Gabalier geht leer aus

Amadeus Award: EAV, Wurst & 'Cordula Grün' als große Sieger

25.04.2019

EAV als Abräumer und neue Aufregung um Gabalier. Am Donnerstag stand "Amadeus" am Plan. 

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© APA/HERBERT NEUBAUER
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Nach seinem Manderl-Weiberl-Eklat von 2015 wurde Andreas Gabalier auch heuer wieder nicht bei den Amadeus Awards, die am Donnerstag im Wiener Volkstheater vergeben werden sollten, erwartet. Dennoch stand er erneut im Zentrum. Kein Preis für Österreichs erfolgreichsten Musiker und das trotz drei Nominierungen. Stattdessen sollten Pizzera & Jaus (Live), Ina Regen (Album) und die nahezu unbekannte Volksmusikantin Die Mayerin ausgezeichnet werden. „Ich glaube, Gabalier freut sich mit mir“, kommentiert sie den Überraschungssieg keck.

Auch RAF Camora, der mit 14 Hits in den heimischen Charts Pop-Geschichte schrieb und seinen Red-Carpet-Auftritt bis zuletzt offen hielt, sollte bei ebenfalls drei Nominierungen nur der Trostpreis für Hip-Hop bleiben.

 

 

Süßer Abschied: 2 Preise für EAV, auch Josh. gewinnt

Jubeln wollten andere: Für die EAV sollte es neben dem Preis für das Lebenswerk auch den Songwriting-Award geben. Damit waren sie passend zum Abschied die Abräumer des Abends. Als bester Pop-Act standen Seiler & Speer auf der Siegerliste. Dazu auch Parov Stelar (Electronic) und Norbert Schneider (Jazz Blues). Zum „Song des Jahres“ sollte Cordula Grün von Josh. gekürt werden: „Ich hätte auch RAF Camora gratuliert und ein Foto mit Gabalier geknipst. Hier geht es um Musik nicht um Politik.“

Die Show sollte wieder ganz im Zeichen von Conchita stehen: Sie plante nicht nur eine „oscarreife“ Moderation, sondern wollte bei unzähligen Kostümwechseln für die TV-Weltpremiere vom aktuellen Erfolgs-Song Hit Me auch in die neue schräge Rolle als Wurst schlüpfen: „Ich hoffe, man merkt den Unterschied“, scherzte sie vorab im ÖSTERREICH-Interview.

 

 

 So wurde es gleich zu Beginn eine emotionale Angelegenheit. "Der erste Plan ist schon mal nicht aufgegangen", meinte Sänger Josh. sichtlich gerührt auf der Bühne, "nämlich nicht zu heulen." Er durfte die Trophäe für den besten Song des Jahres entgegennehmen, die ihm sein Hit "Cordula Grün" einbrachte. "Habe ich wirklich gewonnen?", blickte er fragend auf den Preis in seinen Händen und dankte einer ganzen Riege an Kollegen, Freunden und Begleitern. "So etwas kann man alleine ja gar nicht schaffen."
 
Bewegt war später auch Ina Regen, die für "Klee" den prestigeträchtigen Preis für das Album des Jahres erhielt. "Es hat 4.000 Grad hier herinnen, und mir ist es gerade eiskalt runtergeronnen", sagte die Sängerin. "Es geht darum, dass wir Musik machen und da draußen Menschen sind, die wir damit inspirieren, berühren und gerne auch mal vor den Kopf stoßen." Sie bedankte sich bei "allen starken Frauen, die mir gesagt haben, dass man das machen kann".
 
Der EAV war es schließlich beschieden, als einziger Act mit mehr als einem Preis nach Hause zu gehen. Gemeinsam mit Lemo gab es den Amadeus als Songwriter des Jahres ("Gegen den Wind") und schließlich den groß umjubelten Preis für das Lebenswerk. "Danke, danke! Aber lasst euch Zeit", nahmen Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger die Standing Ovations gerne entgegen. "Wir mussten 40 Jahre warten. Manche Preise kann man sich ersitzen, man muss sie nur noch erleben", schmunzelte Eberhartinger. "Wir bedanken uns bei all jenen, denen es nicht gelungen ist, die EAV zu verhindern", ergänzte Spitzer. Der Zeitpunkt passt jedenfalls, ist die EAV aktuell doch auf Abschiedstournee.
 
Unterstützung für die Stars von morgen forderte wiederum Mavi Phoenix, die den FM4 Award abräumte. "Mir schreiben so viele junge Leute, die gerne Musik machen wollen, dass ich ihnen Selbstbewusstsein vermittle", erzählte sie. "Wir feiern heute die österreichische Musikszene, aber man kann trotzdem noch mehr tun! Da macht FM4 was dafür, aber sonst sehe ich nicht viel", hob sie das ORF-Jugendradio hervor und wünschte sich insgesamt mehr Engagement.

Miriam Hufnagl aus dem FM4-Umfeld

Aus dem FM4-Umfeld stammt auch Miriam Hufnagl alias Avec, die in der Kategorie Alternative reüssierte. Wie etliche andere Genre-Gewinner hat sie den Amadeus bereits im Vorfeld erhalten und konnte sich via Video-Einspieler bedanken: "Ich habe nicht damit gerechnet." Nicht die erste Trophäe war es für Marcus Füreder und sein Electronic-Projekt Parov Stelar, das sich erneut bei Electronic/Dance durchsetzte. Liveact des Jahres wurden Pizzera & Jaus, in der Kategorie Schlager/Volksmusik gewann Die Mayerin: "Schon die Nominierung war unfassbar für mich."
 
Den bereits dritten Amadeus in der Sparte Hip-Hop/Urban gab es für Erfolgsrapper RAF Camora, Pop/Rock war heuer eine Angelegenheit für das Duo Seiler & Speer, und Bilderbuch sowie Marco Kleebauer und Maximilian Walch sicherten sich den Tonstudiopreis "Best Sound" für die Platte "Mea Culpa". Komplettiert wurden die Preisträger durch das oberösterreichische Trio Krautschädl, das in der Sparte Hard & Heavy erfolgreich war, und Norbert Schneider (Jazz/World/Blues).
 
Letztlich war die Amadeus-Gala eine routiniert abgespulte Angelegenheit, bei der Song-Contest-Gewinnerin Conchita nicht nur als Moderatorin im Abendkleid und mit Langhaarperücke glänzen konnten, sondern auch als Wurst eine einnehmende Performance mit dem Song "Hit Me" ablieferte - dabei aber mit kurz geschorenem Iro und hautfarbenen Strapsen. Nicht schlecht für "die ehemalige zweite Klarinette der Musikkapelle Bad Mitterndorf", wie sie selbst schmunzelte. Weitere Auftritte kamen gar als Medley daher, etwa aus dem Popsegment mit u.a. Paenda, Cesar Sampson und Thorsteinn Einarsson oder von der Rap-Fraktion, die sich aus KeKe, Lent sowie Kreiml & Samurai zusammensetzte. Bei den Amadeus Awards soll schließlich jeder eine Bühne bekommen.

Conchita im Doppelpack, aber viele schwänzten

Auch DJ Ötzi (Ein Stern im Duett mit Darius & Finlay), ESC-Hoffnung Pænda (Filler), die EAV und FM4-Siegerin Mavi Phoenix sollten die Show rocken. Dazu probten Cesár Sampson und Thorsteinn Einarsson ein Medley und Seiler und Speer für Ala bin sogar einen Auftritt mit Orchester unter der Leitung von Christian Kolonovits.

Spannend: Nicht nur Gabalier, sondern auch Rainhard Fendrich, Wolfgang Ambros oder Bilderbuch schwänzten die Austro-Grammys.

Das sind die Amadeus-Gewinner

SONG: Cordula Grün, Josh.

ALBUM: Klee, Ina Regen

LIVE ACT: Pizzera & Jaus

POP/ROCK: Seiler und Speer

ALTERNATIVE: Avec

ELECTRONIC/DANCE: Parov Stelar

HARD & HEAVY: Krautschädl

HIP-HOP/URBAN: RAF Camora

JAZZ WORLD/BLUES: Norbert Schneider

SCHLAGER/VOLKSMUSIK: Die Mayerin

FM4 AWARD: Mavi Phoenix

SONGWRITER: Gegen den Wind – EAV (feat. Lemo)

TONSTUDIO: Bilderbuch "Mea Culpa"

LEBENSWERK: EAV

Conchita: "Ich bin jetzt größer als das Leben!"

Interview: Conchita über Amadeus, Wandel und neue Schizophrenie

ÖSTERREICH: Sie moderierten den Amadeus zum zweiten Mal, trotzdem war alles ganz neu …

Conchita: Es war alles anders. Und ich war nicht ­weniger aufgeregt. Es gab ja auch die TV-Premiere von Hit Me. Das war eine Herausforderung, denn dafür muss ich mich noch einmal öfter umziehen!

ÖSTERREICH: Konnte man den Unterschied zwischen Conchita und Wurst erkennen?

Conchita: Das hoffe ich, denn ich habe mir darüber schon ein paar Gedanken ­gemacht!

ÖSTERREICH: Wie viele neue Images haben Sie noch?

Conchita: Da kommt noch einiges, denn es macht mir unglaublich viel Spaß, alle Regeln, die ich mir vorher aufgelegt habe, zu ignorieren. Ich bin durch die vielen Verwandlungen größer als das Leben, ein bisschen dramatischer und hysterischer als sonst!

ÖSTERREICH: Das wäre als Conchita nicht gegangen?

Conchita: Wahrscheinlich hätte es als Conchita schon auch funktioniert, aber ich hatte dazu einfach keine Lust mehr!

ÖSTERREICH: Weil Sie Conchitas überdrüssig wurden?

Conchita: Wenn man eine Zeit immer das Gleiche macht, wird es langweilig! Ich suche die Herausforderung.

ÖSTERREICH: Hier Conchita. Da Wurst. Ist das nicht ein bisschen schizophren?

Conchita: Ich habe mir diese Frage auch oft gestellt und bin draufgekommen: Am Ende ist es immer wurscht.

ÖSTERREICH: Ist das mehr Tom Neuwirth als früher?

Conchita: Es ist authentischer, denn man wird ja auch älter und das Leben lebt einen eben.

ÖSTERREICH: Wollen Sie Conchita noch immer töten?

Conchita: Ich weiß es nicht. Vielleicht fällt mir noch etwas anderes ein, mit dem ich euch auf Trab halten kann.

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