Roman-Aufreger

Claustria: Der Fall Fritzl als Thriller

13.09.2012


Claustria: Der Fall Fritzl entsetzt die ganze Welt jetzt auch in Buchform.

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© Lessing Strasse Verlag/TZ ÖSTERREICH / Kernmayer
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Seit Monaten wartet Österreich auf den Roman zum grauenvollen Inzestfall Fritzl. Heute erscheint Claustria, so der merkwür­dige Titel, im neuen Verlag Lessingstraße 6, einer Tochter des hyper-erfolgreichen Salzburger Ecowin Verlags. Der französische Autor Régis Jauffret schildert darin Josef Fritzl als geschickt angepasstes, Schweinsbraten goutierendes Monster, das schon früh private KZ-Pläne schmiedet und schließlich seine Vorstellungen – mit dem Bau eines öffentlich geförderten (!) „Atombunkers“ in Amstetten – ingenieursmäßig in die Tat umsetzt. (Buch-Präsentation mit Jauffret und Nicholas Ofczarek am 24. 9. im Wiener Rabenhof.)

Starke Passagen aus dem Buch

Fritzls erste Pläne
Schon früh plant Fritzl auf einer Waldlichtung ein Privat-KZ: Schon seit Monaten träumte Fritzl von einem privaten Lager, dessen einzige Insassin Angelika wäre, er wäre Kapo, SS, der Führer (…). Er würde eine Betonmischmaschine herbringen und einen Bunker bauen (…). Ein kleines Lager wie ein Privatpuff mit Angelika als einziger Hure.„Unter Schlägen kam sie wieder zu sich“


Im Keller
Aus der Waldlichtung wird nichts. So baut Fritzl einen „Atombunker“ in Amstetten: Angelika hörte ihn erst kommen, als sie den klackenden Riegel der Stahlbetonschleuse wahrnahm (…). Unter Schlägen kam sie wieder zu sich (…). Ihre Oberlippe war geschwollen und blutete. Ein Eckzahn war abgebrochen, beim anderen fehlte ein Stück (…). Er drückte ihren Kopf an die Wand. Er schlug damit zu wie mit einem Hammer. Ausgebrochene, abgebrochene, zerbrochene Zähne. Löcher, in denen Bakterien nisten konnten.

Ausbruchsversuch:
Angelika gelingt es, die Polizei zu rufen: Angelika hatte ihr Bestes getan, um Fritzl zu erregen. Als er halb steif war, zog sie ihn ins Schlafzimmer (…). Sie wartete, bis er schnarchte, dann fasste sie in seine Hosentasche. Wie so ein Telefon funktionierte, wusste sie aus der Fernsehwerbung (…). Nach zwei Minuten in der Warteschleife mit Musik ging eine Frau an den Apparat. ,,Ich heiße Angelika Fritzl. Ich bin mit meinen zwei Kindern in einem Keller in der Ybbsstraße gefangen.“ – ,,Wiederholen Sie bitte Namen und Adresse.“ (…) Als Angelika das Martinshorn hört, zittert sie noch mehr.

„Auf Irreführung der Polizei steht eine Haftstrafe“
Wieder umsonst: Fritzls Ehefrau führt die Polizisten in die Irre. Angelika bleibt unentdeckt: Angelika weint (…) und ruft erneut an. ,,Wir haben Ihren Anruf aufgezeichnet. Auf Irreführung der Polizei steht eine Haftstrafe von drei Monaten und eine Geldbuße von 70.000 Schilling.“

(hir)

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