Neue Kammeroper-Ära

"Cambiale di matrimonio" begeisterte

22.10.2012


 Publikum zeigte sich von Spielfreude des neuen Ensembles angetan. 

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© APA/Herbert Pfarrhofer
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Gioachino Rossinis Erstling ist am 21. Oktober zum Erstling der neuaufgestellten Kammeroper Wien geworden: Der kurzweilige und doch selten gespielte Einakter "La cambiale di matrimonio" wurde zum gelungenen Einstand in die neue Ära der Bühne am Fleischmarkt, die nun als zweite Spielstätte zentral vom Theater an der Wien genutzt wird. Das Publikum zeigte sich von der Leistung des jungen Ensembles rundweg angetan.

Weitere Rossini-Werke im Programm
Dem Kammeroper-Auftakt mit der 1810 uraufgeführten Debütoper des erst 18-jährigen Rossini sollen in den kommenden Jahren weitere Rossini-Einakter folgen. Die selten gespielte Farce "La cambiale di matrimonio" zeigt die Liebeswirren um den englischen Kaufmann Tobia Mill (Igor Bakan), der seine Tochter Fanny (Anna Maria Sarra) gegen eine hohe Mitgift an seinen kanadischen Geschäftspartner Slook (Ben Connor) verheiraten möchte, was bei der in den armen Eduardo (Andrew Owens) Verliebten auf Widerstand stößt.

Junges Ensemble auf der Bühne
Der markante Eindruck bleibt die große Spielfreude der Akteure, von denen die meisten zum neugegründeten, siebenköpfigen Jungen Ensemble der Kammeroper gehören. Sie bestiegen einander ebenso wie das Bühnenbild, das es schafft, den begrenzten Raum der Kammeroper mittels Kisten in mehrere Mikroräume zu teilen. Der Australier Connor gibt den Brautwerber aus Kanada als charmanten Naivling und auch Anna Maria Sarra weiß ungeachtet einer gewissen, ansatzlos gesetzten Spitze in der Höhe als Umworbene zu überzeugen.

Gaia Petrone glänzte

Nach ihrem Auftritt beim Eröffnungskonzert Mitte Oktober stellte Mezzosopranistin Gaia Petrone in der kleinen Rolle der Dienerin Clarina erneut das große Potenzial ihrer Stimme unter Beweis, während Bassbariton Igor Bakan wie Harald Serafin als Zigeunerbaron durch das Stück poltert und sich nur bisweilen stimmlich von den Rossini'schen Tempi überfordert sieht. Gast und Teilzeitmodell Oleg Loza sah sich hingegen als Diener Norton streckenweise mit einer etwas zu tiefen Partitur konfrontiert.

Auch Orchester beeindruckte

Im kleinen Orchestergraben führte Konstantin Chudovsky das Wiener Kammerorchester zwar sehr tempodifferenziert durch Rossinis vorwärtsdrängende Partitur. An manchen Stellen hätte die Farce jedoch ein wenig mehr Durchzug verdient und kommt bisweilen zu wenig spritzig daher in der staubtrockenen Akustik der Kammeroper.

Kammeroper  für zu Hause
Die konnte auch auf dem heimischen Sofa genossen werden, läutete die neue Epoche der Kammeroper doch zugleich eine neue Ära der Opernübertragung ein. Erstmals wurde die gesamte Premiere im Internet livegestreamt (via www.sonostream.tv/g-rossini-la-cambiale-di-matrimonio). Ab dem 10. November ist die Aufführung dann erneut für sieben Tage über www.sonostream.tv zu erleben.

Info
"La cambiale di matrimonio" von Gioachino Rossini wird in der Kammeroper noch am 24., 25., 27., 29. und 31. Oktober aufgeführt. Alle Informationen sowie Tickets erhalten Sie unter  www.theater-wien.at/index.php/de/taw_in_der_kammeroper.




 
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