Protest in Schwarz

#metoo: Rebellion bei Golden Globes

08.01.2018

„Die Zeit ist um“– Kampfansage der Hollywood-Frauen bei den Golden Globes.

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© Fotomontage: oe24
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Die Preise waren fast nebensächlich. Die Hollywoodstars zeigten sich bei der Verleihung der Golden Globes engagiert wie nie: (Fast) alle kamen in Schwarz. Damit suggerierten Meryl Streep, Salma Hayek, Ashley Judd, Sharon Stone, Greta Gerwig, Gal Gadot, Saoirse Ronan oder Angelina Jolie: „Wir Frauen in Hollywood halten zusammen.“ Ihr stummer Protest war eine Kampfansage und Zeichen für die Gleichbehandlung von Frauen und gegen sexuelle Übergriffe im Filmbusiness und generell.

Viele Männer zeigten sich solidarisch, trugen schwarzes Hemd zu Smoking: „Männer und Frauen fühlen sich nun ermutigt, in einer breiten, schwarzen Reihe zusammenzustehen“, so Hollywood-Ikone Meryl Streep. Als Begleitung brachte sie Aktivistin Ai-jen Poo mit, die sich seit vielen Jahren für Frauenrechte stark macht.

Kampf-Ansage

TV-Entertainerin Oprah Winfrey, die als erste schwarze Frau für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde und als mögliche neue US-Präsidentschaftskandidatin gilt, löste mit ihrer Dankesrede über „mächtige Männer“ Begeisterungsstürme aus: „Deren Zeit ist um“ (siehe unten). Moderator Seth Meyers brachte es auf den Punkt: „Es ist 2018. Marihuana ist endlich erlaubt, und sexuelle Belästigung ist es nicht.“ Unter den Gästen auch Tarana Burke, die mit ihrem Hashtag #metoo 2017 eine wahre Weltrevolution ausgelöst hat.

"Zeit ist um": 300 Schauspielerinnen machen mobil

Initiative. Zu #metoo ist nun auch die #TimesUp-(Zeit ist um)-Initiative hinzugekommen. 300 Schauspielerinnen, darunter Reese Witherspoon, Alyssa Milano, Emma Stone oder Maggie Gyllenhaal schlossen sich an. Ihre Botschaft: „Ein Ende der Straflosigkeit für Täter und Arbeitgeber in Fällen sexueller Belästigung oder Gewalt“. Der Rechtshilfe-Fonds der Initiative, in dem bereits 13,4 Mio. Dollar einbezahlt wurden, hilft Opfern von sexueller Gewalt.

Karl Wendl

Winfrey: "Es bricht eine neue Zeit an"

TV-Star Oprah Winfrey begeisterte mit einer fulminanten Rede. Beste Passagen.
Als erste schwarze Frau ist Entertainerin Winfrey für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. Über Mädchen- und Frauenrechte sagte sie: „Ich möchte, dass heute alle Mädchen wissen, dass ein neues Zeitalter am Horizont anbricht“, machte sie Mut. Sie rührte damit viele zu Tränen: „Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Zeit ist um!“

#metoo in Österreich: 500% mehr Fälle

Zum Kampf der Frauen: „Jetzt müssten alle dafür kämpfen, dass es in Zukunft niemanden mehr gibt, der als Opfer ‚me too‘ sagen muss“, mahnte sie. „Die Wahrheit ist das stärkste Instrument“.

Seit Beginn der #metoo-Kampagne finden immer mehr Frauen den Mut, über erfahrene Belästigung zu sprechen.

Fall Weinstein löste Lawine aus: Im Oktober 2017 stieg die Zahl der Meldungen bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft um erschreckende 500 Prozent. Damals waren #metoo und der Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein gerade am Höhepunkt.

3.000 Frauen melden sich: Auch der gesamte Jahresvergleich der aktuellsten Zahlen (2017) zeigt einen enormen Anstieg – 17 Prozent mehr Anzeigen. Jahr für Jahr melden sich etwa 3.000 Frauen wegen Belästigungs- oder Diskriminierungs-Fällen bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft.

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