Ohne Kontrolle

20.000 stürmen unsere Grenze

20.10.2015

Um die Lage in Griff zu bekommen, wurden Sicherheitskräfte aufgestockt.

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Extrem angespannt, prekär: Die Situation in Spielfeld an der slo­wenisch-österreichischen Grenze in der Steiermark hat sich auch am Donnerstag nicht beruhigt: Busse, die zum Abtransport von Flüchtlingen nach Graz bereitstanden, konnten nicht abfahren – die Korridore wurden von Menschen überrannt.

Das Gedränge an den Absperrungen zur Sammelstelle war teilweise so bedrohlich, dass die Polizei diese öffnen musste: „Wir mussten so handeln", sagt Polizeisprecher Fritz Grundnig, „sonst wäre es zu Verletzungen gekommen.“

Ohnmacht
Zwei Flüchtlingsfrauen kollabierten in dem Gedränge, mussten von Rotkreuzhelfern geborgen werden. Ständig versuchten Polizei und Bundesheer, die Massen zu beruhigen: „Bleibt an der Grenze sitzen. Wartet ab. Es gibt genügend Busse zum Weitertransport“, wurde via Megafon aufgerufen. Die wenigsten hielten sich daran. Wieder marschierten Hunderte zu Fuß davon. In Bussen wurden bis zum Abend 1.000 Personen wegegebracht.

© APA



Lebensgefahr
Frauen kollabieren im Gedränge Marsch. Kontrolliert wurde in Spielfeld niemand mehr: kein Pass, kein Name, kein Fingerprint. Die Menschen marschieren einfach ins Land: „Das ist unannehmbar“, warnt der steirische ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer im ÖSTERREICH-Interview: „Wir müssen dafür sorgen, dass alles wieder in geordneten Bahnen verläuft“. Schützenhöfer machte sich am Donnerstag persönlich ein Bild von der Lage vor Ort in Spielfeld.  Auch ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner reiste mit SPÖ-Verteidigungsminister Gerald Klug reisten nach Spielfeld zum Lokal­augenschein.

 


Mikl-Leitner fordert Schutz der EU-Außengrenzen

Bei einem Lokalaugenschein mit SPÖ-Verteidigungsminister Gerald Klug am Donnerstag an der Grenze in Spielfeld griff die Ministerin zu drastischen Worten: „Wir müssen an einer Festung Europa bauen“, sagte sie. Ohne besseren Schutz der EU-Außengrenzen sei die Situation nicht in den Griff zu bekommen.

Polizisten
900 Polizisten und Soldaten sind derzeit in der Steiermark im Einsatz. Weitere Beamte stehen auf Abruf bereit: „Tausende Migranten auf einmal lassen sich auch nicht von polizeilichen Zwangsmaßnahmen aufhalten“, sagte sie.

Ansturm
Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) versicherte, den Assistenzeinsatz so lange wie nötig aufrechtzuerhalten. Er geht davon aus, dass dieser noch „länger dauern“ werde.

Keine Pause
Entspannung wird es an der Grenze auch heute nicht geben: 13.000 sind derzeit in Slowenien unterwegs, wollen via Österreich nach Deutschland weiterreisen. Etwa 10.000 wurden – laut Ministerin – während der Nachtstunden in Spielfeld erwartet.

 


Schützenhofer im ÖSTERREICH-Interview
ÖSTERREICH: Tausende stürmen unkontrolliert in Spielberg die Grenze...

Hermann Schützenhofer: Wir haben kurzfristig die Kontrolle verloren, das ist unannehmbar. Es ist die vordringlichste Aufgabe des Staates seine Grenzen zu schützen. Das ist nicht mehr gewährleistet. Tausende stürmten völlig unkontrolliert ins Land, die Bevölkerung ist zu Recht besorgt, in Spielfeld herrschte Chaos. Ich war selbst vor Ort.

ÖSTERREICH: Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?

Schützenhofer: Ich will die Grenzen nicht dicht machen, sie müssen aber geschützt werden. Schließlich warten in Slowenien weitere 12.500 Flüchtlinge auf die Einreise, es wird nicht besser. Innen- und Außenminister haben Hilfe versprochen, wir brauchen wieder Ordnung.

5.000 neue Flüchtlinge pro Tag auf Lesbos
Aber neben Österreich und Slowenien haben auch die EU-Außengrenzen mit dem Flüchtlingsansturm zu kämpfen. Vor allem die griechishe Insel Lesbos wird geradezu überrannt. "Bild"-Reporter Ronzheimer hat sich vor Ort umgesehen und berichtet von der Insel.

 


"Alle 10 Minuten kommen 3 Boote"
Alle zehn Minuten kommen auf der griechischen Insel Lesbos drei Schlauchboote aus der Türkei an. Auf jedem hocken bis zu 50 Flüchtlinge. Pro Tag erreichen so rund 5.000 Personen die Insel. Alle wollen weiter nach „Germany. So schnell wie möglich“. Ich frage einen Flüchtling, wie viele in der Türkei noch warten: „Hunderttausende“, sagt er, „es werden nicht weniger, nur weil das Wetter jetzt schlecht wird.“

An den Stränden liegen auftürmt Berge von Schwimmwesten, Schlauchboote. Ursprünglich hoffte Europa, die Massen auf Lesbos in sogenannten Hotspots bündeln zu können. Das ist gescheitert. Kein Hotspot funktioniert.

Eli (43), eine Helferin, klagt: „Wir können kaum fassen, wie viele Flüchtlinge weiterhin übers Meer kommen. Wahrscheinlich müssen bald alle Schätzungen noch einmal weit angehoben werden.“

 

oe24 berichtete natürlich auch heute wieder LIVE über die aktuellen Ereignisse. Hier der Live-Ticker zum Nachlesen.

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