ÖSTERREICH-Interview

Wrabetz: "Sido-Rückholung war richtig"

03.11.2012

"Sido hat das am Freitag gut gemacht. Damit ist die Sache erledigt", so Wrabetz.

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© ORF/Thomas Ramstorfer
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Im Interview für ÖSTERREICH nimmt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erstmals zur Wiederbeschäftigung des Rappers Sido als Juror in der ORF-Show "Die Große Chance" Stellung. Wrabetz: "Ich finde die Entscheidung der Fernseh-Direktorin richtig, Sido eine zweite Chance und damit die Möglichkeit zu geben, sich vor Hunderttausenden Zusehern zu entschuldigen . Ich finde, er hat das am Freitag gut gemacht."

Video: So entschuldigte sich Sido für Ausraster

"Sido-Rückkehr war richtig und wichtig"

ÖSTERREICH: Es gab in den letzten Tagen massive Kritik an der Rückkehr von Sido zum ORF. War es richtig Sido trotz der Prügelattacke zurückzuholen?
Alexander Wrabetz: Natürlich ist es legitim, darüber zu diskutieren. Man muss aber schon sagen: Wir reden hier von einer Unterhaltungsshow, das sollte man auch bei der Wertung dieses Vorfalls sehen. Ich finde die Entscheidung der Fernsehdirektorin richtig, Sido eine zweite Chance und damit die Möglichkeit zu geben, sich vor Hunderttausenden Zusehern für diesen Fehler zu entschuldigen. Ich finde, er hat das am Freitag gut gemacht.

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie Sido persönlich?
Wrabetz: Er ist eine ganz starke, eigenwillige Persönlichkeit. Und er spricht sehr viele junge Menschen an. Man darf nicht vergessen, dass er eine schwierige Jugend und Kindheit hatte. Aber er hat ohne Zweifel auch seine Fehler.

ÖSTERREICH: Was hat im Endeffekt dazu geführt, Sido zurückzuholen. War es wegen der Quote?
Wrabetz: Also wegen der Quote haben wir es nicht nötig gehabt. Die große Chance läuft auch in der zweiten Staffel sehr erfolgreich. Natürlich hatten wir vergangenen Freitag mit einer Durchschnittsquote von 770.000 einige Tausend Zuschauer mehr. Kathi Zechner hat sich aus einem anderen Grund für Sidos Rückholung entschieden. Hier ist etwas passiert, über das ganz Österreich diskutiert hat. Und gerade weil Sido für viele so eine Symbolfigur ist, war es wichtig, ihm die Möglichkeit zu geben, sich auf der Bühne zu rechtfertigen. Sido und Dominic Heinzl haben sich ausgesprochen, damit ist die Sache erledigt.

ÖSTERREICH: Wie konkret hat diese Versöhnung zwischen Dominic Heinzl und Sido ausgesehen?
Wrabetz: Ich war selber nicht dabei, aber mir wurde davon berichtet. Die beiden haben sich im Büro von Unterhaltungschef Böhm ausgesprochen und die Hand gereicht.

ÖSTERREICH: Fernsehdirektorin Zechner soll die Entscheidung zur Sido-Rückkehr mehr oder weniger im Alleingang getroffen haben. Waren Sie eingebunden?
Wrabetz: Natürlich war ich eingebunden. Als Generaldirektor habe ich klarerweise bei allen wichtigen Fragen die letzte Entscheidung. Aber diese Programmentscheidung lag primär bei der Fernsehdirektorin, die sie nach reiflicher Überlegung getroffen hat.

ÖSTERREICH: Wie geht es mit Dominic Heinzl weiter?
Wrabetz: Wir haben Dominic Heinzl bereits Ende September mitgeteilt, dass der Chili-Vertrag ausläuft. Weil wir das Geld in mehr Information wie die neue ZIB 20 investieren wollen. Heinzl kann aber grundsätzlich mit seiner Firma weiter Produktionen anbieten. Es gibt hierzu auch Ideen.

ÖSTERREICH: Wie soll die neue ZIB 20 aussehen?
Wrabetz: Wir wollen die ZIB 20 sehr stark um Österreich-Informationen erweitern. Sie soll auf rund 17 Minuten verdoppelt werden. Bei der Produktion wollen wir das stark mit Ö3 und online vernetzen. Der Start ist im 2. Quartal 2013 geplant.

ÖSTERREICH: Sie haben statt der ORF-Gebühr eine Haushaltsabgabe für alle gefordert.

Wrabetz: Für 97 % der Haushalte, die derzeit die ORF-Gebühr zahlen, würde es bei meinem Modell günstiger werden. Die Haushaltsabgabe soll niedriger als die jetzige Gebühr sein. Das betrifft also nur einen ganz kleinen Teil, nämlich primär die Schwarzseher.

ÖSTERREICH: Es gibt den Vorwurf, dass es bei der Besetzung des Radio-Innenpolitik-Chefs politische Einflussnahme gab?

Wrabetz: Das kann ich ausschließen. Es gibt einen Vorschlag des Radiodirektors. Ich kann nur an alle appellieren, dass wir mit diesen Punzierungen einzelner ORF-Journalisten aufhören. Weil wir dadurch in einem Wahljahr in unnötige Diskussionen hineingezogen werden und vor allem, weil es sehr unfair ist.

Niki Fellner

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