Schriftstellerin ist tot

Ganz Österreich trauert um Christine Nöstlinger

13.07.2018

Zahlreiche Politiker sowie unzählige Fans aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sind erschüttert.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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Christine Nöstlinger, die mit Abstand bedeutendste Kinderbuchautorin Österreichs, ist tot. Sie starb im Alter von 81 Jahren, teilte ihre Familie laut ORF nach dem Begräbnis am heutigen Freitag mit. Nöstlinger hat mehr als 100 Bücher veröffentlicht, ihre Figuren wie "Die feuerrote Friederike" oder "Gretchen Sackmeier" sind längst internationale Klassiker.

+++ Kinderbuch-Autorin Christine Nöstlinger gestorben +++

Nöstlinger, geboren am 13. Oktober 1936 in Wien, setzte sich auf humorvolle Weise mit Problemthemen auseinander, sie kombinierte realistische Milieuschilderung, Sozialkritik und Fantastik in einer Sprache mit Dialektanklängen und eigenwilligen Neuschöpfungen. Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen erfreute sich Nöstlinger großer Beliebtheit, etwa ihre Dialekt-Gedichtbände "Iba de gaunz oaman Kinda" (1974), "Iba de gaunz oaman Fraun" (1982) und "Iba de gaunz oaman Mauna" (1987).

Die Autorin verfasste selbst Drehbücher, Hörspiele und Theaterstücke und arbeitete - unter anderem als Literaturkritikerin - für verschiedene Medien. In ihren auch in Buchform erschienenen Zeitungskolumnen zeigte sich das gesellschaftliche, politische Engagement der Autorin, die von 1997 bis 1998 Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation "SOS Mitmensch" war. Für ihr Schaffen wurde Nöstlinger vielfach geehrt, etwa mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis (1984), dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (1998) und den ersten Astrid-Lindgren-Preis, den "Nobelpreis für Kinderliteratur" 2003.

So trauert die Politik

  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "Ich bin tief betroffen über das Ableben von Christine Nöstlinger. Mit ihr hat Österreich eine seiner international bedeutendsten literarischen Stimmen verloren. Wer je eine Geschichte von Christine Nöstlinger gelesen oder vorgelesen bekommen hat, dem bleibt ihr sprachlicher Witz, ihr Humor in Erinnerung. In zahlreichen Kinderbüchern, wie etwa den 'Geschichten vom Franz' ist sie einfühlsam auf die Nöte und Bedürfnisse ihrer jungen Leserschaft eingegangen. Seien es Konflikte unter den Kindern, seien es Auseinandersetzungen mit Eltern und Autoritäten. Nöstlinger hat ein realistisches Bild des Zusammenlebens gezeichnet, mit oft uneinigen Eltern oder wenig hilfreichen Geschwistern. Mit Christine Nöstlinger verlieren wir aber auch eine deutlich hörbare gesellschaftliche Stimme gegen alle Formen von Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Christine Nöstlinger wird uns fehlen, aber ihre Geschichten bleiben und werden uns trösten. Mein Mitgefühl ist bei ihren Angehörigen und Freunden."

  • Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Österreich trauert um die große Autorin Christine Nöstlinger. Ihre Bücher und Geschichten haben viele Menschen begeistert und vor allem in der Kindheit begleitet. Wir sind dankbar, dass sie, ihr Humor und Feingefühl uns in ihren Werken erhalten bleiben. Mein Mitgefühl gilt Familie und Freunden."

  • NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger: "Sie und ihre Bücher haben meine Kindheit geprägt – und jetzt auch schon die meiner Kinder. Ich bin zutiefst dankbar für sie und ihren Quell an Kreativität, es waren viele wunderbare Stunden, die ich mit ihren Büchern zugebracht habe“, erklärt Beate Meinl-Reisinger. Aber nicht nur wegen ihrer Bücher wird Nöstlinger fehlen, „auch ihre immer wieder warnende Stimme, die auf den zunehmenden Nationalismus und Abschottung in ganz Europa hinwies, werden wir schmerzlich vermissen. Sie hat sich kein Blatt vor den Mund genommen und all ihre Lebenserfahrung manchmal brutal offen auf die heutige Zeit umgelegt."

  • NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn: "Mich hat immer tief berührt, wie sie es geschafft hat, die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges derart ungeschminkt und schonungslos und trotzdem so kindgerecht in ihren Büchern zu thematisieren - ob in „Maikäfer flieg!" oder "Rosa Riedl, Schutzgespenst" - und das lange bevor es in Österreich opportun war mit Kindern offen darüber zu sprechen. Sie wird diesem Land sehr fehlen."

  • Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler: "Mit Christine Nöstlinger verliert dieses Land eine große Schriftstellerin. Als Christine Nöstlinger den Astrid Lindgren-Preis erhielt, wusste man einmal mehr, in einem Bereich, den man gemeinhin mit Kinder- und Jugendliteratur umschreibt, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu dem geleistet hat, was man als Weltliteratur bezeichnet. Sei es die Wiedergabe ihrer Erfahrungen im zweiten Weltkrieg mit 'Maikäfer flieg!', seien es Klassiker wie 'Konrad, das Kind aus der Konservendose' oder 'Der Hund kommt'. Christine Nöstlinger verstand es immer, den Blick von Kindern in einer 'erwachsenen' Welt poetisch ins Treffen zu führen. Wie kaum jemand hat sie in ihren Büchern gezeigt, dass ein bedachter Umgang mit Sprache zu einem bedachteren Umgang mit der Welt führen kann. Sie hat mit ihren Büchern ein Stück Welt mitgestaltet. Egal, ob wir unseren Kindern die 'Geschichten vom Franz' oder die 'Feuerrote Frederike' vorlesen, Christine Nöstlingers Bücher werden unseren Blick auf die Welt weiterhin sehr wesentlich prägen. Ihre Texte werden weiterleben, ihre Stimme wird in vielen Generationen nachhallen."

  • Zweite NR-Präsidentin Doris Bures: "Ich habe Christine Nöstlinger nicht erst als Mutter einer leseeifrigen Tochter kennengelernt, sondern selbst schon als ich noch eine junge politische Aktivistin war. Diese starke Frau mit ihrer deutlichen Sprache war und bleibt ein Vorbild für mich. Und in der Erziehung meiner Tochter, aber wohl auch tausend anderer Kinder und deren Eltern, haben ihre Bücher eine wichtige Rolle eingenommen. Christine Nöstlinger hat ganz Besonderes geleistet, um unseren Kindern jene Werte mitzugeben, die sie brauchen um Verantwortung für unsere Demokratie zu übernehmen. Denn mit ihren Büchern nahm sie Generationen von Kindern an der Hand und zeigte ihnen die Zuneigung gegenüber Außenseitern, den Mut zur Freiheit, Widerständigkeit und nicht zuletzt ein gesundes Misstrauen gegenüber Autoritäten. Das ist es, was unsere Demokratie braucht, damals wie heute."

  • SPÖ-Chef Christian Kern und Klubobmann Schieder: "Mit Christine Nöstlinger verliert Österreich nicht nur eine seiner bedeutendsten Autorinnen und das Aushängeschild der heimischen Kinder- und Jugendliteratur, sondern auch eine große Frau mit Haltung, die in all ihrem Denken und Wirken immer eine Verfechterin des Humanen und der Freiheit war. Christine Nöstlingers grandiose Bücher haben Generationen von jungen Menschen durch ihre Kindheit begleitet. Mit ihren Werken hat es Christine Nöstlinger wie kaum eine andere Schriftstellerin verstanden, bei vielen Menschen die Leidenschaft fürs Lesen zu wecken und diese auch zu erhalten. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden von Christine Nöstlinger."

  • Kunst- und Kulturminister Gernot Blümel: "Christine Nöstlinger hat mit Ihrem Schaffen ganze Generationen nachhaltig geprägt. Dieses Wirken endet nicht mit ihrem Ableben, sondern wird weit über ihren Tod hinaus auch die künftigen Generationen begeistern. Wir verneigen uns vor einer großen Österreicherin, einer herausragenden Autorin und einer großen Persönlichkeit mit Feingefühl, Witz, Weitblick und sozialem Engagement. Unsere Anteilnahme gilt ihrer Familie und allen, die mit ihr eng verbunden sind."

  • NR-Präsident Wolfgang Sobotka: "Eine bedeutende Schriftstellerin ist von uns gegangen. Die Art und Weise, wie Christine Nöstlinger Themen des gesellschaftlichen Zusammenlebens humorvoll in ihre Geschichten einfließen hat lassen, ist unerreicht und wird jeder Leserin und jedem Leser einprägsam in Erinnerung bleiben. Sie hatte die Gabe, sich buchstäblich in die Herzen der Kinder und Eltern zu schreiben. In der Gewissheit, dass ihr Lebenswerk weit über ihren Tod hinaus Bestand haben wird, möchte ich den Hinterbliebenen an dieser Stelle meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen."

  • Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: "Der Tod von Christine Nöstlinger hinterlässt eine große Lücke. Als Kinderbuchautorin hat Nöstlinger seit den 1970er-Jahren viele Generationen mit ihren fantasievollen Geschichten durch die Kindheit begleitet. Die Heldinnen und Helden vieler Kinder und Jugendlicher sind der Feder von Nöstlinger entsprungen und haben junge Menschen weltweit dazu motiviert, gegen Unrecht und Ungerechtigkeit aufzubegehren, die Schwachen zu schützen und die Herrschenden in Frage zu stellen. Die Sozialkritik ihrer Dialekt-Gedichtbände hat mich oft zum Nachdenken angeregt, mit ihrem gesellschaftspolitischen Engagement, beispielsweise als Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch, mit ihrer Zivilcourage und ihrem Mut war sie vielen ein Vorbild – auch mir. Sie wird uns sehr fehlen."

  • Bildungsminister Heinz Faßmann: "Mit Christine Nöstlinger ist die schillerndste und wohl auch bekannteste Kinder-und Jugendbuchautorin Österreichs von uns gegangen. Sie hat mit ihren unzähligen Kinder-und Jugendbüchern gleich mehrere Generationen im deutschsprachigen Raum geprägt und ihnen die Freude am Lesen näher gebracht."

Auch die Caritas äußerte sich zum Tod von Christine Nöstlinger. Präsident Michael Landau trauert: "Es ging Christine Nöstlinger immer um die Würde der Menschen und um ihre Rechte. Dabei machte sie keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Ihr Einsatz dafür war so radikal und kompromisslos wie ihre Geschichten: Lustig und liebevoll. Christine Nöstlinger war im Hauptberuf Autorin und aus Berufung immer für soziale Gerechtigkeit im Einsatz. Sie hat es verstanden, ihre Leserinnen und Leser für mehr Menschlichkeit zu sensibilisieren, junge gleichwohl wie Erwachsene. Ehrlich und kritisch war sie immer im Umgang mit jenen, die Macht besitzen. Dabei war sie immer auf der Seite der Schwachen. Ihre Stimme und ihre Geschichten werden fehlen."

So trauern Österreich und der deutschsprachige Raum

Doch neben zahlreichen Politikern zeigten sich auch viele Fans der Schriftstellerin - nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum - in den sozialen Medien erschüttert.

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