Nach frühem Tod

Steve Jobs: Rätsel um sein Erbe

07.10.2011

Wer bekommt seine 8,3 Mrd. Dollar? 
Denn: Er hatte auch "Geheim-Familie".

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© Getty Images
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Millionen Apple-Fans verwandeln weiter die Shops des Kultkonzerns in Trauerstätten für den verstorbenen Ko-Gründer Steve Jobs (†56). Die Familie berät offiziell über die Modalitäten für das Begräbnis.

Doch im Hintergrund brodelt ein anderes Thema: Droht nun ein Verteilungs-Kampf ums Geld in seiner so weitverzweigten Verwandtschaft?

8,3 Milliarden Dollar
Möglich, denn die nach außen hin verschlossene Familie hat nach innen viele Facetten – Kinder, uneheliche Kinder und Adoptiveltern, die vielleicht auch Geld des genialen Erfinders wollen. Sein Vermögen wird von Forbes auf 8,3 Milliarden Dollar geschätzt. Er besitzt 5,5 Millionen Apple-Aktien, die 2,1 Milliarden wert sind.

Doch der Löwenanteil stammt aus dem Aktienbesitz bei Disney: Jobs hatte die von ihm gegründete Zeichentrickfirma Pixar („Toy Story“) 2006 verkauft, erhielt 138 Millionen Aktien, heute 4,4 Milliarden wert. Fast wie Kleingeld wirken dazu sonstige Besitzungen: Eine 5.700 Qua­dratmeter-Villa bei San Francisco mit sieben Schlafräumen, eine weitere Traumvilla und ein Mercedes SL55 AMG um 130.000 Dollar.

Die geheime Familie
So groß wie sein Erbe, so komplex ist Jobs’ Familie: Seit 1991 war er mit Laurene Powell verheiratet, mit ihr hat er drei Kinder: Eve (13), Erin (16) und Reed (20). Es gibt aber auch eine Art geheime Familie: Vor 33 Jahren zeugte er mit der Journalistin Chrisann Brennan ein uneheliches Kind, Lisa. Nach ihr benannte Jobs zwar einen seiner ersten Mac-Computer, doch fragwürdig war damals sein sonstiges Verhalten: Ihre Mutter lebte von der Sozialhilfe, der bereits steinreiche Jobs zierte sich bis zu einem Gerichtsbeschluss beim Unterhalt. Die Tochter versöhnte sich später mit ihm, lebte zwei Jahre in Jobs’ Haus, heute trägt die Harvard-Absolventin und Autorin als Lisa Brennan-Jobs beide Namen.

Komplex auch Jobs’ „Elternlinie“: Seine leibliche Mutter, die Studentin Joanne Simpson und Vater John Jandali, Immigranten aus Syrien, gaben ihn zur Adoption frei, er wuchs bei Clara und Paul Jobs in einfachen Verhältnissen auf. Seine Halbschwester Mona Simpson lernte er erst als Erwachsener kennen. Die erfolgreiche Autorin beschrieb ihren spät gefundenen Bruder indirekt im Bestseller A Regular Guy. Das Buch beginnt: „Er war ein Mann, zu beschäftigt, um die Klospülung zu betätigen ...“

Bei Jobs’ Liebe zur Detailtreue erwarten Experten, dass er sein Erbe mit der Verfassung eines Testaments und der Einrichtung eines Treuhandfonds gut geregelt hat. Details dürften aber kaum nach draußen dringen.

Biografie
Einen letzten Paukenschlag hob er sich noch auf: Am 24. Oktober soll die autorisierte Biografie Steve Jobs im US-Handel erscheinen. Das Buch schoss in den Stunden nach Jobs’ Tod auf Rang 1 bei Amazon. Autor Walter Isacsson (Time) traf Jobs zum letzten Mal vor ein paar Wochen. „Er saß vor Schmerzen zusammengekrochen auf einer Couch“, berichtet er. Jobs erklärte ihm noch seine Motive für das Buch: „Ich will, dass meine Kinder wissen, wer ich war und was ich machte – ich habe zu wenig Zeit mit ihnen verbracht.“
 

Die Apple-Zukunft ohne „iGod“ Jobs

Ob Apple ohne das Kreativgenie Steve Jobs die Rolle als Technologieführer halten kann, ist die große Frage. Das wusste nicht zuletzt „iGod“ (so Jobs Spitzname in der Apple-Fangemeinde) selbst. Er soll, wie die „Los Angeles Times“ jetzt berichtet, im Rahmen der von ihm ins Leben gerufenen „Apple University“ das lange Zeit geheim gehaltene Projekt verfolgt haben, seine eigene Denkungsart in die Lehrpläne zu bringen. Apple-Mitarbeiter sollten hier lernen, „so zu denken und so Entscheidungen zu treffen, als seien sie Steve Jobs“.

Ob das fruchtet, müssen die nächsten Monate zeigen. Der Markt wird auch für Apple härter, die Smartphone- und Tablet-Konkurrenz holt auf. Als Steve Jobs ab 1985 jahrelang von Apple weg war, fiel das Unternehmen weit zurück. Und feierte erst nach seiner Rückkehr und seinen Erfindungen das fulminante Comeback.

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