Kampf ums Weiße Haus

Obama gegen Romney: Die First Familys

30.10.2012

Zwei US-Familien duellieren sich ums Weiße Haus: Wer hat die besseren Karten?

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© AP, Reuters
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Am Dienstag gehen über hundert Millionen US-Bürger zur Wahl. Das erbitterte Rennen zwischen Amtsinhaber Barack Obama (51) und Mitt Romney (65) ist ein Thriller, bis zuletzt. Doch Amerika hat auch die Wahl zwischen zwei First Familys – der Kontrast könnte kaum größer sein: Die Obamas stammen aus der US-Mittelschicht, ihr Aufstieg bis ins Oval Office ist der ultimative amerikanische Traum. Die Romneys hingegen starteten betucht und sind heute ein superreicher Clan. Angesehen sind beide Familien: Enge Bande, die Popularität ihrer Frauen und rührende Bilder als dem Familienalltag helfen im Wahlkampf.

First Lady Trumpf
Vor allem First Lady Michelle (48) ist eine Geheimwaffe des wahlkämpfenden Präsidenten: Sie ist Vorzeigemutter, Stilikone und Advokatin für Biokost. Außerdem ist sie bodenständig. Sie wuchs in der notorischen „South Side“ Chicagos auf. Mit Fleiß und Brillanz erhielt sie Stipendien für die Elite-Unis Princeton und Harvard und wurde Anwältin. In der Chicagoer Kanzlei Sidley Austin traf sie Barack, der es ebenfalls aus einfachen Verhältnissen zum Harvard-Diplom brachte. Michelle war schon damals sein Mentor. Die beiden heirateten 1992, bald kamen die Töchter Malia (heute 14) und Sasha (11). Obama hatte Erfolg als Autor. Und als hochbegabten Redner zog es ihn in die Politik. Sie steckte zu Hause mit den Kids fest, er war auf Achse. 2000 kam es fast zur Scheidung. Er selbst schrieb im Bestseller Audacity of Hope: „Müde und gestresst hatten wir kaum Zeit zum Reden, noch weniger für Romantik.“

Traumatisiert von den Mühlen der Politik, zögerte sie deshalb lange, bevor sie ihn in den „Hope“-Wunderwahlkampf 2008 ziehen ließ. Beim Einzug ins White House machte sie sofort klar: „Mein einziger Job ist es, meinen Töchtern hier eine halbwegs normale Kindheit zu bieten.“ Die Anschaffung des portugiesischen Wasserhundes Bo half dabei. Und siehe da, Obama nimmt sich, egal wie brenzlig die Lage im Oval Office ist, jeden Tag Zeit zum Familiendinner im Ostflügel und hilft bei den Hausaufgaben. Die Erziehung ist strikt: Kein TV während der Woche, kein Facebook, denn das Lernpensum für die Privatschule Sidwell Friends ist hoch. Mrs. Obama hat freilich keine so öffentliche, politische Rolle wie einst Hillary. Doch sie gilt als einflussreichste Einflüstererin. Sein Stab weiß: Ist sie nicht an Bord, ist ein Projekt tot. Obamas Politik ist oft umstritten, doch seine Family wird geliebt und bewundert.

Reiche Romneys
Den Romneys fiel Status und Vermögen leichter in den Schoß, auch wenn sie als kinderreicher Riesenclan (18 Enkelkinder) insgesamt nicht unsympathisch wirken. Ann Lois Davies wuchs in Michigan auf. Sie kannte ihren künftigen Mann, den Sohn des späteren Michigan-Gouverneurs und Abkömmling einer nach Mexiko geflüchteten, polygamen Mormonen-Sekte, schon seit der Volksschule. Noch in der High School hielt er um ihre Hand an. Sie heirateten 1969 – nach Romneys Rückkehr von einer Mormonen-Mission in Frankreich. Es war ein hochkarätiges Fest: Der Empfang wurde in einem noblen Country Club gefeiert. Ja gesagt wurde im Mormonen-Tempel in Salt Lake City – Präsident Richard Nixon schickte Glückwünsche.

Die Ehe verlief traditionell: Als Gründer der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital scheffelte er Millionen, während sie zu Hause im Tollhaus blieb – mit fünf Söhnen. Heute sagt Ann: „Obwohl rund um mich die feministischen Bewegung wuchs, war ich zufrieden mit meiner Wahl.“ Heute agieren die Romney Boys – Tagg, Matt, Josh, Ben und Craig – als seine wortgewaltigen Fürsprecher. Der schiere Reichtum der Romneys wurde immer wieder Wahlkampfthema: Forbes schätzt sein Gesamtvermögen auf 250 Millionen Dollar. Er ist damit der reichste Kandidat jemals. Abgehoben wirken auch die Bilder vom Sommer, als der Clan beim Familienurlaub mit Jetskis vor der familiären Millionenvilla am Lake Winnipesaukee (New Hampshire) herumkurvte. Seinen Söhnen soll er 100 Millionen als „Starthilfe“ geschenkt haben. Auch Anns Lieblingshobby passt ins Bild: Dressur-Pferde.

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Menschlicher gemacht hat die Familie ihr Kampf gegen die 1997 diagnostizierte multiple Sklerose. Damals hatte sie bitter geweint, erinnert sie sich im CNN-Interview: „Mitt hielt mich fest.“ Wie Michelle wurde auch Ann Romney (63) zu seiner Geheimwaffe im Wahlkampf: Während er oft steif und unbeholfen agiert, überzeugt sie mit Charme, Witz und Kampfgeist. Sollte er tatsächlich Amerikas 45. Präsident werden, hat er es ihr zu verdanken.

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