Premiere

"Wilhelm Reich" bei der Viennale

29.10.2012

Regisseur Svoboda und Klaus Maria Brandauer zeigten sich wortkarg.

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Der neue Film des österreichischen Regisseurs Antonin Svoboda, "The Strange Case of Wilhelm Reich", feierte am gestrigen Sonntagabend unter Anwesenheit der gesamten Crew bei der Viennale seine Uraufführung - und demonstrierte dabei anschaulich den Unterschied zwischen angelsächsischem Showbusiness und deutschsprachiger Elfenbeinturmarroganz. Bei der beschließenden Interviewrunde mit den Beteiligten prallten Welten aufeinander.

Der in den USA spielende Film kann mit Gary Lewis ("Gangs of New York") und David Rasche ("Burn after Reading") auf zwei veritable Charakterdarsteller des englischsprachigen Kinos verweisen - die sich für ihren kurzen Auftritt vor dem Vorhang entsprechend präpariert hatten. Während Rasche seine Deutschkenntnisse unter Beweis stellte und den guten Dreh lobte, bedauerte Lewis, dass die von ihm gespielte diabolische Figur des Psychiaters Cameron leider wie er ein Schotte gewesen sei.

Kein Small-Talk
Diesem gekonnten Show-Smalltalk gänzlich abhold zeigte sich hingegen der deutschsprachige Teil der Cast, allen voran Klaus Maria Brandauer. Er stehe ungern in Mainzelmännchengröße vor einer Leinwand, auf der er eben noch überlebensgroß zu sehen gewesen sei, beschied der Schauspieler der Moderatorin. Und Bühne dürfe man so etwas sowieso nicht nennen. Auch halte er wenig davon, nach einem Werk darüber zu sprechen: "Wir haben einen Film gemacht, es war eine feine Zeit. Jetzt ist es an ihnen: Was immer Sie wollen." Die philosophische Grundfrage bleibe immer: "Hat es einen Sinn?"

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ORF-Generadirektor bei der Premiere (c) Getty

Mir gefällt der Film
Entsprechend als Zumutung empfand der 69-Jährige auch die Frage, wie lang er sich auf seine Rolle des Wilhelm Reich vorbereitet habe: "69 Jahre bereite ich mich vor - wie auf all meine Arbeit. Und nächstes Jahr werde ich mich 70 Jahre vorbereitet haben." Immerhin ließ er sich in Richtung Film zu einem Lob hinreißen: "Das ist selten, dass ich das sage: Mir gefällt der Film."

Langer Applaus
Auch Regisseur Svoboda ließ wenig Bereitschaft erkennen, sich ausführlich über sein Werk zu äußern und beschied die Frage, was ihn am Projekt gehalten habe, denkbar kurz: "Ich weiß es nicht. Vielleicht werde ich irgendwann draufkommen." Immerhin gebe es wohl eine gewisse Parallele zum Filmemachen, habe sich doch auch Reich die Welt nach seinen Vorstellungen geschaffen habe. Ungeachtet dialogischen Unwillens stand am Ende langer Applaus für alle Beteiligten.

Info
Alle Informationen rund um die 50. Viennale erhalten Sie unter www.viennale.at.

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