Schock-Movie

Film über Folterskandal in Abu Ghraib

13.02.2008

Der amerikanische Regisseur Errol Morris stellte seinen Film "Standard Operating Procedure" über den Folterskandal in Abu Ghraib vor.

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© AP
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Horror
"Ich selbst bezeichne diesen Film als Non-Fiction-Horror-Movie", so Morris bei der Pressekonferenz. Die Dokumentation rollt den nach dem Irak-Krieg im Mai 2004 aufgedecken Militärskandal im irakischen US-Gefängnis Abu Ghraib auf, wo eine Gruppe von US-Soldaten irakische Insassen folterten.

Ans Licht kam der Skandal durch die Veröffentlichung der vielfach verstörenden und abstoßenden Fotos, mit denen die Soldaten ihre Taten dokumentiert hatten. In ersten Reaktionen wurde von seiten des US-Militärs damals von "Standard Operating Procedure" gesprochen, d. h. Standard-Maßnahmen in Verhörgesprächen. Mittlerweile wurden alle beteiligten Soldaten verurteilt.

Diskussion
Streitpunkt in Berlin: Regisseur Errol Morris gebe mit seinem Film den Tätern eine Bühne zur Rechtfertigung, lasse aber die irakischen Opfer nicht zu Wort kommen. Doch Morris gelingt mit "S.O.P." eine beindruckend einsichtige Reflexion über die Ereignisse sowie über die individuellen Täter. Der Film zeigt Interviews, die Morris über einen Zeitraum von 2 Jahren und "nur durch viel Überzeugungsarbeit" mit den beteiligten Soldaten sowie den mit der Untersuchung beauftragten Personen geführt hat. Anhand der Original-Fotos und teilweise nachgestellten Szenen werden die Ereignisse chronologisch in Erinnerung gerufen, den ruhigen, lyrisch anmutenden Soundtrack lieferte Danny Elfman (bekannt für seine Signatur der "Simpsons" und einiger Tim Burton Filme).

In der Falle
"Das ist eine Geschichte über Menschen, die in der Falle saßen und sitzen", so Morris. "Nicht in derselben Falle wie die Gefangenen, aber dennoch unweigerlich gefangen." Es sei sicher nur ein Weg, sich mit so einem Film auf die Suche nach Wahrheit zu begegen, "eine Wahrheit, die mehr umfasst, als das Ereignis, an das man sich erinnern kann". Morris verweist damit auch auf den Aspekt, dass viele Berufssoldaten aus Bildungsarmut, Geldnot und Hoffnung auf eine sichere Ausbildung sich zu Army melden. "Niemand von diesen Soldaten ging in den Krieg mit dem Ziel andere zu foltern."

Wahrheit
Dass "S. O. P.", über weite Strecken wie ein Clip gestaltet, Wahrheit inszeniere, lässt Morris nicht gelten. Von einem ungeschriebenen Dokumentarfilm-Gesetz nach dem Motto "Je mehr Handkamera-Sequenzen desto höher der Wahrheitsgehalt", hält er nichts. "Für mich ist es ein Film über eine Wahrheit, die wir ohne diesen Skandal nie erfahren hätten." Nicht zuletzt, weil die Army den Skandal zu vertuschen versuchte, hätten diese Fotos einen essentiellen gesellschaftlichen Beitrag geleistet. Morris: "Denke ich, dass jene Soldaten unschuldig sind? - Nein. Denke ich, dass sie die Hauptschuldigen sind? Nein."

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