Wachsfiguren

Wirbel um Tussauds Interesse am Riesenrad

20.05.2008

Die geplante "Madame Tussauds"-Dependance wie das Mietinteresse sorgt für Widerstand bei den Lokalpatrioten in Wien.

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© Herbert Neubauer
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Die Ankündigung des englischen Wachsfigurenkabinetts "Madame Tussauds", eine Dependance im Wiener Prater zu planen und dabei auch das Riesenrad einzubeziehen, hat jetzt den Wiener FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu einem lokalpatriotischem Appell veranlasst: Es sei "durch und durch inakzeptabel", dass das Wiener Wahrzeichen von Briten betrieben werde. Tatsächlich wurde die Attraktion 1897 von einem Briten errichtet - auf "englischem Boden".

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Allerdings wäre ein Betreiberwechsel in der mittlerweile bald 111-jährigen Geschichte des Riesenrades nichts Ungewöhnliches: Walter Basset, britischer Erstbesitzer, hatte das Rad von britischen Ingenieuren im Kaisergarten errichten lassen - der 1891 vom Londoner "The Assets Realisation" gekauft worden war. Nach seiner Enteignung im Ersten Weltkrieg übernahm Eduard Steiner 1919 das Riesenrad und behielt es bis zur Arisierung 1938. Es wurde 1953 an drei Steiner-Erbinnen restituiert.

Inhaber Peter Petrisch zeigt sich interessiert
1961 kaufte der Rechtsanwalt Karl Lamac, der die Damen im Rückstellungsprozess vertreten hatte und zu dieser Zeit bereits Miteigentümer war, die ausständigen Anteile. Die Stadt Wien, der man ihr Wahrzeichen angeboten hatte, zeigte damals kein Interesse. Derzeitige Besitzer sind der Lamac-Enkel Peter Petritsch und seine Cousine.

Dieser zeigte sich nicht überrascht von den Reaktionen. Die patriotische Entrüstung sei zu erwarten gewesen, von einer fixen Entscheidung sei man allerdings noch weit entfernt, unterstrich Petritsch. Außerdem gehe es nur um eine Vermietung und am denkmalgeschützten Rad dürften ohnedies keine optischen Veränderungen stattfinden. Demnach fliege er zu den ersten Verhandlungsgesprächen zum Tussauds-Mutterkonzern Merlin Entertainments nach London.

FPÖ warnt
Vor diesem Unternehmen warnte FP-Chef Strache. Eines der wichtigsten Wahrzeichen müsse in Wiener Händen bleiben, forderte er in einer Aussendung. Strache begründet dies mit der britischen Inselkultur, die zwar für Großbritannien schön und passend sei, nicht aber mit dem traditionellen Bild des Wiener Riesenrades "konveniere". Die nächste stupide Idee sei wohl, die Hofburg an die Franzosen zu vermieten, empörte sich der FP-Politiker.

Verhandlungen laufen
Die Verhandlungen sind noch in einem frühen Stadium. „Wenn die kommerziellen Rahmenbedingungen passen, dann könnte Wien ein zukünftiger Standort sein“, meint Johannes Mock, Entwicklungsdirektor bei Merlin Entertainments.

Rund 10 Millionen Euro möchte der Konzern in die neue Niederlassung investieren. Man plant eine Ausstellungsfläche von 2.500 Quadratmetern. Besichtigt wurden für den möglicherweise weltweit 8. Standort von Madame Tussauds bisher die Räumlichkeiten über dem Lokal Eisvogel. Hier war ein möglicher Mieter einige Monate vor der Eröffnung des Riesenradplatzes abgesprungen.

Riesenrad in Wachshänden
Die Wachsfiguren kommen aber nur, wenn der weltweit zweitgrößte Entertainment-Konzern nach Disney auch das Riesenrad als Betreiber übernehmen kann. Riesenrad-Besitzer Peter Petritsch zeigt sich diesbezüglich gesprächsbereit. „Erste lose Gespräche gab es schon vor drei Monaten“, so Petritsch

Wachsfiguren-Voting
Für den Wiener Standort plant man Figuren mit einem starken lokalen Bezug. Wer für die Ewigkeit in Wachs geformt wird, steht aber laut Mock noch nicht fest.

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