Das Leben, ein Rodeo

McConaughey brilliert in "Dallas Buyers Club"

04.02.2014

Das HIV-Drama brachte McConaughey und Leto Oscar-Nominierungen ein. 

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 Unwissenheit und Angst bestimmten die rasante Verbreitung von AIDS in den 80er Jahren. Als der Cowboy Ron Woodroff erkrankt, beginnt der Kampf ums eigene Überleben – und für Patientenrechte. "Dallas Buyers Club" von Jean-Marc Vallee erzählt die wahre Geschichte des aktivistischen Schmugglers und verschafft seinen Darstellern Matthew McConaughey und Jared Leto Oscar-Chancen. Ab Freitag im Kino.

Hier der Trailer zum Film



McConaughey als Medikamentenschmuggler  
"Bullshit" ist Ron Woodroofs (Matthew McConaughey) Reaktion auf die HIV-Diagnose. Gerade noch hatte der Frauen, Alkohol, Koks und Rodeo zelebrierende Elektriker sich im Kreis ebenso beschränkter texanischer Cowboys über Schauspieler Rock Hudson lustig gemacht, nun soll er selbst die "Schwulenkrankheit" und nur noch 30 Tage zu leben haben. Seine Freunde wenden sich rasch ab, sein Zustand verschlechtert sich zunehmend. Als das einzig legale, von seiner Ärztin (Jennifer Garner) empfohlene Medikament AZT ihn noch kranker macht, sucht er über der Grenze nach Alternativen – und kehrt mit einem Kofferraum voller in den USA illegalen Präparaten aus Mexiko zurück.

"Dallas Buyers Club" als letzte Rettung  

Im transsexuellen, ebenfalls HIV-positiven Rayon (Jared Leto) findet er einen ungewöhnlichen Geschäftspartner, der ihm Vertrauen der Schwulen-Community verschafft. Gemeinsam gründen sie bald den "Dallas Buyers Club", durch dessen kostenpflichtige Mitgliedschaft die steigende Anzahl an HIV- und AIDS-Kranken unbegrenzten Zugang zu Medikamenten bekommt. Als die Organisation erfolgreich wächst, wird die FDA (Food and Drug Administration) auf sie aufmerksam, will die doch ungern das rentable Geschäft mit den Kranken Anderen überlassen. Neue Energie schöpfend, kämpft Woodroof fortan nicht nur um das eigene Überleben, sondern auch für Patientenrechte in ganz USA.

Kompromissloser Humor und Selbstironie  
"Nichts tötet einen Ron Woodroof in 30 Tagen", sagt der anfangs wenig sympathische Protagonist mit realem Vorbild. Es ist der kompromisslose Humor, die Selbstironie und die langsame Entwicklung vom hedonistischen Machocowboy zum mitfühlenden Aktivisten, die "Dallas Buyers Club" frei von Pathos macht und authentisch in eine von Angst und Vorurteilen geprägte Zeit zurückführt, in der der plötzliche Ausbruch von AIDS seine Opfer dahinraffte, die Öffentlichkeit schockierte und Ärzte ratlos hinterließ. Auch wenn der Film unter der Regie von Jean-Marc Vallee ("C.R.A.Z.Y. - Verrücktes Leben") stellenweise ins Stocken gerät: Schön sind die Momente, in denen der einst homophobe Ron sich in einer Schwulenbar wiederfindet oder bald seinen ständiger Diskriminierung ausgesetzten Mitstreiter Rayon vor dem einstigen Rodeo-Kumpel verteidigt.

Der harte Kampf
Das Rodeo zu Beginn und Ende des Films hält als Metapher für Ron Woodroofs Lebenskampf her, ist er doch gewillt, so lange wie möglich im Sattel zu bleiben. Schließlich wird er nach der verheerenden 30-Tage-Diagnose noch sieben Jahre seinen Kampf verfolgen und kurz vor seinem Tod 1992 dem Drehbuchautor Craig Borten seine beeindruckende Geschichte erzählen können. "Kein Film über das Sterben, sondern über das Leben" ist es mehr als zwei Jahrzehnte später geworden, sagte Hauptdarsteller Matthew McConaughey in seiner Dankesrede bei der diesjährigen "Golden Globes"-Verleihung, die auch seinem kongenialen Co-Darsteller Jared Leto nach mehrjähriger Schauspielpause einen Preis einbrachte.

Oscar-Hoffnungen für McConaughey  und Leto

Die Auszeichnung von McConaughey als bester Hauptdarsteller, die auch Hoffnung auf einen Oscar bei der Gala am 2. März in Los Angeles macht, markiert den endgültigen Wendepunkt in der Karriere des lange unterschätzten Sonnyboys, der sich nach zahlreichen romantischen Komödien nun einen Namen als ernst zu nehmender Charakterdarsteller macht. Unter genauer Beobachtung skeptischer Kritiker überzeugte er erst 2011 in "Der Mandant" als korrupter Anwalt später in Jeff Nichols' "Mud" als schräger Hobo auf der Flucht und in "Dallas Buyers Club" nun mit einer ihm wie auf den Leib geschneiderten Rolle mit Schnauzer, Texas-Slang und schwarzem Humor. Nicht nur sein dramatischer Gewichtsverlust von beinahe 25 Kilo für die Rolle wird von "Dallas Buyers Club" in Erinnerung bleiben.

(Von Angelika Prawda/APA)

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