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Google: Miniradar, smarte Kleidung & Co.

30.05.2015

IT-Riese präsentierte Neuheiten, die die Welt verändern sollen.

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© AFP
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Der Misserfolg der Datenbrille Glass hält Google nicht davon ab, mit großem Risiko an Zukunftsprojekten zu arbeiten - und diese Vorhaben auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco (wir berichteten von der Keynote live ) plauderte die Chefin der Google-Abteilung "Advanced Technologies & Projects" (ATAP), Regina Dugan, aus dem Nähkästchen. Die Spanne der Zukunftsprojekte von Google reicht von einem Miniradar für die Smartwatch, das filigrane Fingerbewegungen entdecken kann, bis hin zu smarten Klamotten, mit denen der Homo Digitalis in der Zukunft seine Gerätschaften steuert.

>>Nachlesen: Google I/O 2015 Neuheiten im Überblick

Minimisierung als treibende Kraft
Da leistungsfähige Mikroprozessoren immer kleiner werden, passt inzwischen nicht nur eine Uhr ans Handgelenk, sondern ein ausgewachsener Computer. Allerdings setzt das Format einer Armbanduhr auch der Größe des Bildschirms und damit der Bedienung mit den Fingern eine natürliche Grenze. Die Google-Forscher sind auf der Suche nach einer bequemen Steuerung der Funktionen des tragbaren Computers im "Project Soli" auf die Idee gekommen, mit einem winzigen Radar die Bewegungen einer Hand mit allen filigranen Fingergesten zu erfassen.

Ivan Poupyrev, der technische Leiter der ATAP-Abteilung, führte vor, wie er mit einer Drehbewegung von Daumen und Zeigefinger in der Luft die Uhrzeit der Smartwatch auf die Minute genau einstellen konnte, ohne einen Drehschalter oder eine Krone berühren zu müssen. In dem Gesten-Radar steckt auch Know-how aus Deutschland: Bei der Entwicklung des winzigen Funk-Moduls hat Google mit dem deutschen Chip-Hersteller Infineon zusammengearbeitet.

Smarte Kleidung
Ein anderes Moonshot-Projekt von Google, "Project Jacquard", führte Poupyrev nach London zu einem Edel-Schneider in der Savile Row. Dort ließ sich der Google-Manager eine Anzugjacke aus einem Stoff nähen, den er zuvor von einem Spezialunternehmen in Japan hatte anfertigen lassen. In dem Stoff wurden Metallfäden verwoben, die als Sensoren Berührungen der Hand oder einzelner Finger registrieren. Dieser "smarte" Stoff kann wiederum auch zur Steuerung von Mobilgeräten eingesetzt werden.

Um das "Project Jacquard" nicht in eine exklusive Nische abdriften zu lassen, suchte sich Google Unterstützung beim Bekleidungsriesen Levi Strauss. Der Hersteller der Levi's-Jeans will zusammen mit Google einen Weg finden, die smarten Bekleidungsstücke massentauglich zu machen. Levis's verfüge über das Know-how bei der Herstellung der Stoffe und der Kontrolle der gesamte Lieferkette. Nun sei man auf Ideen der Entwickler angewiesen, um coole Anwendungen zu entwerfen, sagte Levi's-Manager Paul Dillinger.

Sichere Alternative zu PIN & Passwort
Mit zwei weiteren ATAP-Projekten adressiert Google Herausforderungen rund um das Thema Sicherheit. Zum einen empfinden Anwender den Schutz ihrer Daten durch eine Passworteingabe als unbequem und im Zweifelsfall nicht ausreichend sicher. Zum anderen haben Berichte über umfassende Schnüffeleien der Geheimdienste oder Einbrüche von Datenkriminellen die Menschen verunsichert.

Beim "Project Abacus" soll eine Beobachtung von Tipp-Gewohnheiten zusammen mit Gesichts- und Spracherkennung eine deutlich höhere Sicherheit als die Eingabe einer PIN oder eines Passworts liefern. Dabei erkennt das System auch, wie sensibel eine Anwendung ist. Der Zugang zu einem Spiel wird bereits bei einem niedrigen Erkennungswert gewährleistet, wichtige Anwendungen wie Online-Banking erfordern dagegen einen hohen Erkennungswert.

Winziger Hochsicherheitscomputer
Mit dem "Project Vault" haben Google-Forscher einen Hochsicherheitscomputer auf eine Chipkarte im MicroSD-Format gepackt. Die in San Francisco erwähnten technischen Spezifikationen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst hartgesottene Hacker beeindrucken und dem Chef des amerikanischen Geheimdienstes NSA, Mike Rogers, die Zornesröte ins Gesicht treiben. ATAP-Chefin Regina Dugan verglich Vault mit einem unknackbaren Safe, den man sich im Haus einbauen lasse, um nicht alle Fenster und Türen verrammeln zu müssen. Dabei geht es nicht nur um das sichere Abspeichern der Daten, sondern auch um einen sicheren Zugriff auf komplexe Verschlüsselungsverfahren, die auch Kommunikationsströme absichern sollen.

"Vault" wird allerdings auf absehbare Zeit noch nicht bei den gewöhnlichen Computer- und Smartphone-Anwendern ankommen. Google muss aus dem Forschungsprojekt zunächst ein Produkt machen und will sich dann damit zunächst an Unternehmen wenden. ATAP sei innerhalb von Google nur eine "kleine Crew von Piraten", versuchte Projektmanagerin Dugan die Erwartungen zu dämpfen. Aber man könne "wirklich heißen Scheiß" machen. Und das gilt innerhalb der Entwicklerszene als größtes Kompliment.

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