Goldener Bär

Berlinale: Seidls "Hoffnung" versiegte

18.02.2013

Psychodrama "Die Stellung des Kindes" als bester Film ausgezeichnet.

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© Stadtkino Filmverleih/www.photopress.at
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Erstmals in der Geschichte der Berlinale ist ein rumänischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Die Jury der 63. Internationalen Filmfestspiele Berlin vergab den Hauptpreis am 16. Febraur an Calin Peter Netzers Psychodrama "Die Stellung des Kindes" ("Child's Pose"). Der im Vorfeld der Preisvergabe als einer der Favoriten gehandelte Film des in Stuttgart aufgewachsenen Rumänen erzählt von einer schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung in einer korrupten Gesellschaft. Der österreichische Wettbewerbsbeitrag "Paradies: Hoffnung" von Ulrich Seidl ging bei der Bären-Vergabe leer aus.

Gewinner-Film geht unter die Haut
Im Gewinnerfilm "Die Stellung des Kindes" will eine neureiche Frau ihren Sohn mit allen Mitteln vor dem Gefängnis bewahren, nachdem dieser ein Kind totgefahren hat. "Das ist ein Problem und das beschreibt die Realität", sagte der 37-jährige Netzer.

Osteuropa im Kommen
Die internationale Jury unter Vorsitz des chinesischen Regisseurs Wong Kar Wai ("In The Mood For Love") vergab insgesamt vier Preise an osteuropäische Filmkünstler. Neben dem Goldenen Bären für Netzer gab es gleich zwei Auszeichnungen für das halbdokumentarische Drama "Eine Episode aus dem Leben eines Metallsammlers" ("Epizoda u zivotu beraca zeljeza") von Oscar-Preisträger Danis Tanovic ("No Man's Land") aus Bosnien-Herzegowina. Tanovic nahm den Großen Preis der Jury entgegen, sein Hauptdarsteller Nazif Mujic wurde außerdem mit dem Preis als bester Schauspieler geehrt. Der Laiendarsteller spielt in dem Film eine reale Episode aus dem tragischen Leben seiner Familie nach. Weil die Roma-Familie die Krankenhausbehandlung für die schwangere Mutter nicht bezahlen kann, stirbt die Frau fast. Nach Kasachstan ging die Auszeichnung für die beste Kamera: Aziz Zhambakiyev drehte die berührenden Bilder für das Adoleszenz-Drama "Harmony Lessons" ("Uroki Garmonii"; Regie Emir Baigazin).

Weitere Auszeichungen

Als beste Schauspielerin wurde die Chilenin Paulina García geehrt. Sie spielt in "Gloria" von Sebastián Lelios eine Endfünfzigerin, die noch einmal von der großen Liebe träumt. Den Silbernen Bären für das beste Drehbuch verlieh die Jury dem in seiner Heimat verfolgten iranischen Regisseur Jafar Panahi. Sein als Bären-Favorit gehandelter Film "Geschlossener Vorhang" ("Pardé") erzählt, was es bedeutet, als Filmemacher nicht arbeiten zu können. Dem mit Arbeitsverbot belegten Panahi war die Reise nach Berlin trotz mehrfacher Bitten der deutschen Regierung nicht erlaubt worden. Für ihn nahm sein Co-Regisseur Kamboziya Partovi die Auszeichnung entgegen. Er sagte: "Das Aufhalten eines Künstlers und eines Denkers war niemals möglich." In die USA ging der Bär für die beste Regie. Die Jury entschied sich dabei für David Gordon Greens lakonische Selbstfindungs-Story "Prince Avalanche".

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