Nicht rechtskräftig

18 Jahre für zwei Banküberfälle

05.10.2006

Wegen zweier Banküberfälle mit Geiselnahme wurde am Donnerstag ein junger Koch von einem Innsbrucker Schwurgericht zu 18 Jahren Haft verurteilt.

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Der Kriegsflüchtling aus Bosnien-Herzegowina bekannte sich für beide Taten schuldig, gab aber an, aus Liebe zu seiner damaligen Freundin gehandelt zu haben. Das Urteil ist vorerst nicht rechtskräftig.

Am 20. Jänner war der 25-Jährige in Innsbruck in ein Taxi gestiegen, hatte den Lenker mit einer Pistolenattrappe bedroht und gesagt: "Sie sind jetzt meine Geisel, ich brauche sie für 20 Minuten. Tun sie genau was ich sage, dann passiert ihnen nichts!" Anschließend ließ sich der Koch in den Stadtteil Mühlau fahren. Mit dem Taxilenker als Geisel betrat er mit einer Unterhose maskiert die dortige Sparkassen-Filiale und forderte Bargeld mit der Drohung, dass ansonsten die Geisel tot sei. Mit 29.425 Euro und der Geisel flüchtete er. Zuvor trug er den Bankbeamten noch auf, zehn Minuten keinen Alarm auszulösen, andernfalls würde er die Geisel erschießen.

Am 8. Februar wiederholte sich die Geschichte. Der Angeklagte setzte sich an einer Innsbrucker Kreuzung in das Auto eines Pensionisten und forderte diesen mit der Pistolenattrappe in der Hand auf, in die Innenstadt zu fahren. Doch der Pensionist sprang einfach aus dem Auto. "Das ist der mutigste Mann, den ich jemals gesehen habe", sagte der Beschuldigte vor Richterin Helga Moser. Danach setzte er sich auf den Rücksitz des Autos eines Ehepaares und zwang dieses mit seiner Waffe wieder nach Mühlau zu fahren. Während sich die Frau in der Bank hinsetzen musste, forderte er, diesmal maskiert mit einer eigens gekauften Kinderstrumpfhose und dem Mann als Geisel, wieder Geld mit den Worten: "Ihr kennt mich vom letzten Mal. Bleibt ruhig, dann passiert nichts." Mit 55.740 Euro und der Geisel flüchtete er, wurde aber im Zuge der Alarmfahndung fünfzehn Minuten später festgenommen.

Staatsanwalt Hansjörg Mayer betonte, dass bei den Straftaten zwar niemand verletzt wurde: "Die betroffenen Personen haben aber teilweise Todesängste ausgestanden und benötigten psychologische Betreuung." In seinem Plädoyer sagte er noch: "Er ist ein Lügner und Hochstapler."

Schlimme Kindheit in Bosnien-Herzegowina
Der Angeklagte schilderte vor Gericht seine triste Kindheit in Bosnien-Herzegowina. Mit sechs Monaten habe ihn seine Mutter umbringen wollen, er sei dann bei den Großeltern aufgewachsen. Während des Krieges sei er in ein Konzentrationslager gekommen." Dort habe ich die schlimmsten Sachen gesehen, von Vergewaltigung bis Folter und Mord", sagte er. Mit zwölf Jahren flüchtete er mit seinen Großeltern nach Österreich.

Zu den Taten zeigte er sich voll geständig, schob die Schuld aber teilweise auf seine damalige deutsche Freundin. Sie habe ihn ganz klar zu den Überfällen angestiftet. Für dreieinhalb Monate war auch sie in Untersuchungshaft, ging aber wieder frei, nachdem der Beschuldigte in einem Brief an den Untersuchungsrichter sie entlastet hatte. Vor Gericht sagte er am Donnerstag dazu: "Das war aus Liebe und Gefühlsduselei. Heute weiß ich, sie ist der Teufel in Person." Gegen die deutsche Jusstudentin wurde vom Staatsanwalt keine Anklage erhoben.

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