Interview

Welser-Möst: "Kultur in die Verfassung!"

12.03.2012

Ab Samstag dirigiert Franz Welser-Möst wieder Strauss’ „Frau ohne Schatten“.

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© TZ Österreich/Kernmayer
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Im Interview erzählt der Staatsopern-GMD von der Ehrenkreuzverleihung in der Hofburg, seiner Bhutan-Reise, Strauss, Wagner und dem Neujahrskonzert.

ÖSTERREICH: Sven-Eric Bechtolf beschrieb in seiner Laudatio in der Hofburg Ihre beiden „Ichs“: das ausgelassene des Gastgebers, Weinkenners und Motorbootkapitäns. Und das disziplinierte des Asketen. Erkannt?
Franz Welser-Möst:
Dieser Beruf braucht Disziplin. Andererseits bin ich nicht 365 Tage Dirigent … Aber Weinkenner ist übertrieben. Ich trinke gern ein gutes Glas Wein. Neulich hat mir ein Freund einen Roten von Johann Schwarz mitgebracht – hervorragend! Und das ist ja auch Teil unserer Kultur. Apropos Kultur: Ich habe kürzlich zum Bundespräsidenten gesagt, wir sollten die Pflege der Kultur in die Verfassung aufnehmen.

ÖSTERREICH: Diese Idee hatten Sie in Bhutan, wo Sie gerade bergsteigen waren …
Welser-Möst:
Die sprechen dort von einem Bruttonationalglück. Und dessen wesentlichster Pfeiler ist die Pflege der Kultur und Tradition.

ÖSTERREICH: Verfassungsmäßige Pflege von Tradition ist aber etwas gefährlich: Dann sagen die „Musikantenstadl“-Macher, wir stehen in der Verfassung …
Welser-Möst:
(lacht) Natürlich, da könnte auch jemand sagen: Korruption hat bei uns Tradition, nehmen wir das auch in die Verfassung!

ÖSTERREICH: Sie haben in Bhutan Fünftausender bezwungen. Was bringt Ihnen das Bergsteigen?
Welser-Möst:
Totales Ausklinken, ich habe zwei Wochen keinen Handy-Empfang, man kommt der Welt etwas abhanden … Ohne Berge könnte ich nicht überleben.

ÖSTERREICH: Am Samstag kommt „Die Frau ohne Schatten“ wieder. Die Richard-Strauss-Pflege ist Ihnen sehr wichtig …
Welser-Möst:
Die Wiener Staatsoper ist das einzige Haus der Welt, das so viele Strauss-Stücke aufführt. Und dass wir so ein „Riesending“ wie Die Frau ohne Schatten im Repertoire haben, unterstreicht die Ausnahmestellung, die wir weltweit haben. Das sollte man – im bhutanischen Sinn – pflegen.

ÖSTERREICH: Ab wann bereiten Sie sich aufs Neujahrskonzert vor?
Welser-Möst:
Das geht schon los … Es gibt ja 2013 zwei Jahresregenten: Wagner und Verdi. Und man darf nicht vergessen, dass es Johann Strauß war, der Wagner zum ersten Mal in dieser Stadt aufgeführt hat, und zwar den Pilgerchor im Wiener Prater!

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