Filmfestspiele Venedig

Cronenbergs intellektuelle Ménage à trois

02.09.2011

Cronenberg fasziniert mit einem Film über Seele, Sex, Freud und C. G. Jung.

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„Wien um 1900“, sagt Regisseur David Cronenberg, „war faszinierend. Es gab wichtige Fortschritte, das Leben war zivilisiert, und man glaubte, dass sich der Mensch von der Bestie zum Engel entwickelt. Doch dann kam Freud und erklärte, dass die zivilisierte Schicht äußerst dünn sei. Was sich bald im Ersten Weltkrieg bewies.“

Sigmund Freud, C. G. Jung und die Psychoanalyse stehen im Zentrum von Cronenbergs Film A Dangerous Method. Der Beginn der wahren Geschichte: Der Schweizer Jung will seine hochneurotische Patientin Sabina Spielrein (Keira Knightley) nach Freud’scher Methodik durch Gesprächstherapie heilen. Was auch gelingt – wenngleich mit Nebenwirkungen: Eine heiße Affäre zwischen Therapeut und Patientin löst Turbulenzen aus. Freud (Viggo Mortensen) ist Jungs Mentor. Doch auch zwischen den Männern entstehen Konflikte, wenn Egos und Eitelkeiten die Forschung behindern. Cronenberg nennt den Film „eine intellektuelle Ménage à trois mit sexuellen Untertönen“.

Belvedere-Park
Wien ist ein wichtiger Schauplatz des Seelendramas, das beim Presse-Screening am Lido starken Beifall erhielt: Im Belvedere-Park oder im Café Sperl lebt die Jahrhundertwende-Atmosphäre auf. David Cronenberg ahnt: „Fans meiner alten Filme wie Die Fliege werden diese Biografie nicht unbedingt lieben. Dafür aber die Fans von Freud und Jung. Und von denen gibt es viel mehr.“
 

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