Wien-Konzert

Blood Red Shoes rockten Flex

05.04.2014

Britisches Rockduo beschallte am Freitagabend den Wiener Club am Donaukanal.

Zur Vollversion des Artikels
© www.facebook.com
Zur Vollversion des Artikels

Mächtige Gitarrenwände und ein druckvolles Schlagzeug: Wenn das britische Duo Blood Red Shoes Konzertbühnen erklimmt, setzt es ganz auf den Charme der Rohheit. So auch am Freitagabend im Wiener Flex, wo der Vorschlaghammer gegenüber der feinen Klinge den Vorzug erhielt. Gut 70 Minuten lang pflügten Laura-Mary Carter und Steven Ansell durch ein Set, das kurzweilig, aber auch etwas einförmig war.

Mit neuer Platte in Wien
Was ob der Voraussetzungen verwunderte, haben die Beiden doch im zehnten Jahr ihres Bestehens ihre bisher nuancierteste Platte vorgelegt. Für die simpel "Blood Red Shoes" betitelte und vor wenigen Wochen erschienene Songsammlung, die Carter und Ansell komplett in Eigenregie eingespielt und produziert haben, wurde der Wohnsitz sogar kurz nach Berlin verlegt. Ob nun dem Vibe der deutschen Hauptstadt geschuldet oder nicht, sind Stücke wie "Cigarettes In The Dark" oder "Speech Coma" weniger holzschnittartig als frühere Songs, ohne aber an Durchschlagskraft eingebüßt zu haben.

Live ein wenig enttäuschend
Wo auf dem Album allerdings die Dynamik und Entwicklung der Strukturen im Vordergrund steht, gab es live nur eine Devise: Augen zu und durch. Ab dem Opener "Welcome Home" regierte hier ein Punk-Spirit, dem man scheinbar nicht nur optisch gerecht werden wollte. Früh eingestreute Hits wie "I Wish I Was Someone Better" und "Don't Ask" heizten die Stimmung zusätzlich an, wobei Wien definitiv ein guter Boden für Blood Red Shoes ist. Alleine im Flex seien sie wohl schon ein halbes Dutzend Mal aufgetreten, warf Ansell verschmitzt in den Raum. "Wir sind wirkliche Profis an dieser Kaffeemaschine im Backstageraum."

Interaktion zwischen Band und Publikum solide
Auch ansonsten passte die Interaktion zwischen Band und Publikum, wobei die Rollen klar verteilt waren und der Schlagzeuger durchwegs als Einpeitscher fungierte. Im Gegensatz dazu gab sich Carter mal etwas entrückt, dann wieder ganz in einem gewaltigen Riff aufgehend. Motivation konnte man ihnen folglich nicht absprechen, und gerade die Gesangsharmonien der beiden Musiker wissen immer wieder zu begeistern. Aber dennoch blieb ein etwas schaler Nachgeschmack: Egal ob ein Ohrwurm wie "Cold" oder der knackige Rausschmeißer "Je Me Perds", jedem Song, jedem Abschnitt wurde ein uniformierte Anstrich verpasst.

Mit dem Kopf durch die Wand  
Natürlich gehört das auch zum Selbstverständnis dieser Band, die sich dem Alternative-Bereich immer ein wenig entzogen hat und lieber mit dem Kopf durch die Wand will. Aber mitunter hätte man sich mehr erwarten können, als einzig auf Basslastigkeit, Lautstärke und Geschwindigkeit zu setzen. Welch großartige Songwriter und Performer Carter und Ansell nämlich sind, belegten nicht zuletzt Stücke wie das stakkatohafte "An Animal" oder das melancholische "This Is Not For You": pointiert, melodiös und stets mächtig. Verbunden mit etwas mehr Abwechslung und Spannungsaufbau, dürfte man wohl lange nach einem Haar in der Suppe suchen.


 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel