Erdig bis schnulzig

Bryan Adams feierte mit Fans in Wien

16.12.2014

Kanadier widmete seinem besten Album "Reckless" ein halbes Konzert.

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© APA/HERBERT P. OCZERET
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Bryan Adams war am Montag nach Wien gekommen, um das Jubiläum seiner Platte "Reckless", von der er seit 1984 mehr als 13 Millionen Exemplare verkaufte, mit einem vor Begeisterung tobenden Publikum zu begehen. Für viele der laut Veranstalter 8.500 Fans war das Album mit Hits wie "Summer Of 69", "Heaven" und "Run To You" vermutlich Soundtrack ihrer Jugend.

Begeisterte Fans
Der heute 55-Jährige hat in seiner langen Karriere viele Pophits geschrieben, die sich in den Berieselungsprogrammen der Formatradios großer Beliebtheit erfreu(t)en, und bei denen ein Gitarrenanstrich die Illusion von Rock and Roll erweckte. Dass der Kanadier wirklich rocken kann, weiß man von seinen Konzerten, die er fast immer sehr kraftvoll begeht. Und vor 30 Jahren erschien mit "Reckless" ein Album, dass zwar alle Ingredienzien der Adam'schen Hitfabrik enthielt, aber doch erdiger, kantiger und frecher als manch spätere Produktion klang.

Der erste Teil des Programms stand ganz im Zeichen von "Reckless", allerdings spulte Adams nicht die Platte eins zu eins herunter, sondern streute auch Lieder ein, die damals um 1983 und 1984 entstanden, es aber dann doch nicht auf die LP schafften (zum Teil zu Recht). Dieses Schicksal ereilte ausgerechnet das Titelstück "Reckless", mit dem Adams den Abend in der Stadthalle eröffnete. Dann ging es Schlag auf Schlag: hymnischer Chorus bei "One Night Love Affair", knallige Riffs bei "Kids Wanna Rock" und fetziger Groove bei "It's Only Love", auf Platte ein Duett mit Tina Turner. Er habe der Diva viel zu verdanken, erzählte der Sänger und Gitarrist, der sich sonst in erster Linie auf das Musizieren konzentrierte.

Gestandener Rock and Roller
Gediegen simpel präsentierte sich die Bühne, die Akteure in den Outfits Jeans und schwarze T-Shirts, quasi Uniformen gestandener Rock and Roller, wurden zunächst ausschließlich in weißes Licht getaucht - vielleicht eine Anspielung an das schwarz-weiße Plattencover von "Reckless". Da klang alles aus einem Guss, selbst das auf Millionen von Firmenfeiern und Hochzeitsdiscos totgespielte "Summer Of 69" saß.

Dann folgte ein Best Of aus dem Rest der Karriere und damit neben Midtempo-Ohrwürmern auch die Weichspülerballaden wie "Everything I Do" und "Please Forgive Me". Mit einem hingebungsvoll hingeschrubbten "C'Mon Everyboy", einem Stück von Eddie Cochran aus den Anfangstagen des Rock and Roll, und einem Schuss Blues wurde es zum Finale wieder bodenständig. Adams und Band brachten letztendlich 26 Songs und viel Spielfreude mit. Das unsäglich schnulzige "All For Love" war allerdings ein guter Grund, während der letzten Zugabe Richtung U-Bahn zu eilen.

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