Liebes-Talk
Peter Stöger & seine Uli: "Trauer hat uns noch enger zusammengeschweißt"
19.07.2025Seit rund 30 Jahren sind sie DAS Dreamteam der Nation: Ulrike Kriegler & Peter Stöger, der kürzlich seinen Job als Rapid-Trainer antrat. Das Traumpaar im Talk über die neue Herausforderung und die traurigen Zeiten, die sie zusammen durchlebten.
Treffpunkt Hütteldorf, Allianz Stadion – nach der Wiener Austria, dem 1. FC Köln und Ferencváros Budapest die neue Station von Fußballtrainer Peter Stöger, der kürzlich seinen Job als Cheftrainer des SK Rapid antrat und damit auch Lebensgefährtin Ulrike Kriegler zum Rapid-Fan macht. Denn wo Stöger mit seinen Mannschaften um Erfolge kämpft, ist die Fußball-Queen, Kabarettistin und Moderatorin physisch wie mental ganz vorne dabei.
"Vor 5 Jahren kam der persönliche Wendepunkt..."
Der MADONNA-Talk muss deshalb auch in der schicken Sports-Bar des mächtigen Stadions stattfinden, in dem Kriegler „noch gar nicht so oft war“, wie sie im Gespräch verrät, das wir zunächst ohne Peter Stöger führen, schließlich steckt er mitten im Training, das übrigens am anderen Ende der Stadt stattfindet. Stöger lässt es sich dennoch nicht nehmen, extra zum MADONNA-Termin mit dem wichtigsten Menschen in seinem Leben, seiner Uli, dazuzustoßen. Rund 30 Jahre („genau wollen und brauchen wir es gar nicht wissen“) sind die beiden das, was man ein Traumpaar nennt. Siege und Höhen, Spaß und High Life – in den letzten Jahren aber auch Trauer und Abschiede teilen sie, wie die Liebe zum runden Leder. Das schöne Gespräch über die schwerste Zeit ihres Lebens, den Neustart bei Rapid und das gemeinsame Altwerden ohne Familie.
Uli, man hat Sie schon länger nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Haben Sie sich in letzter Zeit bewusst zurückgezogen?
Ulrike Kriegler: Zurückgezogen stimmt eigentlich nicht. Ich bin nach wie vor auf Events – aber nicht mehr, weil ich etwas promoten muss. Ich muss nicht mehr sagen: „Ich spiele Kabarett, kauft Karten.“ Ich gehe einfach hin, rede Blödsinn, und das ist okay. (lacht) Das Leben ist vielleicht nicht mehr so glamourös – aber ich vermisse das Glamouröse auch nicht.
Heißt das, Sie haben sich vom Kabarett verabschiedet?
Kriegler: Nicht vollständig. Ich mache hin und wieder Kurzauftritte, aber ich versuche derzeit kein neues Programm zu etablieren. Das hat sich auch mit Corona verändert. Es ist schwieriger geworden. Die Szene hat sich sehr verändert. Viele kleine Locations gibt es nicht mehr. Die großen Namen spielen in riesigen Hallen. Die kleine Kabarettszene, in der ich mich bewegt habe, ist in Teilen einfach verschwunden. Aber wenn jemand aus der Kabarett-A-Liga mit mir spielen möchte, würde ich natürlich nicht Nein sagen.
War das ein persönlicher Wendepunkt?
Kriegler: Natürlich. Das war auch die Zeit, in der Peters Mama und auch meine Eltern immer mehr Aufmerksamkeit gebraucht haben. Als wir aus Deutschland zurückgekommen sind, haben wir daher auch beschlossen, vorerst nicht mehr ins Ausland zu gehen. 2021 waren wir zwar in Budapest, aber das war von der Entfernung her okay, um jederzeit parat sein zu können, wenn wir gebraucht wurden.
"Jetzt gibt es nur noch uns beide. Und unsere Katzen."
Dann folgte ein Abschied nach dem anderen.
Kriegler: Ja, Peters Papa ist ja schon länger verstorben. Sein Bruder, seine Mama, meine Mama und zuletzt mein Papa sind alle von uns gegangen. Mein Vater ist am 1.1. gestorben. Er hat bis zum Schluss Humor bewiesen, indem er es noch ins Jahr 2025 geschafft hat.
Schwere Zeiten also, die Sie hinter sich haben, die sich auch beruflich auswirkten...
Kriegler: Klar, Peter hatte auch schöne Angebote aus Saudi Arabien, aber das wollten wir nicht. Wir haben beschlossen, dass wir da zusammen durchgehen. Es war eine anstrengende Zeit, die wir alle in der einen oder anderen Form durchmachen müssen.
Laut Wikipedia sind Sie seit 27 Jahren zusammen, ein echtes Dreamteam...
Kriegler: Ich hab‘s mit Jahreszahlen nicht so. Dass da 27 Jahre stehen, kommt nur daher, dass ich so oft gefragt wurde, seit wann wir zusammen sind, dass ich irgendwann eine Circa-Zahl genannt habe. Mir ist das doch völlig wurscht.
Hat sich Ihre Beziehung über die Jahre verändert?
Kriegler: Überhaupt nicht. Dinge, die gut funktionieren, soll man nicht verändern. Die Todesfälle in unseren Familien haben uns natürlich noch enger zusammengeschweißt. Jetzt gibt es nur noch uns beide. Und unsere Katzen.
Beruflich gibt es einen Neustart – Ihr Mann ist nun Cheftrainer des SK Rapid. Waren Sie sofort begeistert?
Kriegler: Ich fand’s großartig! Es gibt in Österreich nur wenige Trainerjobs mit so viel Präsenz. Natürlich kommst du als Trainer nie irgendwohin, wo alles super läuft – sonst würden sie dich ja nicht holen. Aber Peter bringt Ruhe, Humor und ein gutes Gespür für Menschen mit. Das ist genau das, was jetzt gebraucht wird. Zu welchem Erfolg das führt und wie viel Zeit ihm gegeben wird, wird man sehen. Er ist auf jeden Fall sehr glücklich.
In Köln war der Hype um Sie beide anfangs enorm. Sie wurden ja als Star-Trainerpaar auf den Straßen und auch medial gefeiert. Wie war es am Ende, als Schluss war mit den großen Erfolgen? Waren Sie dann plötzlich so out wie vorher gehyped?
Kriegler: Medial und auch von den Menschen in der Stadt wurden wir bis zuletzt super behandelt. Klubintern war es natürlich schwierig. Das ist ganz normal, wenn ein Verein plötzlich nicht mehr erfolgreich ist. Peter kannte das schon und wusste von Anfang an, dass das irgendwann kommt. Man lernt, damit umzugehen. Peter ist auch im Erfolg nie so euphorisch, weil er eben weiß, dass es wieder anders werden kann.
"Uli hält mir seit zig Jahren den A*** frei!"
Nun sind Sie bei Rapid angekommen. Wie integriert sind Sie schon?
Kriegler: In der Fußballszene kennt man einander ja. Ich war noch nicht so oft hier im Stadion, aber als Fußballfan kommt man hier ja auf jeden Fall auf seine Kosten.
(Zum Stichwort betritt Peter Stöger, der vom Trainingszentrum zum im Allianz Stadion gekommen ist, die Sports-Bar.)
Hallo, Herr Stöger. Wir haben schon ein bisschen über Ihre neue Funktion geplaudert. Wie geht‘s Ihnen nach diesen ersten Wochen?
Peter Stöger: Gut! Es macht Spaß – auch wenn es natürlich eine Umstellung war. Die letzten Jahre waren komplizierter, geprägt von Herausforderungen, vor allem privat. Umso schöner, dass wir jetzt wieder so eine Chance bekommen haben. Als das Angebot von Rapid kam, war für uns eigentlich klar: Das machen wir! Die Challenge wollen wir uns noch einmal geben. Ob’s wirklich für alle Seiten gut ist, wird man wohl erst in ein paar Monaten sagen können. Aber das Gefühl ist richtig gut.
Sind Sie auch froh, dass Sie nicht umziehen mussten?
Stöger: Es hätte andere Optionen gegeben – auch international. Aber wir haben uns bewusst dagegen entschieden, obwohl es ja jetzt wieder möglich gewesen wäre, ins Ausland zu gehen. Jetzt müssen wir beide das ja nur mehr zu zweit abklären – und wir hatten beide das Gefühl: Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort.
Sie sprechen von Ihrem Job, tun dies aber stets in der „Wir“-Form. Ist genau das das Erfolgsgeheimnis Ihrer langjährigen Beziehung? Sitzt Uli gefühlt neben Ihnen auf der Trainerbank?
Stöger: Naja, das nicht. (lacht). Aber sie hält mir halt seit zig Jahren den Arsch frei, das muss man ganz einfach so sagen. Dabei hat Uli ja ihre Sachen auch immer am Laufen und unser Leben abseits des Sports liegt zu 80 Prozent in ihren Händen. Sie sorgt seit Jahren dafür, dass ich mich auf den Sport konzentrieren kann – egal ob das Köln, Budapest oder Wien war. Parallel dazu hat sie ihre Jobs gemacht, sich um ihre Familie gekümmert und nebenbei den Alltag gecheckt. Also ja, man kann sagen, das ist schon Teamarbeit, was wir da machen. Als ich in Köln war, hatte sie ja selbst auch viele Jobs, hat aber trotzdem den Haushalt in Wien und den ganzen Wahnsinn, der damals in der Familie begonnen hat, organisiert.
Kriegler: Das war aber auch nicht abzusehen, dass ich in Köln plötzlich alles moderieren durfte, was mit einem Dirndl zu tun hat. Die denken ja dort, wir feiern ab 18 Uhr jeden Tag Après-Ski. Und nachdem ich dieses Gefühl ganz gut vermitteln kann, hat man mich gebucht. (lacht)
"Wir haben uns immer gegenseitig gestützt."
Peter, wie wichtig war es Ihnen, für Ihre Partnerin ganz da zu sein in der schweren Zeit mit ihrem Vater?
Stöger: Wir haben uns gegenseitig gestützt. Das war ja eine Zeit mit ganz vielen Einschlägen, von beiden familiären Seiten. Das gehört zum Leben dazu, aber es war echt herausfordernd. Und jetzt ist es auch schwierig, weil diese Herausforderung mit dem Tod beendet wurde und unsere Familien nicht mehr da sind. Aber rückblickend war es schon heftig.
Kriegler: Deshalb habe ich damals auch keine Jobs mehr zugesagt, weil immer einer auf Stand-by sein musste. In so einer Phase kann nur einer einen Job machen, in dem man unabkömmlich ist.
Nun werden Sie, wie Uli vorhin sagte, nur noch zu zweit alt...
Stöger: Ich bin schon alt! (lacht) Mit riesen Schritten bin ich dem Alter entgegengegangen, zumindest kommt es mir so vor.
Denkt man nach dem Erlebten verstärkt über das Altwerden und die Pflege, die man vielleicht eines Tages auch braucht, nach?
Kriegler: Noch geht‘s, aber ich glaube, ich würde mich nicht dagegen wehren, später einmal in so eine Seniorenresidenz zu ziehen.
Stöger: Die Gedanken, wer wen pflegt, muss sich eher die Uli machen, das wird eher auf dich zukommen, dass du dich um mich kümmern musst. Aber ich glaube, den Zeitpunkt richtig zu erwischen, ist immer das Schwierige. Jedenfalls haben wir fix niemanden, der die Apothekenfahrten und Sonstiges für uns erledigen wird. Das würde ich auch von niemandem verlangen und unsere Eltern haben das ja auch nicht von uns verlangt. Das entwickelt sich einfach.
Zurück zum neuen Leben als Rapid-Trainer: Bis zuletzt wurde viel über Marko Arnautovic diskutiert. Sie haben betont, dass Sie eine möglichst rasche Entscheidung herbeisehnen...
Stöger: Richtig, weil ich – wie ich gesagt habe – eine ganze Fußballmannschaft trainiere, die aus 25 super Jungs besteht. Denen wird das nicht gerecht, wenn sich die Berichterstattung nur um Spekulationen und Verhandlungen dreht. Das hat mir nicht gefallen.
Wie lautet das Erfolgsgeheimnis von Peter Stöger als Trainer?
Kriegler: Empathie, Respekt und definitiv Humor.
Und das Erfolgsgeheimnis Ihrer Beziehung?
Stöger: Das ist die Uli!
Kriegler: Die Antwort haben wir lange geübt. (lacht)
Stöger: Nein, das ist schon so. Ich mache nur meinen Job, aber die Uli macht ihren Job, managt unser ganzes Leben und tingelt mir nach. Und trotzdem ist sie immer da. Sie macht alles und ich mache nur meinen Fußball-Wahnsinn.
Kriegler: Aber die Werte, die zählen – egal ob in einer Mannschaft, in einer Beziehung oder in einer Freundschaft – sind immer die gleichen. Und die, glaube ich, leben wir. Inzwischen halten wir auch gemeinsam Keynotes zum Thema „Mit Teamgeist zum Erfolg“. Da geht es viel um Sport, vor allem aber um zwischenmenschliche Beziehungen. Wir sind das kleinstmögliche Team, funktionieren aber mit den gleichen Werten wie eine große Mannschaft funktioniert.
Ist Ihre Teamarbeit konfliktfrei?
Kriegler: Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen, aber kaum Konflikte. Wichtig ist: Man muss kommunizieren – und zwar bevor sich etwas aufstaut. Nicht darauf warten, dass der andere „es schon merken wird“. Das funktioniert nicht.
Peter, Sie sagen, Uli macht viele Abstriche in der Beziehung. Welche Abstriche machen Sie?
Stöger: Ganz ehrlich, ich muss wenige Abstriche machen.
Kriegler: Also das klingt jetzt so, als müsstest du gar nichts machen. Ich bekomme zum Beispiel jeden Tag in der Früh den Kaffee ans Bett serviert!
Stöger: Das ist reiner Selbstschutz und alternativlos, weil sie sonst einfach nicht ansprechbar ist. (lacht)