Viel zu dick?

Was Abnehmspritzen wirklich können

24.11.2025

Fettleibigkeit ist ein ernstes gesundheitliches Problem, das behandelt werden kann und soll. Mehr Bewegung, weniger essen: Das hilft in manchen Fällen nicht mehr ausreichend. Die neuen Abnehmspritzen können Teil der Lösung sein. – Die neuesten Entwicklungen.

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Adipositas ist mehr als nur Übergewicht. Die krankhafte Fettleibigkeit beginnt ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 und gilt als komplexe, chronische Stoffwechselerkrankung. Und wer an einer Erkrankung leidet, braucht therapeutische Hilfe. Auch deshalb, weil Adipositas auf Dauer weitere gesundheitliche Folgen hat. Mindestens fünfzig andere Krankheiten können durch Fettleibigkeit ausgelöst werden, darunter Demenz, tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und Gicht. Tipp: Berechne gleich hier deinen BMI.

© Statistik Austria. (2020). Gesundheitsbefragung 2019. https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-oziales/gesundheit/gesundheitsverhalten/ uebergewicht-und-adipositas

Viele Ursachen – mehrere Behandlungswege

Adipositas ist längst zur Volkskrankheit geworden. Im Jahr 2019 lebten rund 1,2 Millionen Österreicher:innen über 15 Jahren mit Fettleibigkeit. Tendenz steigend. Woran das liegt? – „Adipositas ist eine komplexe Krankheit. Ihre Ursachen sind deutlich komplexer als eine reine Kombination aus ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel“, erklärt die WHO in einem Bericht aus dem Jahr 2022. Mangelnde Bewegung und falsche Essgewohnheiten gehören zu den zentralen Ursachen. Doch auch genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen und Störungen sowie soziale und psychologische Faktoren können das Risiko erhöhen. 
Eine Behandlung muss daher auf mehreren Ebenen gleichzeitig stattfinden. Bewegung, Ernährungsumstellung und psychologische Unterstützung sind die Basis jeder Behandlung, um die Betroffene nicht herumkommen. Doch das genügt oft nicht, um ausreichend abzunehmen. In dem Fall braucht es medikamentöse Hilfe oder sogar chirurgische Eingriffe, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.

© 3. Österreichische Adipositas Gesellschaft (2023). Konsensuspapier Adipositastherapie. Wiener Klinische Wochenschrift 135 (Suppl 6), 705–750. https://www.adipositasaustria.org/pdf/2023-10-Konsensuspapier.pdf

Abnehmspritzen im Vergleich

Seit einigen Jahren sind auch sogenannte „Abnehmspritzen“ auf dem Markt. Einmal pro Woche verabreicht, reduzieren sie das Hungergefühl im Gehirn und verlangsamen die Magenentleerung. Medikamente wie Ozempic wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, lassen aber gleichzeitig auch bei Adipositas-Patienten die Kilos purzeln. Seit September ist unter dem Namen „Wegovy“ nun auch ein spezifisches Adipositas-Medikament in Österreich erhältlich, mit dem sich die chronische Stoffwechselerkrankung gezielt therapieren lässt. Auch diese Spritze erhöht das Sättigungsgefühl, senkt das Hungergefühl und verlangsamt die Magenentleerung. So nimmt einer von drei Wegovy-Patienten mindestens 20 Prozent ab. Doch das ist nicht alles.

„Gewichtsabnahme mit Organschutz“

„Wegovy ermöglicht einerseits Gewichtsmanagement und wirkt gleichzeitig mit Adipositas verbundenen Folgeerkrankungen entgegen,“ erklärt Dr. Jutta Rehse-Roth, Leiterin der medizinischen Abteilung für Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen des Herstellers Novo Nordisk in Österreich. So zeigen die Studien, dass Wegovy das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall um 20 Prozent reduzieren kann. Rehse-Roth nennt das „Gewichtsabnahme mit Organschutz“. Das kann auch für Menschen mit Übergewicht relevant sein. Wegovy ist ab einem BMI von 27 mit gewichtsbedingten Begleiterkrankungen zugelassen - dazu gehören Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder Prä-Diabetes. Wie jedes Medikament sind auch Abnehmspritzen mit möglichen Nebenwirkungen verbunden. Ist eine solche Therapie angezeigt, muss sie daher immer ärztlich begleitet werden und über einen langen Zeitraum andauern, um einen Rückfall zu vermeiden.

1. Statistik Austria. (2020). Gesundheitsbefragung 2019. https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-oziales/gesundheit/gesundheitsverhalten/uebergewicht-und-adipositas

2. World Health Organization Regional Office for Europe. (2022). WHO European Regional Obesity Report 2022. ISBN: 978-92-890-5773-8

3. Österreichische Adipositas Gesellschaft (2023). Konsensuspapier Adipositastherapie. Wiener Klinische Wochenschrift 135 (Suppl 6), 705–750. https://www.adipositasaustria.org/pdf/2023-10-Konsensuspapier.pdf

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