Mozart statt Gerichtsprozess

Fazil Say gastiert im Musikverein

19.12.2012


Pianist ist in seiner Heimat wegen Herabwürdigung  religiöser Werte angeklagt.

Zur Vollversion des Artikels
© www.facebook.com
Zur Vollversion des Artikels

Der türkische Gerichtsprozess wegen Herabwürdigung religiöser Lehren gegen den Pianisten Fazil Say soll im Februar weitergeführt werden - bis dahin ist der international bekannte Solist am Konzertpodium tätig und macht am Freitag im Wiener Musikverein Station. Gemeinsam mit den Wiener Symphonikern unter Dirigentin Simone Young spielt Say Mozarts Klavierkonzert in A-Dur. Die Symphoniker erklärten sich im Vorfeld solidarisch mit dem Pianisten. "Seine Verurteilung stünde im völligen Widerspruch zu den Grundprinzipien in einem gemeinsamen Haus Europa", so Orchester-Geschäftsführer Johannes Neubert in einer Aussendung.

Wegen spöttischer Kommentare beschuldigt
Say wird von der türkischen Justiz beschuldigt, durch spöttische Kommentare auf Twitter Muslime beleidigt und den Islam herabgewürdigt zu haben. Für den Staatsanwalt hat er sich in zwei Punkten im Strafgesetzbuch, "Hass und Feindseligkeit in der Öffentlichkeit" und die "Herabwürdigung religiöser Werte" strafbar gemacht. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 18 Monate Haft.

Durchbruch vor mehr als 20 Jahren
In der internationalen Musikszene ist Say seit 1994, als ihm der Durchbruch durch einen Wettbewerbssieg gelang, ein viel beschäftigter Instrumentalsolist mit breitem Repertoire, das von der europäischen Klassik über den Jazz bis zur Verwurzelung in türkischen Musiktraditionen reicht. Mit den Symphonikern arbeitet Say bei den beiden aktuellen Konzerten im Musikverein und im Münchner Gasteig bereits zum dritten Mal zusammen. Seine Anklage hat in der Kulturwelt großen Protest ausgelöst. Zahlreiche prominente Künstler hatten zu Prozessbeginn eine Unterstützungserklärung unterzeichnet.

Musikverein zeigt sich solidarisch
"Natürlich ist die freie Religionsausübung und der Respekt vor den religiösen Gefühlen Anderer ein sehr hohes Gut. Dennoch dürfen in einem demokratischen und säkularen Rechtsstaat bloße Meinungsäußerungen nicht zum Vorwurf eines schweren Verbrechens und zu Freiheitsstrafen führen", zeigte sich Neubert in der Aussendung überzeugt. "Gerade Fazil Say war und ist als international renommierter Interpret sowohl westlicher wie auch türkischer Musik ein wichtiger Brückenbauer zwischen den Kulturen."

Info
Informationen sowie Ticketz zum Konzert von Fazil Say im WIener Musikverein erhalten Sie unter www.musikverein.at.



 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel