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Schwarzenegger: Die totale Erinnerung

02.10.2012

Arnie arbeitet in seiner Bio sein gesamtes Leben auf & will Maria zurück.

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© FilmMagic.com/Getty
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Niemand hatte ernsthaft geglaubt, dass sich Arnold Schwarzenegger wirklich unterkriegen lassen würde. Vom Mediensturm nach dem Auffliegen seiner Sexaffäre mit der Haushälterin Mildred Baena. Dem Schock der ersten Bilder seines Geheimsohns Joseph. Und dem Kofferpacken seiner "Kennedy-Frau“ Maria. Doch die Wucht, mit der sich Arnie nun wieder ins Rampenlicht katapultiert, überrascht. Da ist diese präzise Choreografie, aber auch diese Schamlosigkeit, mit der er sein Comeback orchestriert. "Er will einen vierten Akt“, formuliert es die CBS-Reporterin Leslie Stahl, die ihn für 60 Minutes interviewte.

Das totale Comeback
Nach dem Kino-Comeback als Baller-Opa (Expendables II) ist das Herzstück seiner Rückkehr die Blockbuster-Biografie Total Recall (Simon & Schuster). Seit Montag läuft in den USA der Verkauf. Sogar einen Trailer ließ Arnie anfertigen – das Marketing erinnert jedoch eher an einen Hollywood-Film. Aber mit seinem Tell-All-Buch will sich Arnie endgültig als Legende verewigen. Sogar seine Ehe mit Maria will der unerschütterliche Optimist retten, dann wäre das Happy End perfekt. Arnie ist jedenfalls ganz der Alte: charmant, selbstbewusst, unverfroren.

Anfang vom Ende
Dass sich die Weltpresse weniger auf sein Sensationsleben stürzte und fast ausschließlich auf die Sexaffäre mit der Latina, nimmt er in Kauf, denn er will ja Großreinemachen. "Secret“ (Geheimnisse) heißt das Kapital ganz am Schluss des Wälzers. Und die Sexbeichte liest sie wie ein Thriller…

Es ist Dienstag, der 4. Jänner 2011. Am Vortag war Arnie nach sieben Jahren in Sacramento als Gouverneur abgetreten. Maria bittet ihn, mit ihr zum Ehetherapeuten zu gehen. Naiv denkt er, man wolle über den Übergang vom Polit- ins Privatleben plaudern. "Gerade, als wir uns niedersetzten, drehte sich die Therapeutin zu mir“, schreibt er. "Sie sagte , Maria wollte heute hierherkommen, um über dieses Kind zu sprechen – ob sie mit der Haushälterin ein Kind gezeugt haben…“

15 Jahre Geheimniskrämerei sind zu Ende. Er gesteht, kriecht am Boden, fleht um Vergebung, nennt Maria die "perfekte Frau“. Ja, 1996 hatte er mit Baena Sex – im Gästehaus seiner Millionenvilla. Maria war mit den Kids auf Urlaub, er drehte Batman & Robin. Baena wurde schwanger und nannte ihren damaligen Gatten als Vater. Schwarzenegger dachte sich nicht rasend viel dabei. Doch Klein-Joseph wuchs zum "Mini-Arnold“ heran. Er hatte blonde Haare und sogar die gleiche Lücke zwischen den Schneidezähnen. Wegen der unübersehbaren Ähnlichkeit hatte er später wenig Zweifel, „dass es mein Sohn ist“, so Arnie. Auch Maria wurde stutzig. Jahre vor der Beichte konfrontierte sie ihn, doch er stritt alles ab. Scham, Feigheit und Angst vor dem Kennedy-Clan nennt er heute als Motive. Es soll keine Ausrede sein: "Ich habe das richtig verbockt“, findet er.

Der Austro-Amerikaner hofft dennoch, dass der Rest seines Lebens, das unglaublich, aber wahr sei, so der Untertitel des 624-Seiten-Wälzers, nicht ganz in Vergessenheit gerät. Deshalb wohl auch die Memoiren. Arnold Alois Schwarzenegger wuchs auf im steirischen Dorf Thal auf, sein Vater war Polizeichef und Ex-NS-Mitglied. „Oft wurde die Rute geschwungen“, erinnert sich Arnie. Früh hatte er große Träume: Im Zimmer hängt ein Poster von Bodybuildern. Er will nach Amerika, ein Star werden, reich dazu. Im Kopf hämmert "nichts ist unmöglich“. Er wuchtet Hanteln, studiert Wirtschaft, kellnert. Mit 20 ist Arnie der jüngste "Mr. Universe“. 1968 landet er in Los Angeles.

Ehrgeiziger Aufsteig
Er paukt Englisch und legt im legendären Gold Gym am Venice Beach auf 118 Kilo Wettkampfgewicht zu. Zwei Jahre später wird er in New York Mr. Olympia, sieben weitere Titel sollten folgen. Gleichzeitig studiert er fertig und legt das Preisgeld clever in Immobilien an. Mit 26 ist Arnie Millionär.

Doch neben Muskelkraft zeigt der Steirer auch ein außergewöhnliches Talent zur Selbstinszenierung. Mit der Doku Pumping Iron wird der "Austrian“ mit dem ansteckenden Humor, dem unwiderstehlichen Charisma, dem unbändigen Ehrgeiz und dickem Akzent endgültig zum "Popstar“. Eine wilde Welt mit willigen Girls, Steroiden und Kiffer-Partys.

Das Tor zu Arnies zweitem Akt ist aufgestoßen: Hollywood. Im B-Movie Hercules in New York hieß er noch Arnold Strong, seine Dialoge mussten synchronisiert werden. Mit Conan, der Barbar (1982) schafft er seinen ersten Hit. Und als einsilbige Kampfmaschine Terminator wird er zur Weltsensation. Es folgen Blockbuster in Serie. Arnies Gagen schwollen auf 20 Mio. Dollar pro Film an.

Neuer Kennedy
Auch sein Liebesleben schien er einer strategischen Planung zu unterwerfen: Bei einem Jux-Tennisturnier lernt er Maria Shriver kennen. Und erzählt ihrer Mutter Eunice, der Schwester des ermordeten JFK, dass ihre Tochter „einen großartigen Arsch“ habe. Wie gesagt: Dem Charmeur ging alles durch. Er rudert Maria in die Mitte des Thaler Sees, hält um ihre Hand an und wird prompt Teil der mächtigsten Polit-Familie der Erde. Bald hat das Paar vier wunderbare Kinder: die Töchter Katherine und Christina sowie die Söhne Patrick und Christopher. Wie wir jetzt wissen, hat Arnie natürlich auch noch ein fünftes Kind.

Zuletzt wollte er auch Kalifornien retten. 2003 kündigt er in Jay Lenos Tonight Show an, als Gouverneur antreten zu wollen – es klang wie ein schlechter Witz. Doch er paukt verbissen, schart Polit-Profis um sich, baut wieder auf Starpower und Charisma. Und am Ende steht er als Sieger da – lachend im Konfetti-Regen. Dass er in den sieben Jahren als „Governator“ nicht sonderlich erfolgreich war, haben heute viele fast schon vergessen.

65 ist Arnie heute, aber er sieht jünger aus, auch wenn er etwas steif geht. Seine Energie ist unbändig wie immer. Er dreht Filme, fördert die Forschung nach grüner Energie, gründete gar ein Polit-Institut. Mit seinem Heimatland schloss er Frieden. Die Besuche in Österreich häufen sich inzwischen. Was noch fehlt, ist jetzt eine Versöhnung mit Maria. Ob sein "schamloses Buch“, wie sie es sieht, diese leichter macht, bleibt aber fraglich…

Es war das Blockbuster-Interview des Jahres: Nach Arnies Sexbeichte in seiner Biografie "Total Recall“ nahm CBS-Reporterin Leslie Stahl den Ex-„Governator“ in die Mangel – bezüglich seiner Ehebrüche und die Reaktion seiner Ehefrau Maria Shriver. Im Feuerwerk ihrer harten Fragen wirkte Arnie in die Enge getrieben. Er drückte die Lippen zusammen, sein Gesicht wirkte versteinert.

Schwarzenegger im Interview:


Was denkt Maria über Ihre Memoiren, die auch Ihre Affären inkludieren?

Schwarzenegger:
Maria wünscht mir immer alles Gute – bei allem, was ich mache...

Hat sie das Buch schon gelesen?
Schwarzenegger:
Nein, bisher hat sie gar nichts gelesen.

Aber sie weiß, dass sie darin Ihre Untreue behandeln?
Schwarzenegger:
Sie weiß, dass ich ein Buch über mein ganzes Leben geschrieben habe. Und dass ich nicht nur meine Erfolge, sondern auch meine Verfehlungen beschrieben habe.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie auch eine Affäre mit Ihrem Co-Star im Film "Red Sonja“ hatten, Brigitte Nielsen. Sie haben Maria betrogen. Es wirkt so, als hätten Sie nicht einmal ein schlechtes Gewissen...
Schwarzenegger:
Also ich habe mich schon mies gefühlt deshalb. Alle diese verschiedenen Sachen, das waren alles Fehler , diese "Screw-Ups“...

Während all Ihrer Zeit als Gouverneur trugen sie das Geheimnis, dass Sie mit Ihrer Haushälterin Mildred Baena einen Sohn namens Joseph haben, mit sich herum. Am Tag nach Ihrem Abtritt lud Sie Maria zum Ehetherapeuten und sagte: "Wir müssen mal reden...“
Schwarzenegger:
Ja, das war jenes Treffen, bei dem sie sagte: „Hey, ich glaube, Joseph ist dein Kind. Liege ich falsch damit oder nicht?“ Und ich sagte: "Du hast absolut recht!“ Für mich war die Stunde gekommen, in der sechs Jahre Geheimniskrämerei zu Ende waren. Ich sagte, wie leid es mir tut. Doch es war sehr schmerzhaft für sie. Sie war enorm enttäuscht.

Sie arbeitete weiter in Ihrem Haus. Ging auch die Affäre weiter?
Schwarzenegger:
Nein. Aber ich habe meiner Familie genug Schmerz zugefügt, um hier noch mehr Details zu verraten.

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