Naturhistorisches Museum

Freeze: Tierpräparate im Stadtdschungel

05.06.2012

Steinbrener, Dempf und Huber zeigen Tierpräparate in modernen Kontexten.

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© Kurt Kracher
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In einem traditionellen Diorama in einem Naturkundemuseum kann man täuschend echte Szenen bestaunen: Tiere im Urwald, wie sie ihren natürlichen Betätigungen nachgehen, perfekt in Pose. Eine Ausstellung der etwas anderen Art ist ab6. Juni im Naturhistorischen Museum (NHM) in Wien zu sehen. "Freeze!", sagte das Künstlertrio Christoph Steinbrener, Rainer Dempf und Martin Huber und fing die Tierpräparate des Museums in modernen, urbanen Kontexten ein: Der Elch im Supermarkt, die Affen in den Stromkabeln, die Krabben im Wohnzimmer.

Intakte Natur nicht mehr vorhanden
"Die intakte Natur existiert nicht mehr, also bedarf es auch anderer Darstellungen", so Steinbrener beim Pressegespräch heute, Montag. Als Künstlergruppe haben Steinbrener/Dempf auch schon im Tiergarten Schönbrunn mit künstlerischen Interventionen auf diesen Umstand aufmerksam gemacht, in den vergangenen zwei Jahren arbeiteten sie nun mit dem Präparatorenteam der zoologischen Abteilung des NHM. Vögel, Raubtiere, Schlangen, Schmetterlinge wurden ins Künstleratelier verbracht und in oft absurden, immer farbintensiven, manchmal gruseligen Stillleben arrangiert.

Teils Fotographien, teils Original
Die aufgebauten Szenen wurden zum Teil abfotografiert, zum Teil als vollständiges Diorama in die Ausstellung transferiert: Sie thematisieren in einem gewaltigen Holzkasten das neue Zusammenleben von Natur und Stadt. Harmonisch und assimiliert wirken die Äffchen, die im Kabelsalat der Stromversorgung von Mumbai herumturnen. Bedrohlich ignorant die Krabben, die ohne Rücksicht auf Hindernisse durch ein menschliches Wohnzimmer ihren Laichzug vollziehen. Verloren schließlich der Elch, der am glatten Supermarktboden auszurutschen droht und mit den Waren kollidiert. Letzteres Motiv ist ein nachinszeniertes Bild aus einem YouTube-Video.

Gute Zusammenarbeit
Eine "extrem zufriedenstellende Zusammenarbeit" war die aufwendige künstlerische Intervention für das Museum, wie der Direktor der ersten Zoologischen Abteilung, Ernst Mikschi, betonte. Man könne aus den Exponaten nicht nur den Verlust von Naturlandschaft herauslesen: "Sondern auch, dass wir uns davor hüten sollten, die Auswirkungen des Menschen auf die Natur zu überschätzen." Auch in urbanen Strukturen bleiben die lebensgroßen Tierchen nämlich ganz sie selbst. Doch nicht nur naturkundlich, auch ästhetisch leistete das ungewöhnliche Team von "Freeze!" ganze Arbeit: Das alte Ausstellungstool des Diorama möchte man, solcherart neubelebt, gerne wieder öfter sehen.

Info
Alle Informationen zur "Freeze!" Ausstellung erhalten Sie unter www.nhm-wien.at.


 
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