Trotz Erfolgen

Ministerium plant Anschlag auf Kinos

26.02.2010

Erstauswertung für österreichische Kinos soll fallen, Existenzen bedroht

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© APA/dpa
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Während Österreichs Kultur- und Filmszene stolz auf die Oscarnominierung von Christoph Waltz und Michael Haneke mit seinem Film "Das weiße Band" in Hollywood ist, planen Österreichs Filmproduzenten, das Filminstitut und das Unterrichtsministerium einen Anschlag auf die heimischen Kinos.

Gesetzliche Regelungen sollen aufgehoben werden
In der zur Begutachtung ausgesandten Novelle zum Filmförderungsgesetz ist vorgesehen, dass künftig geförderte österreichische Filme nicht mehr unbedingt in österreichischen Kinos gezeigt werden müssen. In den meisten europäischen Ländern, wie bisher auch in Österreich, bestehen gesetzliche Regelungen, wonach geförderte Kinofilme bevor sie auf DVD erhältlich sind, zuerst über einen bestimmten Zeitraum in den Kinos gezeigt werden müssen. Diese Regelung trägt wesentlich zum Erfolg eines Films bei, da die Erfahrung gezeigt hat, dass Filme, die nicht im Kino zu sehen waren oder gleichzeitig mit dem Kinostart auf DVD erhältlich waren kein großer Erfolg beschieden war.

Dramatische Kino-Reduktion
"Wenn die Erstauswertung im Kino abgeschafft wird, trifft dies sämtliche Kinobetriebe massiv und würde zu einer dramatischen Reduktion der Lichtspieltheater führen. Besonders die Nachspielkinos vor allem im ländlichen Raum verlieren dadurch ihre letzten Möglichkeiten Besucher anzusprechen und verlieren dadurch ihre Geschäftsgrundlage.", erklärt Siegfried Schüßler, der Obmann des FV der österreichischen Kinos in der WKÖ. "Dies alles zu einem Zeitpunkt, wo die österreichische Kinowirtschaft wieder durch gute heimische und internationale Produktionen im Aufschwung ist. Auf der einen Seite verlangen die heimischen Filmproduzenten immer mehr Förderungsmittel vom Staat, auf der anderen Seite wollen sie künftig die österreichischen Kinos, die jahrzehntelang die wichtigsten Werbeträger der heimischen Kinofilme waren, mit einer derartigen Aktion ausschalten", meint Schüßler.

Schildbürgerstreich?
Es kann doch nicht im Sinne der öffentlichen Fördereinrichtungen von Bund und Ländern sein, dass zwar Filmproduktionen mit vielen Millionen Euros an Steuergeldern gefördert werden, dass das heimische Publikum und der Steuerzahler aber nicht die Gelegenheit erhalten sollen, diese Filme auch im Kino zu sehen. Künftig liegt es im alleinigen Ermessen der Produzenten mit welcher Kopienanzahl der Film auf den österreichischen Markt kommt und wie lange der Film in den heimischen Kinos läuft, bevor er auf DVD erscheint. Damit sind mindestens die Hälfte der 160 österreichischen Kinos in ihrer Existenz bedroht. Nicht einmal in Amerika ist man diesen Weg gegangen. Dort beträgt das Auswertungsfenster im Kino vier Monate.

Aufforderung zum Dialog
Schüßler fordert Bundesministerin Claudia Schmied auf, nicht nur mit den Filmproduzenten sondern auch mit den österreichischen Kinos über das neue Filmförderungsgesetz zu verhandeln und die ausgesandte Novelle zurückzuziehen. Überdies wäre ein ständiger Sitz eines Kinovertreters im Aufsichtsrat des Österreichischen Filminstituts notwendig, damit die Auswertungsüberlegungen auch von dieser wichtigen Verwertungsstufe miteinbezogen werden.

Wirtschaftlicher Erfolg
"Es ist nicht alleine damit getan, den österreichischen Film zu fördern. Er sollte dem Publikum auch im Kino zur Verfügung gestellt werden und damit neben dem künstlerischen auch ein wirtschaftlicher Erfolg für die gesamte Film- und Kinobranche und nicht nur für einzelne Produzenten sein", so Schüßler.

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