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Schwimm-Ikone Franziska van Almsick: Offene Beichte über ihre Essstörung

13.08.2025

Die ehemalige Schwimm-Ikone Franziska van Almsick (47) spricht im GALA-Interview offen über ihre bis heute andauernde Essstörung und wie sie gelernt hat, diese als Warnsignal zu verstehen.

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In Deutschland war sie der „Goldfisch der Nation", wurde bei Erfolgen bejubelt und bei Niederlagen verlacht. 21 Jahre nach ihrem Karriereende blickt Franziska van Almsick mit neuer Perspektive auf ihre Zeit als Profisportlerin zurück – und enthüllt dabei einen bis heute andauernden Kampf. 

„Das war alles ganz schön viel für so ein junges Mädchen"

Mit ihrem Partner und zwei Söhnen lebt die ehemalige Spitzenschwimmerin heute ein Leben abseits des Rampenlichts in Heidelberg. Die Vergangenheit betrachtet sie mittlerweile mit Gelassenheit: „Heute blicke ich mit Stolz und Entspannung zurück und sage: Das war alles ganz schön viel für so ein junges Mädchen und trotzdem habe ich das ganz gut gemeistert", verrät van Almsick im Gespräch mit GALA. Die frühe Berühmtheit, der enorme Druck und die ständige Aufmerksamkeit – all das meisterte sie bereits in jungen Jahren.

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Besonders bewegend ist für sie bis heute der Abschied von ihrer großen Liebe, dem Schwimmsport: Am 22. Mai 2005, bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin, wurde sie noch einmal gefeiert – in ihrer Heimat, umgeben von Familie, Freunden und Wegbegleitern. Drei Jahre zuvor hatte sie an genau diesem Ort einen Weltrekord über ihre Paradedisziplin 200 Meter Freistil gebrochen und fünf EM-Goldmedaillen gewonnen. Zwölf Jahre lang stand sie an der Weltspitze, ordnete ihr ganzes Leben dem Sport unter. „Es war eine tolle, aufregende Zeit. Ich habe viel erreicht, war sehr erfolgreich, habe aber auch schwere Niederlagen einstecken müssen. Mein größtes Ziel, die olympische Goldmedaille, habe ich nicht erreicht“, sagt sie.

„Ich habe einfach aufgehört zu essen"

Doch nicht alles hat die Zeit heilen können. Offen spricht die 47-Jährige über ein Thema, das viele Profisportlerinnen betrifft, aber selten so ehrlich thematisiert wird: ihre Essstörung. Mit 18 entwickelte sie ein gestörtes Essverhalten, das bis heute in bestimmten Situationen aufflackert. „Ich war in einem Hamsterrad, in dem mir jemand permanent gesagt hat, was ich zu tun und zu lassen habe. Das Einzige, was ich selbst entscheiden konnte, war, ob ich esse oder nicht esse – und ich habe einfach aufgehört zu essen“, erzählt sie. Damals sei ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie sich selbst schadete.

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Dennoch habe sie bis heute mit einer Essstörung zu kämpfen: „Wenn ich heute in Situationen komme, in denen ich strampele, dann fange ich möglicherweise wieder damit an, weniger zu essen oder darüber nachzudenken, was ich esse", gesteht die zweifache Mutter. Die Wurzeln dieses Verhaltens reichen tief in ihre aktive Zeit zurück. „Ich bin damals ja in diese Essstörung gekommen, weil ich das Gefühl hatte, ich habe mein Leben nicht mehr selbst im Griff", erklärt sie die Entstehung des problematischen Essverhaltens. 

„Heute ist die Störung wie ein Warnsignal für mich" 

Bemerkenswert ist, wie van Almsick heute mit dieser Herausforderung umgeht. Statt die Essstörung nur als Belastung zu sehen, hat sie gelernt, die Symptome als Hinweis auf tieferliegende Probleme zu deuten. „Heute ist die Störung so etwas wie ein Warnsignal für mich: Wenn das mit dem Essen nicht mehr so gut, dann muss ich ein bisschen auf die Bremse treten und mehr an mich denken", beschreibt sie ihren Umgang mit den wiederkehrenden Mustern. Ein bemerkenswerter Perspektivwechsel – vom Problem zum persönlichen Alarmsystem.

Mit ihrer Offenheit bricht Franziska van Almsick ein Tabu und zeigt: Auch nach der Karriere kämpfen Spitzensportlerinnen mit den Folgen des Leistungsdrucks. Ihre Geschichte macht Mut – weil sie vorlebt, wie man persönliche Herausforderungen in Stärke verwandeln kann.

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