Liebe&Gerechtigkeit

Power-Duo für Gerechtigkeit: Yara Hofbauer & Philipp Hochenburger im Talk

05.02.2025

Yara Hofbauer und Philipp Hochenburger haben den Verein RESPONSABILITAS gegründet mit der Mission Menschen mit Behinderungen bei Rechtsverfahren zu unterstützen.

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© Kernmayer
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Die Rechte und die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen bleiben oft nur Lippenbekenntnisse. Zwar gibt es immer wieder Momente, in denen Politik und Wirtschaft ihre Unterstützung betonen, doch schnell geraten diese Anliegen in den Hintergrund. Der Ruf nach tatsächlicher Gleichstellung verstummt oft viel zu schnell.

Die auf Opferschutz und Antidiskriminierungsrecht spezialisierte Rechtsanwältin Yara Hofbauer und der Profi-Rollstuhlbasketballer Philipp Hochenburger wollen diesem Zustand mit ihrem Verein RESPONSA-BILITAS entgegenwirken. Das Paar weiß aus eigener Erfahrung, mit welchen Hürden hier gekämpft werden muss, da Philipp seit einem Autounfall, den er nicht selbst verursacht hat, Rollstuhlnutzer ist. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Finanzierung von rechtlicher Beratung für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen zu ermöglichen. MADONNA hat die beiden Gründer zum Interview getroffen.

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Zunächst die Frage, die sich aufdrängt: Wie habt Ihr zusammengefunden?
Philipp Hochenburger: Wir haben uns vor circa drei Jahren kennen-und lieben gelernt, wobei ich zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahren im Behindertensport tätig war. Yara war schon damals als Rechtsanwältin im Bereich Antidiskriminierung aktiv.
Yara Hofbauer: Es hat eigentlich so angefangen, dass ich Philipp bei einigen Diskriminierungsverfahren rechtlich unterstützt habe und so immer mehr Personen, die Ungerechtigkeit aufgrund der eigenen oder der Behinderung eines Angehörigen erlebt haben, um rechtliche Unterstützung gebeten haben.

Welche Ungerechtigkeiten waren das?
Hofbauer:
Fehlende Barrierefreiheit in Lokalen, Geschäften, Apotheken oder Arztpraxen zum Beispiel oder die Ablehnung von notwendigen Heilbehelfen, die Aberkennung von Berufsunfähigkeitspensionen, fehlende Kinderbetreuungsplätze für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, aber auch Konflikte von Angehörigen mit dem Erwachsenenvertreter des erwachsenen Kindes mit Behinderungen. Mir war bis dahin nicht bewusst, wie schlecht die Ansprüche von Menschen mit Behinderungen in Österreich eigentlich abgesichert sind.
Hochenburger: Es wurde dann sehr schnell klar, dass es eine große Rechtsschutzlücke gibt. Menschen mit Behinderungen sind doppelt so oft von Armut betroffen, als Menschen ohne Behinderungen. Viele leben am finanziellen Limit, es ist logisch, dass da oft kaum oder kein Geld für rechtliche Beratung übrig ist.
Hofbauer: Dazu muss man sagen, dass Rechtsschutzversicherungen die Deckung von Diskriminierungsfällen sehr oft ausschließen und es auch keine allgemeine kostenfreie Anlaufstelle für die rechtliche Vertretung bei sozialrechtlichen Problemen gibt.

Es gibt ja bereits einrichtungen, die betroffene in rechtlichen Verfahren unterstützen, der Klagsverband zum beispiel. Was unterscheidet euch?
Hochenburger:
Wir wollen, dass Menschen mit Behinderungen nicht auf Glück angewiesen sind, sondern ihre Rechte wirksam durchsetzen können. Dabei möchten wir möglichst vielen Menschen mit Behinderungen individuelle Hilfe anbieten. Andere Einrichtungen zielen vor allem auf strategisch relevante und medial gut verwertbare Fälle ab. Das ist natürlich auch wichtig und Yara arbeitet als Rechtsanwältin auch mit solchen Einrichtungen zusammen. Uns geht es mit Responsabilitas aber ganz vorrangig darum, Hilfe möglichst breit anzubieten.

Wie finanziert sich die Arbeit des Vereins?
Hochenburger:
Wir finanzieren uns ausschließlich durch Mitgliedschaften und Spenden, um unabhängig zu bleiben. So können wir Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen zu ihrem Recht verhelfen, ohne Rücksicht darauf, wem das unangenehm sein könnte. Wir vertrauen darauf, dass genug Menschen die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterstützen möchten. Dafür bieten wir Unterstützungsmitgliedschaften und verschiedene Spendenmodelle für Unternehmen an.

Ihr seid ein Paar und auch beruflich verbunden. funktioniert das?
Hofbauer:
Wir sind extrem unterschiedlich. Ich bin sehr ungeduldig, will immer alles sofort. Philipp ist sehr gelassen, hat einen klaren Blick und geht strukturierter vor. Natürlich gibt es da manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber wir ergänzen uns gut.
Hochenburger: Und es macht einfach großen Spaß, gemeinsam für Gerechtigkeit zu kämpfen.

ZUR PERSON

Yara Hofbauer: Die Wienerin ist Rechtsanwältin sowie Expertin für Antidiskriminierungsrecht und Diversity.
Philipp Hochenburger: Der Rollstuhl-Basketball-Profi war mit 16 Jahren in einen Autounfall verwickelt und ist seither querschnittsgelähmt. Heute ist er 38 Jahre alt, voll Lebensfreude und spielt im Nationalteam. Philipp hat seinen Frieden mit dem Unfall gemacht und lebt heute ein selbstbestimmtes Leben.

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