Interview

Unterreiner: "Habe vor nichts mehr Angst"

26.11.2013

Der Staatsopern-Bariton über seine Charity-Aktion und privates Schicksal.

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© TZ Österreich/Bruna
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Star-Bariton an der Wiener Staatsoper wie auf den internationalen Konzertbühnen, Charmeur am Society-Parkett: So kennt man Opernsänger Clemens Unterreiner (36). Doch der Wiener hat auch noch eine ganz andere Seite: Als Kind ist er von einem Tag auf den anderen erblindet. Aus Dankbarkeit, dass er heute wieder fast vollständig gesund ist, setzt er sich in seiner Freizeit für jene ein, die weniger Glück hatten als er. Am 10. Dezember veranstaltet Unterreiner – aktuell in Tristan und Isolde an der Staatsoper, am 1. Jänner in der Neujahrs-Fledermaus – sein traditionelles Weihnachtsbenefizkonzert (s. Kasten).

In Madonna SOCIETY verrät er, wie ihn sein Schicksalsschlag stark gemacht hat, warum ihn Neider kalt lassen und mit wem er sein persönliches Weihnachten feiert.

Sie sind nicht nur Opernsänger, sondern seit mehr als zehn Jahren auch Charity-Veranstalter. Wie kam‘s zur Doppelfunktion?
Clemens Unterreiner:
Mit dem Konzert in meiner Stadtkirche habe ich begonnen, als ich noch ein Niemand war. Ich durfte mich dort austoben. Dann ist das Ganze immer größer geworden. Sagen wir so: Ich habe selbst ein Schicksal erlebt und hatte das Glück, dass ich heute ein relativ normales Leben führen kann, dass ich sogar an der Wiener Staatsoper singen darf. Das war immer mein großer Traum! Aus Dankbarkeit will ich etwas zurückgeben.

Sie spielen auf Ihre Kindheit an, als Sie mit fünf Jahren erblindet sind.
Unterreiner:
Genau. Mit fünf bin ich eines morgens im Urlaub aufgewacht und konnte nichts mehr sehen. Ich war ein Jahr lang blind. Zum Glück gab es diese Kassetten von Karlheinz Böhm, in denen er über die großen Komponisten erzählt. Beethoven hat mich fasziniert, weil er taub war und trotzdem komponiert hat. So bin ich zur Klassik, zur Oper gekommen.

Andere wären wohl verzweifelt. Sind Sie eine klassische Kämpfernatur?
Unterreiner:
Ja, ich bin ein Kämpfer, im Sinn von, ich werfe nicht so leicht die Flinte ins Korn. Ich habe auch ein gewisses Urvertrauen, dass alles gut wird. Ich weiß, dass meine Krankheit jederzeit massiver werden kann, aber ich blende das aus. Nur manchmal schreckt es mich noch, wenn ich in einem Hotelzimmer aufwache und alles stockdunkel ist.

Hat sich ihr Optimismus auch auf andere Lebensbereiche übertragen?
Unterreiner:
Ich habe heute vor nichts mehr Angst, auch nicht vor dem Scheitern. Wenn man mit erhobenem Haupt scheitert, ist das keine Schande. Leider wird das in Europa oft so gesehen. Die Amerikaner sind da ganz anders. Die sagen, wenn du etwas ausprobierst und es klappt nicht, dann machst du eben etwas Neues.

Läuft bei Ihnen privat auch mal Pop?
Unterreiner:
Na klar. Vielleicht nicht unbedingt Justin Bieber. (lacht) Aber zum Aufstehen darf es schon ein ordentlicher Beat sein. Die Menschen glauben immer, Opernsänger sind fad und fett. Unsinn! Wir hören auch Charthits, gehen gern feiern und genießen das Leben. Wir sind nicht die, die im Elfenbeinturm leben und nur Schubert hören und Goethe lesen.

Das ganze Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe von Madonna SOCIETY!

© Reuters

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