Siebter Monat

Netrebkos Baby mag ihr Singen

22.06.2008

Am 27. Juni singt Anna Netrebko in Schönbrunn - das letzte Mal vor der Geburt. Der Talk über Baby-Pause & -Glück.

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Ihre Stimme reißt selbst den skeptischsten Kritiker zu Begeisterungsstürmen hin. "Sie hat mich in die Knie gezwungen“, schrieb zum Beispiel Richard Morrison von der Times. Anna Netrebko (36) gilt als die erotischste sowie erfolgreichste Sopranistin der Gegenwart.

Am 27. Juni haben ihre Fans die letzte Gelegenheit die Diva live zu erleben. Unterstützung bekommt die im siebten Monat Schwangere von den Opernstars Plácido Domingo und Rolando Vilazón, mit denen sie vor der traumhaften Kulisse des Schloss Schönbrunn Klassik-Hits aus "Die Lustige Witwe" und "Land des Lächelns" singt (21.15 Uhr/ORF 2).

Diven-Talk
Danach verabschiedet sich Netrebko für sechs Monate in die Babypause. Im August erwartet sie ihr erstes Kind, einen Sohn. Derzeit richtet sich die Wahl-Österreicherin gerade ihr Penthouse am Wiener Franziskaner Platz ein und bereitet sich auf die Geburt vor. Dem Guardian gewährte Anna Netrebko eine letzte Audienz und sprach über ihr Baby, die Karriere-Pause und ihre Liebe zu Kindsvater Erwin Schrott.

Sie sind im siebenten Monat schwanger und singen nach wie vor Konzerte. Wie funktioniert das?
Anna Netrebko: Ich denke, mein Sohn mag es, wenn ich singe. Mein zukünftiger Mann singt immer meinen Bauch an (lacht). Aber ich muss im Juni mit dem Singen aufhören, weil es für meinen Sohn schädlich sein kann.

Wie bereiten Sie sich auf die Geburt vor?
Wir Sängerinnen haben gute Muskeln da unten. Eine Geburt ist für Sopranistinnen also leichter.

Die Geburt wird für August erwartet. Wann werden Sie danach wieder auf die Bühne zurückkehren?
Ich werde nur sechs Monate aufhören. Das ist genug. Meine Karriere wird vielleicht kurz sein, wer weiß? Und ich will sie nicht noch kürzer machen!

Stimmt es, dass sie sich mit Erwin Schrott vor einem Jahr in New York verlobt haben?
Eigentlich kennen wir uns bereits seit vier Jahren, lange bevor wir gemeinsam in Don Giovanni aufgetreten sind. Ich mochte ihn gleich, weil er so ein besonderes Charisma hat. Wir sind jetzt verlobt und ich kann nur eines sagen: Wir werden nicht mehr oft gemeinsam singen. Es wäre zu viel für uns beide.

Ihr letzter gemeinsamer Auftritt war für ein Gala-Konzert in Abu Dabi..
Es war wie Urlaub! Alle waren so freundlich, wir hatten ein schönes Hotel und dann haben wir noch unsere Eheringe in Dubai gekauft.

Sie haben die russische sowie die österreichische Staatsbürgerschaft. Wo fühlen Sie sich mehr zuhause?
Ich wohne in Wien, habe mir aber immer eine Wohnung in St. Peterburg behalten. Ich werde dieser Stadt nie ganz entkommen, weil St. Peterburg diese spezielle, dunkle Energie hat. Es bringt mich auf den Boden der Realität zurück.

Vermissen Sie Ihre Heimat Russland?
Ich hatte eine liebevolle Kindheit, aber die Perestroijka hat Hunger, Kriminalität und Verzweiflung gebracht. Das sind noch immer die größten Probleme – die großen Industrien sind geschlossen und am Land hat keiner Arbeit – alle Menschen trinken nur Vodka.

Sie gelten als Popstar der Oper. Wie stehen Sie dazu?
Ich habe nicht vor, ein Crossover-Künstler zu werden und mit einem Mikrofon zu singen. Ich glaube an die Oper und daran, dass junge Menschen diese Musik lieben würden, wenn sie die Chance bekämen.

Sind Sie am Zenit Ihrer Karriere angekommen?
Ich arbeite ständig an meiner Stimme. Ich bin, das weiß ich, heute eine bessere Kolloratur-Sängerin als ich es einmal war. Es ist eine Frage der Atemtechnik, damit es so klingt, als wäre es das leichteste auf der Welt.

Foto: (c) APA

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