Wirbel um Österreich-Show

Grönemeyer sorgt mit Sager bei Wien-Konzert für Skandal

15.09.2019

"Sein Tonfall macht mir Angst. (...) Er klingt wie ein Redner vor 1945", heißt es auf Twitter.

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© TZOE/Zeidler
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Um 22.36 Uhr kannten am Donnerstag in der Stadthalle 14.000 Fans und VIPs wie Teamchef Franco Foda oder Christian Kolonovits kein Halten mehr.  Als siebente (!) Zugabe eines fast dreistündigen (!) Sensations-Konzert stimmte Herbert Grönemeyer (69) ganz alleine am Klavier die Österreich-Hymne Ich hab dich lieb an - „Das singe ich wirklich nur bei euch!“ - wie immer ungeprobt ("Das macht den Charme aus!") und erstmals fast ohne Texthänger. Auch weil Wien mit Inbrunst aushalf.  Gänsehaut! Auch bei Gröni: "Das ist völlig außerirdisch. Einsame Klasse. Umwerfend! Wien ist immer leiwand.“

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Gesteckt voll: Alle wollten Gröni sehen.

 

Grönemeyer gab alles

Vom Opener Sekundenglück bis zum Zugaben-Marathon rund um Kinder an die Macht lieferte unser Lieblingspiefke bei Ländermatch-Atmosphäre mit über 30 Songs die Essenz aus 40 Karriere-Jahren: Männer, Was soll das, Halt mich und natürlich Mensch. Dass die Setlist dabei im Großen und Ganzen eine Blaupause der Frühjahrs-Show war, tat der Stimmung keinen Abbruch. Auch weil Grönemeyer, der schon nach fünf Konzert-Minuten völlig verschwitzt war, alles gab: Bei Alkohol suchte er das Bad in der Menge, bei Doppelherz zeigte er seine Türkisch-Kenntnisse und zu Flugzeuge im Bauch gab’s Feuerzeug-Alarm.

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Polit-Botschaft. „Kein Platz für Rechte Hetze!“

Neben Hits, Herz („Ihr habt alles übertroffen. Das war ein wunderbarer Abend!“) und kantigen Tanzschritten punktete Grönemeyer auf einer Bombast-Bühne mit vier überdimensionalen Bildschirmen auch mit Polit-Botschaften: „Wenn die Politiker schwächen, dann liegt es uns zu diktieren, wie die Gesellschaft auszusehen hat. Und da ist für Rechte Hetze und Geschwafel kein Platz,“ warnte er vor dem Neo-Hit Fall der Fälle. "Keinen Millimeter nach rechts! Keinen einzigen Millimeter nach rechts! Und das ist so. Und das bleibt so." 

Und während die Fans ihm mit tosendem Applaus zustimmten, hagelte es in den sozialen Netzwerken Kritik. So kritisierten viele die Art und Weise des Sängers. "Der Tonfall, mit dem Grönemeyer sein Publikum politisch anheizt, macht mir ein wenig Angst", twittert zum Beispiel der deutsche Autor Bernd Stegemann. Dann legt er noch nach: "Ich sags ungern, aber er klingt wie ein Redner vor 1945."

 

 

Minister springt für Grönemeyer in die Bresche

Verteidigt wird Grönemeyer allerdings ausgerechnet vom deutschen Außenminister Heiko Maas. Er teilte das Video und kommentierte es mit: "Es liegt an uns, für eine freie Gesellschaft einzutreten und die Demokratie gemeinsam zu verteidigen. Danke an Herbert Grönemeyer und alles anderen, die das jeden Tag tun." Nun steht Maas selbst in der Kritik. "Haben Sie hingehört. Grönemeyer will diktieren und nicht verteidigen", schreibt ein User. Ein anderer fragt: "Ist das Ihr Verständnis von Demokratie?"

Es ist nicht das erste Mal, dass der SPD-Minister einem Musiker, der sich gegen rechts aussprach, zur Seite springt. Er lobte bereits Campino von den Toten Hosen, Rapper Marteria und die Rock-Band Feine Sahne Fischfilet.

 

 

 

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