Neuer Krimi

Hakan Nesser schickt Barbarotti in Pension

11.10.2012

"Am Abend des Mordes" wird der letzte Fall für den beliebten Inspektor.

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"Am Abend des Mordes" ist der letzte Fall von Inspektor Gunnar Barbarotti, und sein Schöpfer, der schwedische Krimiautor Hakan Nesser, lässt ihn am Ende noch mal ein besonders schweres Rätsel lösen. Zunächst sieht es so aus, als solle Barbarotti nach dem Tod seiner Frau eher mit Routineaufgaben beschäftigt werden. Sein Chef beauftragt ihn, einen alten ungelösten Fall noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Eine Beschäftigungstherapie, befürchten Barbarotti und seine Kollegin Eva Backmann.

Verschwundener Elektriker gibt Rätsel auf
Es geht um einen Elektriker, der vor fünf Jahren mit seinem Moped aufbrach und spurlos verschwand. Brisant wird die Geschichte nur durch die Tatsache, dass er bis zu seinem Verschwinden mit einer polizeibekannten Straftäterin zusammenlebte: Ellen Bjarnebo, genannt "die Schlächterin von Klein-Burma", die Jahre zuvor ihren ersten Ehemann erschlagen und zerstückelt hatte und dafür 11 Jahre im Gefängnis saß. Doch im zweiten Fall konnte man ihr nichts nachweisen.

Inspektor von Trauer ausgebremst  
Barbarotti, der zunächst durch die Trauer um seine Frau gebremst wird, stößt bald auf interessante Verbindungen zwischen den beiden Fällen. Nesser gelingt es zwar, durch Perspektivenwechsel und Rückblenden Schritt für Schritt Spannung aufzubauen. Zahlreiche Nebenstränge machen das Finale der Barbarotti-Reihe aber hin und wieder zähflüssig. So etwa der Fall eines vergifteten Rechtspopulisten, mit dem sich Barbarottis Kollegin Backmann beschäftigt, oder die Geschichte seines vereinsamten Freundes Wallmann, der am Ende eine große Schriftsteller-Karriere hinlegt.

Ende mit offenen Fragen
Auch das Innenleben der Protagonisten wird wie schon in den vorherigen Romanen genau seziert. Das Zwiegespräch zwischen Barbarotti und seiner verstorbenen Frau, die Eheprobleme seiner Kollegin Backmann und am Ende die Vergangenheit des Polizeichefs - man könnte den Eindruck gewinnen, Nesser habe sich beim großen Finale ein wenig zu viel vorgenommen. Zwar gelingt es ihm am Ende alle Fäden zusammenzuführen, doch auch nach fast 500 Seiten bleiben Fragen offen.

Vieles ungeklärt  
Wie kommt der Inspektor am Ende auf die Lösungen hinsichtlich der Tode des Elektrikers und des ersten Manns von Ellen Bjarne? Warum wird nach der Leiche des zweiten Ehemannes nicht gesucht, obwohl sie nach Barbarottis Theorie vermutlich auf dem Grund des Sees Kymmen liegt? Der Leser wird es nie erfahren, denn der verdiente Polizist wird nun endgültig in Rente geschickt. Hakan Nesser, 1950 geboren, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane um Hauptkommissar Van Veeteren erhielt er vielfach Auszeichnungen. Mehrere seiner in etliche Sprachen übersetzten Werke sind verfilmt worden.

Info
Hakan Nesser: "Am Abend des Mordes", btb Verlag, 480 Seiten, 20,40 Euro

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