"12 vor 12"

Peter Cornelius bringt politisches Album raus

12.11.2012


Sänger zur Lage der Nation: "Bin entsetzt über die Zustände in diesem Land!"

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© TZ Österreich Fuhrich Roman/Sony Music
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"12 neue 12", das heißt zwölf Songs auf dem 21. Studioalbum von Peter Cornelius. „Mit dem Albumtitel habe ich mich gequält. Ich wollte keines der zwölf Stücke bevorzugen und so den anderen ‚vorsetzen’". Die Anordnung der Songs ist trotzdem kein Zufall. So folgt dem New York-Song „Zwischen Brooklyn und Manhattan Bridge“ etwa die „Schlaftablette“, in dem Cornelius die wohl eher den heimischen Gefilden zugeordnete Gemütslage schildert. Im Gespräch mit der APA schilderte der 61-Jährige aber nicht so sehr die Geschichte zum Album, sondern wie wenig er seine erfolgreichen Zeiten in den 80er-Jahren genießen konnte, wie sehr ihn die Gegenwart in seiner Heimat empört und warum ihm New York näher liegt als Österreich.

Vor 30 Jahren feierte Cornelius Durchbruch
Mit "Du entschuldige, i kenn di" schaffte Cornelius 1981 seinen Durchbruch im deutschsprachigen Raum, weitere Hits sollten mit "Segel im Wind" oder "Süchtig" folgen. Cornelius blickt auf diese Zeit aber keineswegs mit einem verklärten Strahlen zurück: „Ich konnte es nie genießen und es hat mich in traurige Stimmung versetzt, als mir das hinterher klar wurde.“ Warum er den Erfolg nicht genießen konnte, erklärte er so: „Dafür war keine Zeit. In dem Moment, wo es feststand, dass es erfolgreich ist, war es auch schon vorbei. Der Slalomkurs ging weiter, ohne das eine Zielflagge in Sicht kommt.“

Cornelius zeigt Zuneigung
Der erste Song auf "12 neue 12" trägt den Titel "Zuneigung" und hat seinen Ursprung zum Teil in der Zeit nach dem großen Erfolg. "Ich hatte in einem gewissen Lebensabschnitt das Gefühl, dass mir das Leben seine Zuneigung entzogen hat. Ich fühlte mich in einem Zustand der Sinnlosigkeit dem gegenüber, was ich bis jetzt erreicht hatte. Das hatte keine Substanz mehr - es war alles weg", erinnerte sich der Liedermacher. Doch den Zuneigungsmangel ortet Cornelius auch in der Gegenwart, denn durch unsere schnelle, von Technik bestimmte Zeit würden die Menschen stattdessen den Egoismus als vernünftigste Haltung für sich entdeckt haben.

Erfolg war zuschnürend
Wie er diese Zeit für sich selbst überstand, schilderte Cornelius so: „Das ist ausgeklungen. Ich habe nichts dafür und nichts dagegen getan - habe es ausklingen lassen wie einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf.“ Im Nachhinein gäbe es ja nur noch die Abfolge von all den Dingen. So war für Cornelius der schönste Moment, als er einst im Proberaum mit der ersten Band „Wild Thing“ von den Troggs spielte. Was danach kam, der Erfolg, empfand Cornelius rückblickend als zunehmend zuschnürend.

Gegenwart epört Sänger
Die Gegenwart im allgemeinen versetzt den Wahl-Purkersdorfer hingegen in Empörung: „Ich bin entsetzt über die Zustände in diesem Land und über das, was jetzt herausgekommen ist", lautete sein Statement zur aktuellen Lage der Nation. Die längst vergangenen 80er-Jahre wären inzwischen von bleiernen Zeiten abgelöst worden: "Ich bilde mir ein, dass damals das Klima viel besser war. Jetzt liegt so eine bleierne Decke über den Leuten - speziell im Osten und im Raum Wien - weil die Bevölkerung hier andauernd gedemütigt wird. Die wird von diesen Leuten, die hier die sogenannte politische Kaste darstellen, einfach ganz offensichtlich gedemütigt." Die Menschen hätten seiner Meinung nach den "Mantel" der Resignation gewählt.

New York beeinflusste neues Album
Denn New York ist für den Liedermacher dafür so etwas wie der positive Gegenentwurf zu Österreich: „New York hat das Album sehr beeinflusst. Erstens ist es eine Stadt der ‚Tuns-Energie’. Die Leute stehen auf und tun etwas. Hier (in Österreich, Anm.) wird hingegen solange über etwas geredet, bis der Erste sagt: ‚Je länger wir uns darüber unterhalten, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass das alles keinen Sinn hat.’ Wie unsere Gegend das hier auf Dauer aushält, erscheint mir allmählich wie ein Wunder."



 
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