Überwachung

250.000 Videokameras spionieren in ganz Österreich

11.04.2008

Die Zahl der Überwachungskameras in Österreich explodiert. Die Cams sollen Verbrecher abschrecken. Doch hauptsächlich werden ahnungslose Passanten gefilmt ...

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© Fally/TZ ÖSTERREICH
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Big Brother ist keine Zukunftsvision, sondern längst Realität: Sobald man außer Haus geht, wird man gefilmt. 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche. Ob beim Sonntags-Spaziergang rund ums österreichische Parlament, beim Geldabheben am Bankomat, beim Einkaufen im Supermarkt oder bei der U-Bahn-Fahrt in die Arbeit: Fast kein Bereich des Lebens ist noch von der Videoüberwachung ausgenommen. Unglaubliche 250.000 Überwachungskameras sind in Österreich in Betrieb.

Die Zahl explodiert
In den letzten Jahren gab es einen Zuwachs von 90.000 Kameras. Jetzt hängen die Videoaugen an jeder Häuserecke. In dieser Woche erreichte die Diskussion den absoluten Höhepunkt. Sogar Schulen wollen ihre Schüler filmen dürfen. In der Wiener Sir-Karl-Popper-Schule für Hochbegabte etwa demolierten Schüler mit Feuerwerkskörpern einige Toiletten. Um Vandalenakten vorzubeugen, beantragte der Direktor eine Filmerlaubnis bei der Datenschutzkommission. Auch in Freistadt (OÖ) will man eine Überwachungserlaubnis – nachdem eine Fahrradbremse manipuliert worden war.

Kameras im Müllraum
Seit Anfang April registrieren Videokameras in zehn Wiener Gemeindebauten jede Bewegung der Bewohner. In den Gängen, Aufzügen und sogar in Müllräumen sind insgesamt 220 Kameras aufgestellt worden. 72 Stunden lang können diese Aufzeichnungen gespeichert werden, um Vandalenakte aufzuklären. Beim ÖSTERREICH-Lokalaugenschein in der Weiglgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk bestätigt eine Bewohnerin: „Erst waren wir skeptisch, aber durch die Kameras ist es schon viel sauberer geworden.“

Die Wiener Verkehrsbetriebe probieren mit einer lückenlosen Videoüberwachung gegen Drogendealer anzukämpfen. Seit Kurzem wird sogar in 24 Waggons gefilmt. Daneben gibt es noch 1.500 Kameras, die in allen 90 Wiener Stationen im Einsatz sind. „Dieser Zug wird videoüberwacht“, heißt es dann an den U-Bahn-Türen. Vielen Fahrgästen fallen die unscheinbaren schwarzen Kameras an der Decke aber kaum auf.

Auch die ÖBB hat in letzter Zeit kräftig aufgerüstet: So ist die neu eröffnete Station Wien-Praterstern zum ersten vollständig video-überwachten Bahnhof Österreichs geworden. 100 Kameras (!) sollen hier für EURO-Sicherheit sorgen.

300% Plus
An 16 öffentlichen Plätzen in sieben Bundesländern überwacht die Polizei selbst per Video. Dazu gehören der Rapoldipark in Innsbruck, der Rudolfskai in Salzburg oder die Linzer Altstadt. 2007 wurden für die Videoaufzeichnungen und Auswertungen 33.500 Euro ausgegeben. Steigerung heuer: fast 300 % (94.000 Euro). Der Grund ist die hohe Nachfrage: Denn immer mehr Orte sollen überwacht werden.

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