Das kommt auf uns zu

Geldjahr 2026: Notenbanken öffnen die Geldschleusen

19.12.2025

Das passiert im Geldjahr 2026 mit den Zinsen, mit Bitcoin, Gold und anderen Assets. oe24-Gastautor und Finanzexperte Marc Friedrich zeigt, was auf uns zukommt.

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2026 wird ein Jahr, in dem sich die globalen Finanzmärkte neu sortieren müssen. Die Notenbanken sind am Ende ihres Spielraums angekommen. Zwei Jahre straffe Geldpolitik haben die gleichen Folgen hinterlassen: schwaches Wachstum, explodierende Finanzierungskosten und private wie staatliche Haushalte, die unter der Zinslast ächzen. Deshalb werden die Zentralbanken 2026 gar keine andere Wahl haben, als die Zinsen zu senken, nicht, weil die Wirtschaft brummt, sondern weil die Staaten ihre historisch hohen Schulden sonst schlicht nicht mehr bedienen können.

Die USA rasen auf ein Defizit zu, das es so in der Geschichte noch nie gegeben hat. Japan kämpft mit einem überdehnten Anleihemarkt, der nur dank permanenter Notfallmaßnahmen überhaupt noch stabil aussieht. Europa steckt in der Dauerstagnation fest und verliert Jahr für Jahr mehr an Wettbewerbsfähigkeit. In dieser Lage braucht es nicht einmal einen schweren Abschwung, um eine erneute geldpolitische Kehrtwende auszulösen. Schon ein moderates Abkühlen würde reichen.

Die Notenbanken werden deshalb früher in den Lockerungsmodus schalten müssen, als ihnen lieb ist, noch bevor die Realwirtschaft ernsthaft einknickt. Genau das ist das Zeichen eines Systems, das nur noch durch billigere Zinsen zusammengehalten werden kann.

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Genau diese Zinssenkungen werden 2026 den Boden für die zweite Inflationswelle bereiten. Sie wird nicht so plötzlich kommen wie die erste, aber dafür deutlich zäher und hartnäckiger sein. In den USA mehren sich die Hinweise, dass die Politik erneut zu direkten Geldspritzen greift, wie unter anderem 2.000-Dollar-Schecks an Haushalte, um die Kaufkraft künstlich hochzuhalten. Politisch mag das bequem sein, ökonomisch ist es ein Brandbeschleuniger in einem System, das ohnehin schon mit hoher Preisdynamik kämpft.

Wenn geldpolitische Lockerung und fiskalische Expansion gleichzeitig laufen, führt das fast zwangsläufig zu steigenden Vermögenspreisen und zu einer neuen Runde realer Kaufkraftverluste.

Aktien profitieren von der großen Liquidität

Für die Märkte sind die Konsequenzen klar. Aktien werden weiter profitieren, aber nicht wegen boomender Unternehmensgewinne, sondern wegen ausufernder Liquidität. Besonders Sektoren mit strukturellem Rückenwind und realen Werten, wie etwa Energieinfrastruktur oder Rohstoffe, bleiben spannend. Klassische zyklische Geschäftsmodelle dagegen geraten stärker unter Druck. Und die Volatilität wird zunehmen, weil die Märkte ständig zwischen Rezessionssorgen und Liquiditätseuphorie hin- und hergerissen werden.

Gold bleibt Stabilitätsanker

Gold bleibt in diesem Umfeld der wichtigste Anker an Stabilität. Die Realzinsen dürften 2026 wieder ins Negative rutschen, was historisch ein fast sicherer Treiber für kräftige Goldpreisanstiege war. Gleichzeitig kaufen Notenbanken weltweit so viel Gold wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Stabilität des Papiergeldsystems weiter erodiert.

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Bitcoin dürfte zu den großen Gewinnern zählen

Bitcoin wird als digitales Gold ebenfalls zu den (vermutlich sogar größten) Gewinnern gehören. Die Angebotsverknappung durch das Halving, die wachsende institutionelle Nachfrage über neue Produkte und die weltweite Suche nach einem Wertspeicher, der sich politischer Einflussnahme entzieht, schaffen ein Umfeld, in dem neue Höchststände nicht nur möglich, sondern nahezu unvermeidlich werden. Die Mischung aus geldpolitischer Lockerung, globaler Unsicherheit und einem strikt begrenzten Angebot war historisch immer ein Treibstoff für kräftige Aufwärtsbewegungen und 2026 dürfte da keine Ausnahme sein.

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Die zentrale Erkenntnis für 2026 ist klar: Die Schuldenlast drängt die Politik in einen permanenten Stimulusmodus und genau damit beginnt die zweite Inflationsphase. Zinssenkungen, staatliche Programme und frische Liquidität mögen die Wirtschaft kurzfristig stabilisieren, doch sie verschärfen die langfristigen Risiken. Anleger müssen sich auf ein Umfeld einstellen, in dem nominale Gewinne trügen und echte Vermögenssicherung wichtiger wird als jemals zuvor.

Wer rechtzeitig auf limitierte und robuste Sachwerte setzt wie Gold, Bitcoin und ausgewählte Qualitätsaktien, wird 2026 nicht nur deutlich stabiler durch ein volatiles Jahr kommen, sondern auch zu den Gewinnern der nächsten großen Liquiditätswelle gehören.

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Über den Autor – Marc Friedrich

Marc Friedrich ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor (7 SPIEGEL Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater.

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Sein aktuelles Buch trägt den Titel "Die größte Revolution aller Zeiten - Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren können" und beschäftigt sich mit dem Thema Bitcoin und Geldgeschichte.
 
 
 

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