatisch ausgeblendet.

Eltern bekommen mehr Kontrolle

Eltern sollen künftig stärker in die Nutzung eingebunden werden. Sie können festlegen, welche Inhalte ihre Kinder sehen, wann sie die App nutzen dürfen und ob sie mit fremden Personen schreiben können. Wer jünger als 16 Jahre ist, kann ohne Zustimmung der Eltern keine lockeren Einstellungen aktivieren. Zusätzlich gibt es zwei Varianten des Filtersystems: einen „eingeschränkten Modus“ für maximale Sicherheit und eine „Mehr-Inhalte“-Option für ältere Teenager, die sich mehr Freiraum wünschen. Diese Steuerungsmöglichkeiten sollen helfen, Konflikte zu vermeiden und Eltern eine aktive Rolle im digitalen Alltag ihrer Kinder zu geben – etwas, das bisher bei sozialen Netzwerken kaum vorgesehen war.

Ein „PG-13“-Internet: Die Idee hinter der Neuerung

Meta beschreibt das neue System als „digitale Entsprechung des PG-13-Ratings“. Es soll Jugendlichen eine sichere Umgebung bieten, ohne sie komplett vom sozialen Leben auszuschließen. Das Ziel: Inhalte sichtbar machen, die altersgerecht, inspirierend und sozial verträglich sind – und gleichzeitig riskante Trends oder schädliche Ideale ausblenden.

Der Konzern steht seit Jahren unter Druck. Interne Studien, die 2021 öffentlich wurden, zeigten, dass Instagram das Körperbild junger Mädchen negativ beeinflussen kann. Spätere Untersuchungen belegten, dass Jugendliche trotz Sicherheitsfiltern weiterhin problematische Inhalte zu Selbstverletzung, Essstörungen und gefährlichen Challenges sehen konnten. Mit dem neuen System versucht Meta nun, Vertrauen zurückzugewinnen – auch durch sichtbare Standards, die Eltern und Behörden nachvollziehen können.

Kritik: Wirksamkeit bleibt fraglich

Trotz der positiven Absicht bleibt Skepsis. Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass Jugendliche Altersbeschränkungen leicht umgehen können – etwa durch falsche Geburtsdaten oder alternative Konten. Auch sei es technisch schwierig, problematische Inhalte zuverlässig zu erkennen, da Filter und KI-Systeme kreative Umgehungsstrategien oft nicht erfassen. Kinderschutzorganisationen fordern daher mehr Transparenz: Meta solle offenlegen, wie die Filter arbeiten, wie viele Inhalte tatsächlich blockiert werden und wie Jugendliche die Änderungen erleben. Auch die Frage, wie ältere Teenager mit kritischen, aber gesellschaftlich relevanten Themen (z. B. Sexualaufklärung oder psychische Gesundheit) umgehen dürfen, bleibt ungelöst.

Das bedeutet es für Österreich

Für österreichische Nutzerinnen und Nutzer gilt: Das neue System wird in den kommenden Monaten auch in Europa eingeführt. Jugendliche Konten werden automatisch angepasst – es ist keine manuelle Anmeldung notwendig. Instagram passt das System an nationale Jugendschutzvorgaben an, etwa an das österreichische Jugendmedienschutzgesetz. Das bedeutet: Filter und Altersfreigaben orientieren sich künftig an europäischen Richtlinien, ähnlich wie bei FSK- oder PEGI-Einstufungen bei Filmen und Spielen. Eltern werden über die App benachrichtigt, wenn sich der Status ändert, und können dann zusätzliche Einschränkungen aktivieren oder Einstellungen anpassen.

 

 

 

 

Der weltweite Rollout erfolgt schrittweise – beginnend mit den englischsprachigen Ländern, anschließend in der EU. Die tatsächliche Einführung läuft laut Meta wie folgt:

  • Oktober 2025: Start des neuen PG-13-Systems in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien
  • Ende 2025: Testphase in ausgewählten EU-Ländern, um technische und rechtliche Anpassungen vorzunehmen
  • Frühjahr 2026: Flächendeckende Einführung in der gesamten Europäischen Union, einschließlich Österreich

Wenn der Zeitplan hält, werden österreichische Teenager spätestens im ersten Halbjahr 2026 automatisch in den neuen Modus überführt. Damit wird Instagram das erste große soziale Netzwerk sein, das weltweit ein einheitliches Altersfreigabesystem einführt – vergleichbar mit den Standards der Filmindustrie.

Ob das neue System tatsächlich mehr Schutz bringt oder nur kosmetische Wirkung zeigt, wird sich aber erst nach dem Start in Europa zeigen. 

Zur Vollversion des Artikels