Nikolaus Harnoncourt

Ganze Welt trauert um Harnoncourt

06.03.2016

Musikwelt, von Welser-Möst bis Meyer, trauert um den Pultstar.

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Johann Nicolaus Graf de la Fontaine und d’Harnoncourt-Unverzagt, Spross aus luxemburgisch-lothringischem Hochadel und Ururenkel des „steirischen Prinzen“ Erzherzog Johann, Cellist, Musikforscher und „Erfinder“ des Originalklangs, hat seit der Gründung seines Ensembles für Alte Musik, Concentus Musicus, vor 63 Jahren Musikgeschichte geschrieben.

Mozart vom gefälligen Wohlklang befreit

Der damals 23-jährige Cellist bei den Wiener Symphonikern hatte mit seiner jungen Frau, der Geigerin Alice Hoffelner, begonnen, alte Musikin­strumente zu sammeln, Noten auszu­graben und Vortragsweisen zu rekonstruieren. Seine bahnbrechenden Bach- und Monteverdi-Interpretationen haben das barocke Klangbild ebenso revolutioniert wie seine vom gefälligen Wohlklang befreiten Mozart-, Beethoven- und Schubert-Deutungen das klassisch-romantische.

Am Samstag ist der Grammy-dekorierte, mit dem Ernst-von-Siemens-Preis für sein Lebenswerk und dem Kyoto-Preis als „herausragender Musiker von außergewöhnlicher Kreativität“ ausgezeichnete steirische Maestrissimo im Kreis seiner Familie entschlafen.

Schon am 5. Dezember 2015, dem Tag vor seinem 86. Geburtstag, hatte der größte Dirigent seinen Rückzug aus der Musikwelt bekannt gegeben. Im Programmheft des Concentus-Musicus-Konzerts lag ein Brief, in dem Harnoncourt die traurige Nachricht ­verkündete: „Liebes Publikum, meine körperlichen Kräfte gebieten eine Absage meiner weiteren Pläne.“

"An der Grenze zum Absturz ist es am schönsten"

Sein letztes Konzert hatte er, mit zwei Krücken auftretend, am 22. Juli 2015 bei den Salzburger Festspielen dirigiert: Bei Beethovens Missa solemnis brannte er mit seinem Concentus Musicus ein loderndes Feuerwerk ab. „An der Grenze zum Absturz ist es am schönsten“, sagte er damals.

Jetzt sitzt er auf einer Wolke neben seinen himmlischen Lieblingen Bach und Mozart. Hunderte grandiose CDs und Aufzeichnungen seiner atemberaubenden Opern und Konzerte erinnern an das Schaffen des genialen Musikers. Wir werden ihn vermissen!

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