Innovation aus OÖ

Profactor baut Kinect zu Roboter-Augen um

28.03.2012


Neuentwicklung soll diversen Branchen helfen, Kosten zu sparen.

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© Microsoft
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Was als privates Herumexperimentieren mit einer Spielekonsole begonnen hat, endete als Hightech-Projekt der oberösterreichischen Ideenschmiede "Profactor" mit Sitz in Steyr: Die 3D-Objekterkennung der "Kinect "-Kamera einer handelsüblichen Xbox 360 wurde weiterentwickelt, um den Einsatz von Robotern künftig einfacher, genauer und sicherer zu machen. Das Unternehmen, das sich zu rund 80 Prozent selbst finanziert, präsentierte in einer Pressekonferenz in Linz neue Entwicklungen und Strategien für die kommenden Jahre.

Schwerpunkte
Oberste Prämisse seien Ressourceneffizienz und ökologische, ökonomische sowie soziale Nachhaltigkeit, umriss die kaufmännische Geschäftsführerin Andreas Möslinger die Ausrichtung des Unternehmens, das seit seiner Gründung 1995 mehr als 1.240 Forschungs- und Industrieprojekte abgewickelt hat. Besonders aktiv ist Profactor in der Assistenz-Robotik, die dem Menschen einen "kostengünstigen
Kollegen" zur Seite stellt.

Echtzeiterkennung von großer Bedeutung
Aus Sicherheitsgründen sollte ein Roboter über Echtzeiterkennung verfügen. Daran arbeitet Profactor im Rahmen des Projekts "ReconstructMe". Softwareexperten zogen den Algorithmus der "Kinect"-Kamera, die mit Gesten-Erkennung arbeitet, heran, um die Umgebung der Maschine dreidimensional zu modellieren. Sie erhält dadurch einen Sehsinn, der ihr ermöglicht, Prozesse zu erlernen, aber auch sofort zu reagieren, wenn beispielsweise jemand ihren Arbeitsbereich betritt.

Seit zwei Jahren arbeitet die Ideenschmiede mit zehn Partnern an dem internationalen Projekt "Locobot" (Low Cost Robot Co-Workers). Dabei soll dem menschlichen Arbeiter ein "kostengünstiger Kollege" als Assistent zur Seite gestellt werden, der lernfähig und für seine Umwelt ungefährlich ist. Zudem wird daran gefeilt, die Systeme leicht adaptierbar zu machen, denn für kleine Unternehmen sei eine teure Umrüstung ein wesentlicher Hemmschuh in der Automatisierung, so der technische Geschäftsführer Andreas Pichler. "Es wird in Zukunft einen anderen Fabriksarbeiter geben, aber keine Fabrik ohne Menschen", prophezeit er.

Umweltaspekt
Besonderes Augenmerk widmet Profactor auch der CO2-Verwertung, beispielsweise in Form der Umwandlung in Butanol. Hier befinde man sich derzeit "in ersten Umsetzungsprojekten der industriellen Grundlagenforschung", so Möslinger. Das vom Land Oberösterreich geförderte Projekt "Reg-Store", das sich mit der Speicherung von Energie beschäftigt, soll die Abdeckung des Bedarfs durch erneuerbare Produktionsformen - etwa Wind oder Solar - vorantreiben.

3D-Bildverarbeitungssystem
Profactor entwickelte das 3D-Bildverarbeitungssystem "PlugInspect", mit dem im BMW-Werk in Steyr Steckverbindungen von Motoren kontrolliert und so teure Rückholaktionen verhindert werden. Mit "SelTec" werden CFK-Bauteile (Karbon-faserverstärkter Kunststoff) einer Qualitätskontrolle unterzogen. Damit kann man die Kosten für die Produktion von CFK-Teilen laut Profactor um 50 Prozent senken. Die so forcierte Verwendung des Leichtbau-Materials in der Automobil-und Luftfahrtindustrie soll wiederum Emissionen verringern.

2011 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 7,7 Mio. Euro, 2010 waren es 8,2 Mio. Euro. Die Eigenfinanzierung wurde hingegen von 72 auf 82 Prozent gesteigert und soll 2012 im 80-Prozent-Bereich bleiben. Der Mitarbeiterstand blieb mit 87 nahezu unverändert. Derzeit arbeitet Profactor an rund 100 Projekten.

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