Wiener Festwochen

Verdis Oper "Macbeth" auf afrikanisch

25.05.2014

Regisseur Brett Bailey transponiert die Oper in den heutigen Kongo.

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 Macht lässt niemanden unbeschädigt - das galt im schottischen Mittelalter ebenso wie in der Belle Epoque oder dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Kongo der Istzeit: Dieses traurige Faktum hat am Samstagabend Brett Bailey mit seiner Inszenierung von Giuseppe Verdis "Macbeth" berührend unter Beweis gestellt. Sein Kondensat der großen Oper wurde im Odeon zu Recht mit Standing Ovations bedacht.

Von Schottland in den Kongo
Der südafrikanische Regisseur - bereits ein Stammgast bei den Wiener Festwochen - verlegt seinen "Macbeth" vom Schottland des 11. Jahrhunderts in den Kongo unserer Zeit. Der Feldherr mutiert zum Milizenführer, die Hexen sind Vertreter des internationalen Multis Hexakon. Noch dazu hat Bailey das Werk um knapp die Hälfte gekürzt und fokussiert ganz auf Macbeth und seine Lady, die auf einer kleinen Schachbrettbühne als Hauptspielort mit der Macht und der Gewalt hadern. Währenddessen dient eine Leinwand im Hintergrund als Projektionsfläche für Animationen und treibt via eingeblendeten Pressemeldungen die Handlungsstränge voran.

Kern freigelegt
All dies geht erstaunlich schlüssig, geschmeidig und erhellend auf. Die Entfremdung vom ursprünglichen Setting lässt diesen "Macbeth" wieder zu sich rücken, legt den eigentlich Kern abseits aller Patina frei. Dazu tragen auch die vom Regisseur selbst verantworteten Übertitel in der heutigen Diktion bei, obgleich das Libretto der Verdi-Oper an sich unverändert übernommen wurde. So finden sich Ausdrücke wie "Fuck!" im Dialog, während die lakonische Reaktion von Banquo und Macbeth auf die Prophezeiung der Hexen "Echt irre!" lautet.


 
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