Fahrlässige Tötung

Jackos Arzt vor Gericht

06.01.2011

Er hatte keine Ahnung von Erster Hilfe. Redet sich auf Jackson aus.

Zur Vollversion des Artikels
© AP Photo/Jason Redmond
Zur Vollversion des Artikels

18 Monate ist es inzwischen her, dass Michael Jackson völlig überraschend in seiner Villa in Los Angeles starb und die Pop-Welt in einen Schock versetzte. Bereits damals im Visier: Conrad Murray, Jacksons Leibarzt und der Mann, der den „King of Pop“ für seine letzte große Tour This is It, fit halten sollte.

Ließ er Beweismaterial absichtlich verschwinden?
Jetzt wird dem 57-jährigen Kardiologen in Los Angeles vor dem Superior Court der Prozess gemacht. Der Vorwurf: Er soll Jacko wegen dessen chronischer Schlaflosigkeit nicht nur zu viel des hochwirksamen Narkosemittels Propofol gespritzt haben – auch der Notruf sei von Murray viel zu spät, nämlich erst nach 21 Minuten, alarmiert worden. Für Jackson eine tödliche Fehlentscheidung.

Und jetzt packen auch die Bodyguards des „King of Pop“ aus: Sie sagen: Der Herzspezialist soll am 25. Juni 2009, als er Jacko bewusstlos in seinem Schlafzimmer fand, völlig panisch und hilflos gewesen sein. Nicht mal eine simple Herz-Lungen-Reanimation, die in den USA bereits jedes Kind beigebracht bekommt, hätte er durchführen können und sogar die Bodyguards verzweifelt um Rat gefragt. Jackos Sicherheitschef Faheem Muhammed erklärt vor Gericht: „So wie er gefragt hat, wusste er nicht, wie das geht. Wir waren schockiert.“

Was Murray dann nämlich machte, ist für Staatsanwalt David Walgren völlig unverständlich. In der 24-seitigen Anklageschrift heißt es: Bei dem Reanimations-Versuch habe der Arzt des Stars nur eine Hand benutzt und ihn auf einer weichen Matratze reanimiert. Nötig seien aber beide Hände und eine harte, nicht mitfedernde Unterlage. Ginge es nach Walgren, würde Murray sofort seine Zulassung verlieren. Sogar Beweismaterial soll Murray unterschlagen und die Bodyguards dazu gezwungen haben, Spritzen und Medikamente zu verstecken, bevor der Notarzt alarmiert wurde.

Bei Verurteilung drohen bis zu vier Jahre Haft
Murray allerdings beteuert auch vor Gericht weiterhin seine Unschuld. Der 50-jährige Jackson habe sich an seinem Todestag eigenmächtig mehr Propofol injiziert und so seinen Tod selbst verursacht. Murray selbst träfe keine Schuld.

Ob dies tatsächlich so ist, werden nun die Richter klären. Noch bis mindestens Ende nächster Woche werden in der Strafsache SA073164 mehr als 30 Zeugen aussagen. Erst dann steht fest, ob Murray, der von Jackson angeblich 150.000 Dollar Monatsgehalt bekam, wegen fahrlässiger Tötung angezeigt wird. Bei einem Schuldspruch drohen dem 57-jährigen Murray bis zu vier Jahre Haft.

Keine Obduktion im amerikanischen TV
Sein ganzer Körper war von Nadelstichen übersät, seine Nasenspitze durch einen Baumwollverband ersetzt worden, seine Haut durch jahrelanges Bleichen völlig zerstört: Der US-Sender Discovery Channel wollte jetzt die Obduktion von Michael Jackson nachstellen und auch eine Plastik von Jackos Körper zeigen.

Die Nachlassverwalter des „King of Pop“ waren entsetzt vom „erschreckend schlechten Geschmack“ der Fernseh-Macher, sprachen von „Zynismus“ und dem „blinden Verlangen, Michaels Tod auszuschlachten“.

Und: Völlig überraschend zog Discovery Channel die Dokumentation nun tatsächlich zurück und verschob die Ausstrahlung auf „unbestimmte Zeit“. Jackos Nachlassverwalter John Branca und John McClain jubeln: Sie hätten die Hoffnung, dass die Sendung niemals in irgendeinem Land gezeigt werde. Einen medizinischen Mehrwert gebe es schließlich hierbei nicht.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel