50. Viennale-Vorschau

Festival mit US - Altmeistern & Neulingen

27.10.2012

Spannende Debüts von Seimetz, Thomas und So Yong Kim locken ins Kino.

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© Alexi Pelekanos
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Ob verehrte Pioniere wie Todd Solondz oder gefeierte Neuentdeckungen wie Amy Seimetz: Die Macher von US-Independentfilmproduktionen sind so vielfältig und spannend wie die Geschichten, die sie erzählen. Die Viennale deckt auch in ihrem Jubiläumsjahr das breite Spektrum dieser lebendigen Szene ab, zeigt zahlreiche Indie-Highlights und die bemerkenswertesten Debüts des Jahres. Von der Suche nach einem Platz auf der Welt, vom Erwachsenwerden und von unkonventionellen Freundschaften erzählen folgende ausgewählte Arbeiten, die Aufmerksamkeit verdienen:

Viele neue Fime am Start
Mit einem neuen Film ist Indie-Star Todd Solondz am Start: "Dark Horse", der auch im diesjährigen Wettbewerb von Cannes lief, reiht sich in die Serie schwarzhumoriger, unbequemer Filme wie "Dollhouse" oder "Happiness" ein und erzählt eine Loser-Geschichte par excellence: Abe (Jordan Gelber) ist Mitte 30, übergewichtig und lebt noch bei seinen Eltern (Christopher Walken und Mia Farrow). Wie durch ein Wunder bringt er die hübsche, aber verkorkste Miranda (Selma Blair) dazu, sich mit ihm zu treffen - und sogar zu verloben. Doch die große Chance, als "dark horse" an seinen Mitmenschen vorbeizuziehen und endlich Erfolg zu haben, stellt sich als scheinbar unüberwindbare Lebensveränderung heraus. Was anfangs als klassische Loser-Story a la Judd Apatow daherkommt, dekonstruiert Solondz im Laufe des Films und drückt diesem mit einer Traumwelt seinen unverkennbaren Stempel auf. (Am 31. Oktober um 16 Uhr, Urania und 2.November., 18 Uhr, Gartenbaukino)

Umtriebige Amy Seimetz auch in Wien
Als in der Independentfilmszene derzeit umtriebigste und am besten vernetzte Akteurin hat die "Los Angeles Times" die junge Amy Seimetz im Vorjahr bezeichnet. Als Schauspielerin in zahlreichen Indie-Produktionen an Szene-Hotspots wie Sundance oder Toronto gefeiert, machte sich die US-Amerikanerin in den vergangenen Jahren auch als Produzentin und Drehbuchautorin einen Namen. Mit "Sun Don't Shine" legte sie nun ein bemerkenswertes Regiedebüt vor, in dem sie ein junges Paar nach einem nicht näher erklärten Mord in einem Roadtrip durch das brütend heiße Florida in eine ungewisse Zukunft jagt. Mit kaum Budget in Super 16mm gedreht, ist "Sun Don't Shine" ein einem Fieberwahn ähnelndes, beklemmendes Juwel, das Lust auf mehr macht. Die Viennale zeigt Amy Seimetz im Rahmen des "Five Women"-Specials auch als Schauspielerin ("Black Dragon Canyon", 2005) und Kurzfilmregisseurin ("When we lived in Miami", 2012). (5. November., 21 Uhr, Künstlerhaus)

Regie-Debüt von Rebecca Thomas  

Ebenfalls ihr Regiedebüt gibt Rebecca Thomas mit "Electrick Children". Auf einem versteckten Kassettenrekorder hört die 15-jährige Mormonin Rachel (Julia Garner) zum ersten Mal Rockmusik. Wenige Wochen später behauptet sie, durch die verbotenen Klänge schwanger geworden zu sein. Ihre Mutter und Gemeinde-Chef Paul (endlich wieder mit guter Rolle: Billy Zane) verdächtigen Rachels Bruder (Rory Culkin), verbannen ihn und wollen Rachel schnellstmöglich verheiraten. Doch die macht sich auf in die nächste Stadt, Las Vegas, um den Musiker zu finden, der auf dem einschneidenden Song zu hören ist. Thomas, selbst in einer streng mormonischen Familie in Las Vegas aufgewachsen, lässt ihre hypnotisierende Hauptdarstellerin zwischen zwei Welten wanken und kreiert dabei eine surreale, streckenweise beklemmende Atmosphäre. (Samstag, 16.30 Uhr, Urania und 3.11., 18 Uhr, Stadtkino)

Joby Taylor glänzt in So Yong Kims Debüt "For Ellen" 
Weder Ursprung noch Ziel hat scheinbar Joby Taylor (Paul Dano) in So Yong Kims Debüt "For Ellen". "Ich war jung und dumm", gibt der junge Rockmusiker seiner sechsjährigen Tochter Ellen als Antwort, warum er sie nie besucht hat. Er habe getourt, wollte groß rauskommen. "Und, ist es dir gelungen?", fragt sie, die Antwort bereits kennend. Nun ist Joby die ganze Nacht durch gefahren, um mit seiner Noch-Ehefrau Claire das Sorgerecht zu klären - und zu erkennen, dass er dieses noch nicht bereit ist aufzugeben. "For Ellen" lebt von der intensiven Darstellung Danos, in dessen Charakter Selbstgefälligkeit auf Verlorenheit trifft, Reue aus der Vergangenheit auf Planlosigkeit in punkto Zukunft. So expressiv er sich zur Rock-Hymne aus der Jukebox verausgabt, so herzerwärmend hilflos ist er im Umgang mit seiner Tochter. (5. November., 21 Uhr und 6. November, 11 Uhr, Metro)

Zarte Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft   
Die zarte Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählt der New Yorker Filmemacher Sean Baker in "Starlet". Als die 21-jährige, zwischen zwielichtigen Jobs und schlechtem Umgang verlorene Jane bei einem Flohmarkt der 85-jährigen Witwe Sadie eine Thermoskanne abkauft und in dieser 10.000 Dollar findet, bietet sie zwecks Gewissensbereinigung der forschen Dame Botendienste an. Gemeinsame Autofahrten und Bingo-Spiele folgen, die beider Leben verändern wird. Im sonnendurchfluteten kalifornischen San Fernando Valley schön, aber nicht zu schön inszeniert, besticht "Starlet" (benannt nach Janes charismatischem Chihuaha) durch behutsame Erzählung und zwei herausragende Darstellungen: Neuentdeckung Dree Hemingway und Besedka Johnson, Schauspielneuling mit über 80. (30. Oktober, 20.30 Uhr, Stadtkino und 2.November., 13 Uhr, Gartenbaukino)

Info
Alle Informationen rund um die 50. Viennale erhalten sie unter www.viennale.at.

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