Coming-of-Age-Drama

"Local Heros" treffen das Leben

08.01.2013


Haneke-Schüler Henning Backhaus beweist Gespür für Atmosphäre und Timing.

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 Dreitagebart, dick mit Kajal umrandete Augen und Lederjacke: Der Endzwanziger Tommy (Thiemo Strutzenberger) entspricht ganz dem Klischeebild eines Möchtegern-Rockstars. Den großen Durchbruch will er mit seiner Gruppe bei einem Bandwettbewerb schaffen, auf diesem Weg kommt den "Local Heroes" in Henning Backhaus gleichnamiger Coming-of-Age-Geschichte aber mehr als nur das eigene Ego dazwischen. Der Haneke-Schüler pendelt dabei zwischen altbackenem Musikfilm und menschelndem Drama, dessen naiver Grundtenor zusehends einem analysierenden Blick weicht. Ab Freitag (11.1.) im Kino.

Hier der Trailer zum Film



Mit Pop-Welt der 90er verbunden

Der Auftakt zu dem von ruhigen Einstellungen dominierten Film gerät allerdings noch etwas beliebig und zeigt sich ganz den popmusikalischen Einflüssen der 90er-Jahre verhaftet, wenn ein ums andere Mal Nirvana-Frontmann Kurt Cobain als großes Idol von Tommy herhalten muss. Seine Bandkollegen Lazlo (Michael Kranz) und Josi (Elena Schmidt) sind indes mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, und zusätzlich erschüttert Lazlos Freundin Almut (Laura Louisa Garde) dank eines Techtelmechtels mit Tommy das instabile Gefüge.

Gespür für Atmosphäre und Timing
Wenn dabei Sätze wie "Du bist so schön, dass es wehtut" fallen, neigt die sorgfältig aufgebaute Isolation der Charaktere ins Lächerliche zu kippen, was auch bei den - trotz überzeugender Musik (Hans Wagner) - statisch wirkenden Konzertszenen der Fall ist. Allerdings gelingt es Backhausen zusehends aus dem engen Korsett "Musikfilm" auszubrechen, rückt der Regisseur und Drehbuchautor die seelischen Zustände der Figuren ins Rampenlicht und zeigt vor allem in dialogfreien Sequenzen ein Gespür für Atmosphäre und Timing.

Eine gehörige Portion Leben schlägt zu
Die junge Darstellerriege, ergänzt durch arrivierten Mimen wie August Zirner oder Simon Schwarz als verständnisvollem Contestveranstalter, schlägt sich wacker, auch wenn die Illustration einer scheinbar antriebslosen und sich verloren fühlenden Jugend teilweise mehr als leere Blicke vertragen würde. Dafür trägt eine authentische Umgebung zur letztendlich doch greifbaren Glaubwürdigkeit der Geschichte wie der Charaktere bei, die Backhausen durch das gelungene Ende unterstreicht. Es ist eine gehörige Portion Leben, die bei "Local Heroes" zuschlägt und ihren Tribut fordert. Dass das Rad dafür nicht unbedingt neu erfunden werden muss, kommt auch diesen 90 Minuten zu Gute.

(Von Christoph Griessner/APA)

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