Progressive Faust-Paraphrase

Ambros und Prokopetz beleben Fäustling

12.11.2012

"Der Riesenerfolg hat uns damals so gut wie alle Türen geöffnet", so Prokopetz.

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© TZ Österreich Kernmayer Johannes/Universal Music
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Der "Fäustling"  ist wieder da. Dabei handelt es sich um ein Frühwerk von Wolfgang Ambros und Joesi Prokopetz aus dem Jahr 1973. Die Faust-Paraphrase, die Prokopetz während seiner Zeit beim Bundesheer schrieb, war zum einem eine Produktion für die Wiener Festwochen, wie auch ein inzwischen rares, und daher teures Doppelalbum. Letzteres wurde nun von der Plattenfirma Universal neu aufgelegt. "Wir haben ja den 'Hofa' gehabt, und der Riesenerfolg hat uns damals so gut wie alle Türen geöffnet", erinnerte sich Prokopetz im Gespräch mit der APA an die Genese des progressiven Musicals.

Der "Fäustling" lebt wieder
Dass der "Fäustling", damals mit drei bespielten Vinylseiten erschienen, nun erneut zu hören ist, lag nicht am Bestreben seiner beiden Hauptprotagonisten, wie der heuer 60 Jahre alt gewordene "Mann des Wortes" zugab. Inspiriert wurde Prokopetz vor nun fast 40 Jahren von seinem ehemaligen Deutschprofessor, den Prokopetz als Anthroposophen bezeichnete: „Denn das Monument, das alles in der deutschen Literatur überragt ist Faust und ich habe ihn dann 'eingeösterreichert'.

Premiere vor knapp 40 Jahren

Seine Bühnenpremiere feierte der "Fäustling" am 20. Mai 1973 im "Museum des 20. Jahrhunderts" im Wiener Schweizergarten, dem "Zwanzgerhaus". Für Prokopetz gibt es neben dem 'Hofa' einen weiteren Grund, warum man das Vertrauen der Festwochen gewinnen konnte: "Es gab ja damals nicht so viele Alternativen, die progressive Volkskultur abgesondert haben. Da gab’s gerade die Schmetterlinge und von mir aus die Mendt - aber die hat dann ja nix gemacht."

Kurzes Leben für Fäustling
Es war - im Gegensatz zum später folgenden "Watzmann" - ein kurzes Leben für den "Fäustling": "Wir haben das Stück zwölfmal gespielt - es war ausverkauft und es gab ambivalente Kritiken. Die 'Süddeutsche' hat etwa geschrieben 'aus den Regiefehlern von Prokopetz könnte eine ganze Generation von Reinhard-Seminaristen etwas lernen', aber ich war schon allein davon erschlagen, dass die 'Süddeutsche' zu diesem Werk kommt.“ Die APA schrieb damals von einer "Art Schülerparodie des 'Faust'", der "die frische Naivität eines Volksstücks" zugestanden wurde - "einer 'Riesenhetz' für Darsteller und Publikum"

Auch "Nudelaug" Franzi bei Premiere auf Bühne dabei
Die Darsteller neben dem als Teufel agierenden Ambros waren Alexander Wächter - bekannt als "Nudlaug" Franzi aus "Ein echter Wiener geht nicht unter" - und der 1995 verstorbene Jazz-Musiker Uzzi Förster als Erdgeist. Wie genau man zu Wächter kam, war Prokopetz nicht mehr erinnerlich: "Ich glaub, den hat uns der damalige Festwochen-Intendant (Ulrich Baumgartner - Anm.) empfohlen und wir haben ihn kennengelernt. Es war Sympathie auf den ersten Blick, Singen konnte er auch - ausreichend zumindest."

"Mensch bleiben" als Fazit
Mit der Quintessenz „es ist völlig wurscht, was du bist: bleibe Mensch“ endete das Abenteuer für den "Fäustling" mit seiner Ankunft in der „freien Welt“. Mit einem Zwischenstopp in ein von freier Liebe und Haschisch geprägtem Aussteiger-Dasein, ist der Ausbruch aus dem geordneten Beamtenleben damit gelungen. „Heute habe ich einen anderen Standpunkt. Da sage ich, dass der Mensch zwar menschlich ist, aber trotzdem ein Viech", meinte Prokopetz. Dass der "Fäustling" in der einen oder anderen Form noch einmal auch das Bühnenlicht erblicken könnte, kann jedenfalls trotzdem nicht ausgeschlossen werden.

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