Gala in Wien

Minichmayr räumt gleich 2 Nestroys ab

12.10.2009

Birgit Minichmayr: Nestroy für Beste Schauspielerin und Publikumspreis.

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Die "Beste Regie" lieferte im vergangenen Jahr nach Ansicht der Nestroy-Akademie Martin Kusej bei "Der Weibsteufel" von Karl Schönherr im Akademietheater. Für den verhinderten Regisseur nahm Nicholas Ofczarek den Preis entgegen. Kusej sei "in Paris - sagt er", schmunzelte der Schauspieler vieldeutig - und musste danach gemeinsam mit Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) in der Roncalli-Manege an einer komischen Zirkus-Playback-Oper mitwirken.

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Viktor Bodo blieb für seine Inszenierung von "Die Stunde da wir nichts voneinander wussten" am Grazer Schauspielhaus ebenso das Nachsehen wie Christoph Schlingensief für "Mea culpa. Eine ReadyMadeOper" im Burgtheater.

Den Nestroy als "Bester Schauspieler" nahm ein perplexer Andre Jung für seinen Krapp in "Das letzte Band / Bis dass der Tag euch scheidet oder Eine Frage des Lichts" (bei den Salzburger Festspielen in Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen) umgeben von vier bauchfreien Grazien entgegen. Er stach die beiden ebenfalls Nominierten Bernd Jeschek ("Das Fest" im Tiroler Landestheater) und Peter Simonischek ("Baumeister Solness" am Schauspielhaus Graz) aus.

Double für Minichmayr
Birgit Minichmayr schaffte an dem Abend das Double und wurde für "Der Weibsteufel" im Wiener Akademietheater auch "Beste Schauspielerin". Sie freute sich über den zweiten Nestroy und frohlockte "Jetzt kann ich das Stück nachspielen". Sie bedauerte, dass die Aufführung nicht mehr in Wien zu sehen sei und verglich das Duell der beiden Männer in dem Stück mit dem Kampf des Regisseurs Kusej gegen den neuen Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann um die Inszenierung.

In der Gunst des Publikums, das heuer im Rahmen der Nestroy-Preise erstmals via Internet für den "Publikumspreis" abstimmte, stand Birgit Minichmayr am Höchsten. "Vielen Dank, Publikum!", meinte sie bei der Entgegennahme ihres bereits dritten "Nestroys" (nach dem Nachwuchs-Preis 2000 und der "Besten Schauspielerin" 2004) und sagte, "es ist wahrscheinlich der tollste Preis, weil er vom Publikum kommt".

Leer gingen Katja Jung für ihre Rolle in "Invasion!" im Schauspielhaus Wien und Tatja Seibt für "Besuch bei dem Vater" am Theater in der Josefstadt aus.

Roncalli-Prinzipal Bernhard Paul übergab den Nestroy für die "Besten deutschsprachigen Aufführung" an die Münchner Kammerspiele für "Rechnitz (Der Würgeengel)" von Elfriede Jelinek in einer Inszenierung von Jossi Wieler, der gemeinsam mit Theaterleiter Frank Baumbauer den Preis entgegennahm. Baumbauer kündigte ein Wiener Festwochen-Gastspiel der Inszenierung an.

Für sein Lebenswerk wurde am Ende schließlich der 87-jährige Otto Tausig gekürt. 1939 emigrierte der Wiener als 16-Jähriger nach England, wo er sich als Land- und Fabrikarbeiter durchschlug. Nach dem Krieg studierte Tausig am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Debüt gab er am Neuen Theater in der Scala in Wien, wo er auch als Regisseur und Chefdramaturg bis 1956 tätig war. Es folgten Engagements in Zürich, Wien, Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und München. Von 1970 bis 1983 war er als Schauspieler und Regisseur Ensemblemitglied des Burgtheaters. Seinen offiziellen Bühnenabschied gab Tausig 1999 im Volkstheater als Schnoferl in Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt". Seither war er in zahlreichen Film-und Fernsehproduktionen (u.a. in "Epsteins Nacht" und "Gebürtig") zu sehen. Zeit seines Lebens politisch engagiert, gilt Tausigs große Leidenschaft seit vielen Jahren der Entwicklungshilfe. Der Schauspieler spendet seit langem sämtliche Gagen dem Entwicklungshilfe-Klub. Die Laudatio hielt der ehemalige Burgtheater-Direktor Gerhard Klingenberg.

Die Nominierungen
Beste Schauspielerin
Birgit Minichmayr („Der Weibsteufel“, Akademietheater)
Tatja Seibt („Besuch bei dem Vater“, Josefstadt)
Katja Jung („Invasion!“, Schauspielhaus)

Bester Schauspieler
Peter Simonischek („Baumeister Solness“, Graz)
André Jung („Das letzte Band“, Salzburger Festspiele)
Bernd Jeschek („Das Fest“, Tiroler Landestheater)

Beste Regie
Martin Kušej („Weibsteufel“)
Christoph Schlingensief („Mea Culpa“, Burgtheater)
Viktor Bodó („Die Stunde da wir nichts...“, Graz)

Bestes Stück
Besuch bei dem Vater (Roland Schimmelpfennig, Josefstadt)

Lebenswerk
Otto Tausig

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