"Geliebt, verlacht, vergöttert"

ÖNB zeigt große Richard Wagner Schau

23.11.2012

Die Nationalbibliothek zeigt die ambivalente Beziehung Wagners zu den Wienern.

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© Österreichische Nationalbibliothek, 2012
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Ambivalent war die Beziehung von Richard Wagner und den Wienern: Während das Publikum von den Werken des Opernrevolutionärs begeistert war, war der politische Revolutionär bei der Obrigkeit lange Zeit weniger gut gelitten - was auch für seine Gläubiger galt. Diesem durchwachsenen Verhältnis im 19. Jahrhundert widmet sich die Nationalbibliothek in Vorausschau des Jubiläumsjahres 2013 zum 200. Geburtstag des Komponisten nun mit der Ausstellung "Geliebt, verlacht, vergöttert."

Wagner oft in Wien
Wagner hielt sich zwischen 1832 und 1876 mehrfach in Wien auf, zwischen 1862 und 1864 mit kleineren Unterbrechungen sogar dauerhaft. Kaum Betrachtung finden in der Ausstellung allerdings die Aufenthalte des 19-Jährigen (1832) und der 1848 folgende, da aus dieser Zeit kaum Dokumente überliefert seien, so Kurator Thomas Leibnitz bei der Präsentation am Donnerstag. Man konzentriert sich stattdessen ausschließlich auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schließlich hatte es der nach dem gescheiterten Umsturz 1848 steckbrieflich gesuchte Revolutionär im Metternich-Staat nicht leicht. Erst 1857 erklang mit dem "Tannhäuser" das erste Mal eine Wagner-Oper in Wien - allerdings nicht in der renommierten Hofoper, sondern dem heute nicht mehr existenten Thalia-Vorstadttheater. Passend dazu ist die wertvolle Klavierskizze der Ouvertüre aus 1845 in einer Vitrine zu finden.

   Von da an ging es allerdings aufwärts in der Beziehung. "Das Wiener Publikum hat Richard Wagner von Anfang an sehr positiv aufgenommen", so Leibnitz. Höhepunkt in der Annäherung dürfte fraglos die Uraufführung des "Lohengrin" 1861 in Wien sein - diesmal an der Hofoper. Die teils hymnische Verehrung für Wagner demonstriert eine Anton-Bruckner-Vitrine, der seine 3. Symphonie an Wagner widmete. Der Oberösterreicher bewahrte auch drei Efeublätter von Wagners Grab bei sich auf, die nun in der Nationalbibliothek zu sehen sind.

Krankheit setzte "Tristan und Isolde" zu
Die Chance, auch der Uraufführungsort für "Tristan und Isolde" zu werden, vergab Wien allerdings. Nach 77 Proben wurde das Vorhaben abgebrochen - dank Erkrankung der Sänger und mangelndem Engagement von Orchester und Dirigent. 1864 verließ der notorische Schuldner Wagner fluchtartig Wien, um seinen Gläubigern zu entkommen, bei denen er mit 12.000 Gulden (rund 70.000 Euro) in der Kreide stand. Davor hatte er aber an den "Meistersingern von Nürnberg" in Wien gearbeitet, verdeutlicht durch das wohl wertvollste Exponat der Schau, Johan Christoph Wagenseils "Von der Meister-Singer holdseliger Kunst" aus 1697, das Wagner als Vorlage diente.

Wagner in der Karikatur

Nicht unerwähnt bleiben auch die Anfeindungen mittels zeitgenössischer Karikaturen und nicht zuletzt durch die Wagner-Nemesis, den großen Musikkritiker Eduard Hanslick, der als Brahms-Apologet gegen Wagner auftrat. Der nannte im Gegenzug seine Figur des lächerlichen Besserwissers Sixtus Beckmesser aus den "Meistersingern" in Vorentwürfen noch Hans Lick. Passend zur dialektischen Gestaltung der Schau hat Bühnenbildner Christof Cremer zwei überdimensionale Büsten des Meisters ins Rondell der Nationalbibliothek gestellt. Die eine zeigt den Kopf des Komponisten in der bekannten Manier - die andere hingegen eine karikierende Überzeichnung mit basedowschen Augen.

Info
Die Ausstellung "Geliebt, verlacht, vergöttert. Richard Wagner und die Wiener" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek läuft noch bis zum 10. Februar 2012. Genauer Informationen dazu erhalten Sie unter www.onb.ac.at.


 
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