Interview
Søren Le Schmidt: "Mode und Möbel gehen Hand in Hand"
31.10.2025Für Sofacompany entwarf der dänische Designer Søren Le Schmidt den Sessel Squeeze, auf dem man sitzt wie in einer Umarmung.
Eine Umarmung aus Design: Der Sessel Squeeze, den der dänische Designer Søren Le Schmidt für Sofacompany entworfen hat, umhüllt mit sanften, einladenden Rundungen und gibt ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Er fügt sich elegant in seine Umgebung ein und ist gleichzeitig ein Statement, das nicht übersehen wird. Squeeze vereint organische Formen mit fließenden Linien und präzisen Details, ist gleichzeitig robust und minimalistisch.
Mode & Möbel
Le Schmidt kommt aus der Mode, gilt als rebellisch und kleidet oft die dänischen Royals ein. Das schneeweiße Kleid, das Königin Mary im Jänner 2024 zum Thronwechsel trug, war ein Entwurf des 37-Jährigen. Neuland betrat der Modemacher dennoch nicht, als er Squeeze kreierte: Es ist bereits seine zweite Kooperation mit Sofacompany. Im Interview spricht er über seinen Sessel, Design und seine Arbeit.
Was hat Sie zu dem Sessel Squeeze, den Sie für Sofacompany entworfen haben, inspiriert?
Søren Le Schmidt: Als Designer mit einem Hintergrund in der Schneiderkunst und einer tiefen Liebe zu skulpturalen Formen und Architektur war die Inspiration für Squeeze die Erkundung dessen, wie Möbelstücke den Körper umarmen können – sowohl visuell als auch funktional. Ich interessiere mich generell für Kontraste: das Graphische und das Organische, das Harte und das Weiche. Ich bediene mich auch stark der Welt der Mode – ihrer Stoffe und Oberflächen; Ich wollte einen Sessel kreieren, der nicht nur funktional ist, sondern auch taktil und ästhetisch. Dazu war ich von der Idee inspiriert, etwas Skulpturales zu schaffen: Ein Sessel, der nicht nur zum Sitzen da ist, sondern auch für sich stehen kann – etwas, das Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Welche Ziele hatten Sie in Bezug auf Form und Funktion?
Le Schmidt: Die Form sollte klar, elegant und grafisch präzise sein – etwas, das Handwerkskunst und Qualität vermittelt. Minimalistisch und raffiniert, aber mit Charakter. Funktional sollte der Sessel bequem, langlebig und so proportioniert sein, dass er sowohl zu modernen als auch zu klassischen Umgebungen passt. Er sollte eine gute Ergonomie bieten, ohne Kompromisse bei der Ästhetik einzugehen.
Was begeistert Sie an der Zusammenarbeit mit Sofacompany?
Le Schmidt: Die Möglichkeit, außerhalb des Modebereichs zu arbeiten und meine Designprinzipien an Möbeln und Interieurs anzuwenden – ein Bereich, wo Stoff, Form, Funktion und Nachhaltigkeit auf andere Weise zusammenkommen. Eine Modeästhetik auf Möbeldesign anzuwenden – zu beweisen, dass „Mode und Möbel Hand in Hand gehen“.
Wie unterscheidet sich Ihr Ansatz beim Möbeldesign vom Entwerfen einer Modekollektion?
Le Schmidt: In der Mode gibt der Körper immer die Form vor; Kleidung muss der Bewegung, der Passform und menschlichen Proportionen folgen. Möbel agieren auf einer anderen Ebene: Sie müssen mit dem Raum interagieren, mit Licht, Architektur und der Art, wie wir leben und uns in einem Raum bewegen – aber sie bewegen sich nicht auf die gleiche Weise mit dem Körper. Zeiträume und Saisonen sind in der Mode viel ausgeprägter – Kollektionen, Launches, Trends. Im Möbeldesign gibt es oft eine längere Perspektive: Ein Stück kann Jahre leben, gesehen und benutzt werden und in Würde altern. Materialien können sich überschneiden – etwa Stoffe – aber Möbel fordern eine Bautechnik, Rahmenkonstruktion, Polsterung, Stapelbarkeit, Langlebigkeit, etc., die andere Fähigkeiten verlangen.
Wie übertragen Sie Prinzipien der Mode oder des Textildesigns auf Möbelstücke?
Le Schmidt: Durch Textur, Farbe und Oberflächen – alle Elemente, die in der Mode dafür sorgen, dass sich etwas luxuriös oder besonders anfühlt. Ein sinnliches Möbelstück kann in der Art, wie der Stoff fällt und sich legt und Textur oder Finish trägt, Kleidung ähneln. Indem ich Möbel als „Kleidung für den Raum“ betrachte – wie sie einen Raum auf die gleiche Weise anziehen, wie Kleidung den Körper anzieht: Proportion, Ausgewogenheit, Kontrast, Linie, Silhouette. Indem ich Materialien verwende, Spezialtextilien und nachhaltige Stoffe, die auch in der Mode benutzt werden – und betrachte, wie sich diese Materialien über die Zeit verhalten: Abnutzung, Komfort, Pflegeleichtigkeit.
Was ist Ihnen bei einem Möbelstück am wichtigsten?
Le Schmidt: Qualität und Handwerkskunst – dass Dinge ordentlich gemacht sind. Details machen den Unterschied. Zeitlosigkeit: Dass das Stück in fünf, zehn, zwanzig Jahren noch relevant erscheint. Nicht nur ein Trend ist. Komfort und Funktion – dass es Gebrauch Freude macht und einen Zweck erfüllt. Ästhetik – das Stück soll als Objekt alleine stehen können, aber gleichzeitig mit seiner Umgebung harmonieren. Durchdachte Entscheidungen bei Material, Produktion und Langlebigkeit.
Was war Ihr bisher herausforderndstes Projekt und was konnten Sie daraus mitnehmen?
Le Schmidt: Eine gemeinsame Herausforderung bei Projekten ist die richtige Balance zwischen Ästhetik und Funktion zu finden – zwischen künstlerischen Ansprüchen und praktischen Bedingungen (Budget, Materialien, Produktionstechniken). Beim Übergang von Mode zu Einrichtung: Die visuelle Sprache auf strukturelle Anforderungen zu übersetzen, war eine wertvolle Lernkurve.
Wie definieren Sie Ihren Erfolg als Designer?
Le Schmidt: Wenn Leute meine Arbeit nutzen und schätzen – wenn sie Bestand hat und Freude und Bedeutung in ihr Leben bringt. Wenn ich etwas schaffe, das authentisch und einzigartig ist, in dem man meine DNA erkennen kann und ich gleichzeitig etwas Neues eingebracht habe – bei der Materialität, Funktion oder Ästhetik. Wenn ich kreative Freiheit mit Verantwortung verbinden kann: Nachhaltigkeit, Qualität und Respekt vor Handwerk und Umwelt. Und wenn ich gefordert werde – wenn ich mit jedem Projekt etwas Neues lerne.